Hamburg Wasser
„Wir arbeiten für Hamburg und die Umwelt“
Ingo Hannemann, Technischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Wasser, über die Aufgabe, die Bürger der Hansestadt sicher mit der wichtigen Ressource zu versorgen.
30.09.2022
Ingo Hannemann
ist Technischer Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Wasser. Nach Stationen unter anderem bei Arthur Andersen Business Consulting und der MVV-Energie-Gruppe, übernahm der Diplom-Elektroingenieur den Geschäftsbereich Technik Energie-Wasser-Abwasser bei der Stadtwerke Osnabrück AG und die Geschäftsführung der ESOS Energieservice Osnabrück, bevor er 2018 nach Hamburg wechselte.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wie hat sich Ihr Business zuletzt entwickelt?
Ingo Hannemann: Krisen wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine oder die Coronapandemie fordern uns als Unternehmen der kritischen Infrastruktur heraus. Trotzdem konnten und können wir eine zuverlässige Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung langfristig sichern. Um gestörten Lieferketten entgegenzuwirken, haben wir zum Beispiel unsere Lagerhaltung umgestellt. Steigende Energiepreise puffern wir durch den Ausbau unserer Erzeugungsanlagen ab. Und um Personalausfälle aufgrund von Quarantäne zu vermeiden, ergreifen wir besondere Schutzvorkehrungen für unsere Mitarbeitenden; insbesondere in den Leitwarten, die 24/7 besetzt sein müssen. Die Maßnahmen helfen, uns krisensicher aufzustellen und unseren Versorgungsauftrag zuverlässig zu erfüllen.
Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business – der Motor für Wachstum?
Hannemann: Wachstum ist nicht unser oberstes Ziel. Für die Menschen in Hamburg und der Metropolregion wollen wir eine sichere Versorgung mit qualitativ einwandfreiem Trinkwasser und eine umweltgerechte Entsorgung des Abwassers sicherstellen – und das alles zu sozial verträglichen Preisen. Dafür investieren wir in den Funktionserhalt und die fortwährende Modernisierung unserer Anlagen. Wir entwickeln Innovationen im Bereich der Trinkwasseraufbereitung und des Recyclings von Energie und Rohstoffen aus dem Abwasser. Gemeinsam mit der Hamburger Verwaltung arbeiten wir außerdem an nachhaltigen Lösungen für eine klimaresiliente Stadtentwicklung, um uns zum Beispiel vor Starkregen zu schützen.
Wie bleibt das Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie im Management, um das zu fördern?
Hannemann: 2021 haben wir einen Wandelprozess im Unternehmen ins Leben gerufen. Wir wollen flexibler werden, mehr Vertrauen schaffen, eine gelebte Kritik-, Lern- und Fehlerkultur etablieren, bei Innovation und Automatisierung am Ball bleiben und besser darin werden, Entscheidungen zu treffen. In unternehmensweiten interdisziplinären Teams beschäftigen wir uns mit Lösungsansätzen in den unterschiedlichen Themenfeldern und bauen Zukunftskompetenzen auf. Der Wandel ist für uns auch ein geschützter Experimentierraum, in dem wir gemeinsam ausprobieren, mutig und kreativ sein, vernetzt arbeiten können aber auch mal stolpern und uns irren dürfen. Nach einem Jahr im Wandelungsprozess sind wir auf einem guten Weg. Das bisher Erreichte hilft uns schon heute, Herausforderungen wie dem Klimawandel, der Digitalisierung und dem Generationenwechsel zu begegnen.
Was ist die größte Stärke Ihres Unternehmens? Trauen Sie sich auch eine Schwäche preiszugeben?
Hannemann: Unsere große Stärke ist, dass im gesamten Unternehmen eine große Identifikation mit unserer Tätigkeit besteht: Wir arbeiten für Hamburg und die Umwelt, das schweißt zusammen. Unser Know-how umfasst den gesamten Wasserkreislauf. Wir bereiten Grundwasser zu Trinkwasser auf, verteilen die Ressource an die Haushalte, leiten sie nach der Nutzung zum Klärwerk und reinigen dort das Abwasser. Das gereinigte Abwasser fließt ins Gewässer, verdunstet und fällt als Niederschlag wieder auf die Erde, um wieder zu Grundwasser zu werden. Mit unseren Fachleuten setzen wir uns an jeder Station des Wasserkreislaufs für den Schutz der Ressource ein, um sie für zukünftige Generationen in gleicher Qualität und Menge zu erhalten. So vorteilhaft dieses Spektrum an Expertenwissen ist, so herausfordernd ist der Wissenstransfer zwischen den Fachdisziplinen und Generationen. Bei der Vernetzung im Haus, aber auch außerhalb zum Beispiel mit anderen städtischen Infrastrukturunternehmen, wollen wir noch besser werden und Synergien weiter nutzen.
Was tun Sie, um den technischen Anschluss nicht zu verpassen?
Hannemann: Wir investieren in Technologieentwicklung und Technik. Bis 2025 werden wir etwa eine Milliarde Euro für den Erhalt und Ausbau unserer Anlagen und Netze ausgeben. Ein großer Teil davon entfällt auf Anlagen, die uns energieunabhängig machen werden. Zum Beispiel bauen wir die Energieproduktion auf dem Klärwerk weiter aus. Wir investieren aber auch in die Entwicklung von Innovationen und arbeiten dafür deutschlandweit mit Universitäten und Akteuren der Wasserwirtschaft zusammen. Aktuell forschen wir zum Beispiel an der Nutzung von versalzenem Grundwasser zur Trinkwasseraufbereitung.
Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?
