Besser könnte die Health-i Initiative in diese turbulenten Zeiten kaum passen. Denn wenn die Pandemie eines deutlich gemacht hat, dann ist es die Notwendigkeit der Digitalisierung und Bestärkung innovativer Vorhaben – auch und vor allem im Gesundheitswesen. Nicht erst seit diesem Jahr ist diese Überzeugung fest in der Initiative der Techniker Krankenkasse (TK) und des „Handelsblatt“ verankert. Bereits zum fünften Mal wurden nun vier Pioniere auserkoren und geehrt: Das BioTech-Unternehmen C9ureVac, die Softwarefirmen Tricode und Noscendo sowie die Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) sind die Health-i Pioneers 2020.
Medizinische Hoffnungsträger
Nicht nur in der Covid-19-Impfstoff-Forschung verfolgt das Tübinger BioTech CureVac einen vielversprechenden Ansatz. Das Forscherteam arbeitet an einer Technologie, die den menschlichen Körper anleiten soll, seine Abwehrmechanismen zu aktivieren. Die Technologie basiert auf dem körpereigenen Botenstoff Messenger-RNA, der Informationen zur Proteinherstellung in sich trägt. Das Ziel ist die eigenständige Produktion von Antikörpern und T-Zellen, indem diese Zellen mit Informationen zu einem Protein des Erregers versorgt werden. Gründer Dr. Ingmar Hoerr beschreibt das Verfahren als „Lehrgang für den Körper darin, wie er im Falle einer Infektion reagieren soll“.
Während CureVac an einer neuen Art der Prävention arbeitet, revolutioniert Noscendo die Diagnostik. In weniger als 24 Stunden ermöglicht das auf Algorithmen basierte DISQVER-Verfahren, Blutproben mithilfe neuer Biomarker auf über 1.000 Erreger zu testen. Bisher wurde aufgrund der langwierigen Suche nach Bakterien, Viren oder Pilzen oft auf ein Breitbandantibiotikum zurückgegriffen. Das Diagnostikverfahren von Noscendo bietet die Möglichkeit, schnell und präzise Krankheitserreger auszumachen und diese schnell und gezielt zu bekämpfen. Geschäftsführer Philip Stevens sieht das Potenzial seiner Software vor allem bei der zügigen Bekämpfung einer Sepsis, aber auch in der Onkologie und Kindermedizin.
Digitale Bindeglieder
Mithilfe einer App Menschen zum Blutspenden bewegen – das möchte das Kieler Unternehmen Tricode. In der App „Statusplus Blutspende“ wird alles rund um das Thema Spende digital zusammengetragen. Auf Nutzerseite kann man beispielsweise seinen Blutspendeausweis einsehen oder benachrichtigt werden, sobald das eigene Blut eingesetzt wurde. Spenderzentren haben mithilfe der App die Möglichkeit, per Pushnachricht um Spenden bestimmter Blutgruppen zu bitten. Geschäftsführer Jonas Reinhardt ist froh, ein so wichtiges Thema publik machen zu können. Die App vernetzt Akteure des Gesundheitswesens mit Freiwilligen und soll vor allem den Zugang zu einer jungen Generation an Spendern vereinfachen.
Mit zwei Apps eröffnet die Arbeitsgruppe Klinische Neuropsychologie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE neue Behandlungsmöglichkeiten. Denn schnelle und direkte Hilfe steht Betroffenen vieler psychologischer Störungen aufgrund von Unterversorgung oft nicht zur Verfügung. Dabei kämpft ein Viertel aller Bundesbürger einmal im Leben mit einer psychischen Störung, die der Behandlung bedarf. Die Anwendung „Neustart“ richtet sich an Menschen, die an Glücksspielsucht leiden; „MKT & Mehr“ hilft bei Depression und Psychosen.