Hannemann: Digitalisierung ist ebenfalls ein wichtiges Thema für uns. Hier haben wir in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Die Coronapandemie war für uns dazu ein wichtiger Antreiber, unsere Prozesse zu digitalisieren. Heute arbeitet ein Großteil der Mitarbeitenden flexibel im Homeoffice. Die Teams vor Ort sind mit neuen Tablets oder Smartphones ausgestattet. Während früher nach der eigentlichen Arbeit die handschriftliche Dokumentation in das System übertragen werden musste, geschieht das heute via Tablet direkt vor Ort. Wir konnten die Prozesse so wesentlich effektiver gestalten.
Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?
Hannemann: Als regionales Unternehmen sind wir für eine sichere Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für unsere Kundinnen und Kunden in Hamburg und der Metropolregion tätig. Wir sind 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche im Einsatz: Unsere Anlagen für die Wasserversorgung und das Hamburger Klärwerk sowie vier weitere im Umland werden permanent bedient und überwacht. Unser Entstördienst ist ebenfalls zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit, um beispielsweise Rohrbrüche zu reparieren und die Wasserversorgung aufrecht zu erhalten. Unser Kundenservice kümmert sich zuverlässig um alle weiteren Anliegen der Menschen in und um Hamburg und beantwortet Fragen zur Rechnung, Wasserqualität, Reinigungsleistung des Klärwerks usw. Dabei ist unser Ziel, stabile Preise und Gebühren für unsere Kunden zu sichern. Hamburg Wasser ist ein wichtiger Stabilitätsanker für die Stadt. Darauf vertrauen unsere Kundinnen und Kunden.
Welche Serviceangebote bieten Sie Ihren Kundinnen und Kunden darüber hinaus? Bitte nennen Sie ein Beispiel ...
Hannemann: Die Vorsorge vor den Folgen von Starkregen beschäftigt viele Menschen in Hamburg und im Umland. Große Schäden können oft schon durch kleine bauliche Maßnahmen verhindert werden. Deswegen haben wir in den letzten Jahren unser Informationsangebot erheblich ausgeweitet. Wir haben eine neue Broschüre „Hamburg schützt sich vor Starkregen“ entwickelt und gemeinsam mit der Verwaltung eine Starkregengefahrenkarte veröffentlicht. Sie zeigt – anhand der Topografie – die Fließwege des Wassers und damit das Gefährdungspotential von Gebäuden in Hamburg. Um darüber hinaus Sensibilität für Überflutungsvorsorge zu schaffen, haben wir in Anlehnung an das Konzept der technischen Universität Kaiserslautern den ersten deutschen Online-Starkregenindex für Hamburg entwickelt. Das Tool zeigt die Intensität von Starkregen in Echtzeit und als Prognose an. Diese Bausteine helfen uns die Stadt, gemeinsam mit den Menschen in Hamburg und der Verwaltung, klimaresilient zu entwickeln.
Was tun Sie, um den Service zu verbessern?
Hannemann: Unsere Ziele sind eine überdurchschnittliche Kundenzufriedenheit und eine sichere und umweltgerechte Ver- und Entsorgung. Um einen engen Draht zu unseren Kundinnen und Kunden zu halten, führen wir regelmäßig Kundenzufriedenheitsumfragen durch. Das Ergebnis der letzten Befragung stimmt uns positiv. 90 Prozent unserer Endkundinnen und -kunden sind sehr zufrieden oder zufrieden. Ehrliches Feedback bekommen wir auch von unserem Kundenbeirat, den wir 2017 ins Leben gerufen haben. Seit der Gründung kommen die Beiratsmitglieder zweimal jährlich zusammen, um mit uns über kunden- und öffentlichkeitsrelevante Themen zu beraten, Verbesserungsmöglichkeiten anzustoßen, mit Ideen und Impulsen zu inspirieren und an der einen oder anderen Stelle Kritik zu üben. Thematisiert werden ganz unterschiedliche Aspekte. Es geht um die Kommunikation mit unseren Kundinnen und Kunden, unser soziales Engagement, IT-Sicherheit oder das Arbeitgebermarketing. Die Ergebnisse der Kundenzufriedenheitsumfragen und der Kundenbeiratssitzung fließen direkt in unsere Arbeit ein. Daneben investieren wir auf hohem Niveau in unsere Anlagen und Netze und in technische Innovationen, um eine möglichst störungsfreie Infrastruktur bereitzustellen, sodass Trinkwasser immer in hoher Qualität aus dem Hahn fließt und das Abwasser zuverlässig abläuft.
Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren?
Unsere Aufgabe ist aus unserer Sicht die sinnvollste der Welt, Tagtäglich gehen wir mit einer wertvollen Ressource um. Wasser ist essenziell und wir haben den Auftrag, es jetzt und für die kommenden Generationen in ausreichender Menge und guter Qualität zur Verfügung zu stellen. An potenzielle Bewerberinnen und Bewerber appellieren wir deswegen, mit uns die Zukunft des Wassers zu gestalten. Unsere sinnstiftende Arbeit und der nachhaltige Unternehmenszweck sind die Basis, die wir in unserer Arbeitgeberpositionierung stark berücksichtigen. Darüber hinaus bieten wir ein Arbeitsumfeld das wichtige Aspekte, wie einen menschlichen Umgang miteinander sowie Verlässlichkeit und verantwortungsbewusstes Handeln in sich vereint. Das zeigt sich auch in unserem Hamburg Wasser Botschafter:innen-Programm, wo Kolleginnen und Kollegen freiwillig Werbung für uns als Arbeitgeber und Unternehmen machen. Dies geschieht über verschiedene Kanäle und Engagements. Es macht mich stolz, dass wir gemeinsam diese Begeisterung für unser Haus nach außen tragen und so echte Einblicke in unsere Arbeitswelt schaffen.
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