Gastbeitrag von Dirk Hünerbein, Unibail-Rodamco-Westfield

Nachhaltiges Bauen als Selbstverständlichkeit

Nachhaltiges Bauen ist für einige Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft schon länger Teil ihrer Standardprozesse. Einige haben im Zuge der öffentlichen Debatte der letzten Jahre auf das Thema aufgesattelt, bei manchen jedoch ist es noch nicht wirklich im Hauptfokus des unternehmerischen Agierens. Bei Unibail-Rodamco-Westfield (URW) ist der Kontext als wesentlicher Bestandteil der gruppenweiten Nachhaltigkeitsstrategie „Better Places“ gegenüber unseren Stakeholdern schon längst alternativlos und selbstverständlich. Das belegt auch das größte Mixed-use-Projekt „Westfield Hamburg-Überseequartier“, das nun mit einer speziellen Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) für seine vorbildliche Baustellenabwicklung gewürdigt wurde.

17.08.2021

Egal ob Großbaustelle oder die eigenen vier Wände – Nachhaltigkeit bei Bau, Beschaffung und Betrieb bewegt Nutzerinnen und Nutzer und Unternehmen gleichermaßen. Sie kann der ureigenen persönlichen Motivation entspringen und sie kann in ihrer Form als Innovationstreiber auch handlungsprägend für Unternehmen sein.

Als Global Player unter den Entwicklern und Betreibern von Freizeit- und Einzelhandelsdestinationen sehen wir für den Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise keine Alternative: Schon 2015 haben wir passend zum Pariser Klimaabkommen begonnen, sämtliche in der URW Group existierenden Nachhaltigkeitsinitiativen zu bündeln, um sie dann verbindlich in der gruppenweit gültigen Nachhaltigkeitsstrategie „Better Places 2030“ zu verankern.

Mittlerweile sind die Bestandteile, die neben Bau und Betrieb auch soziale Verantwortungsübernahme und persönliche Nachhaltigkeitsziele beinhalten, fest in der Unternehmensphilosophie verankert. Das zeigt auch die jüngste Zertifizierung unserer Quartiersentwicklung in der Hamburger HafenCity: Die DGNB hat unser Projekt Westfield Hamburg-Überseequartier mit dem Vorzertifikat für nachhaltige Baustellen ausgezeichnet – als eines der ersten vier Bauprojekte überhaupt und als erstes Vorhaben dieser Größenordnung. Die geplante Flagship-Destination umfasst 14 Gebäude mit einer Gesamtfläche von 419.000 Quadratmetern auf einem 67.000 Quadratmeter (rund zehn Fußballfelder) großen Grundstück.

Nachhaltigkeit durchzieht den gesamten Bauprozess

Auf der Baustelle ist es uns gelungen, die von der DGNB geforderten Richtwerte und Prozesse in den fünf Kategorien der Zertifizierung einzuhalten: Baustellenorganisation, Qualität der Bauausführung, Ressourcenschutz, Gesundheit und Soziales sowie Kommunikation mit der lokalen Öffentlichkeit. Konkret achten wir etwa auf die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien wie kohlenstoffarmen Beton, Holz aus rechtlich überprüfbaren Quellen oder recyceltem Stahl. Parallel geht es auch um die effiziente Nutzung von Baumaterialien sowie Abfallvermeidung. Durch den Abtransport des ausgehobenen Erdreichs per Schiff konnten circa 8.000 Lkw-Ladungen auf der Straße durch das Hamburger Stadtgebiet vermieden werden.

Auch der Betrieb wird nachhaltig erfolgen

Nach der Fertigstellung im Herbst 2023 wird die Stromversorgung des Quartiers mit erneuerbaren Energiequellen geplant. Auch die Versorgung der am Kreuzfahrtterminal anlegenden Schiffe mit Landstrom ist bereits eingeplant. Alle Gebäude werden nach Fertigstellung mit dem BREEAM-Excellent-Standard zertifiziert, einem weiteren branchenweit anerkannten Bewertungssystem. In den Bereichen Infrastruktur, Mobilität und Verkehr spielen die effiziente Einbindung des öffentlichen Nahverkehrs, E-Mobilitäts-Lösungen, Sharing-Economy, 3.500 Fahrradstellplätze sowie smarte Logistik- und Verkehrsleitsysteme eine große Rolle.

WHU-Baustelle
Großbaustelle: Im südlichen Teil der HafenCity entsteht das Westfield Hamburg-Überseequartier

Weitere Schwerpunkte: soziale Verantwortungsübernahme und individuelle Nachhaltigkeitsziele

Zusätzlich setzen wir im Kontext der sozialen Verantwortungsübernahme auf Partnerschaften sowie die aktive Mitarbeit in Initiativen und sozialen Projekten vor Ort. Wir kooperieren mit Kultureinrichtungen und Hochschulen und bringen uns in lokalen Vereinen und Verbänden ein. Der Dialog mit den direkten Nachbarn wird über regelmäßige Nachbarschaftsveranstaltungen – zuletzt in digitaler Form – aufrechterhalten.

Das Streben nach Nachhaltigkeit hört bei URW nicht beim unternehmerischen Agieren auf, sondern betrifft auch jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter. Es gibt etwa jährliche individuelle Nachhaltigkeitsziele und fest geplante Teilnahmen an gemeinnützigen Aktionen. In Hamburg haben beispielsweise 70 URW-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kinderbauernhof Kirchdorf e.V. im Süden Hamburgs umfassend renoviert.

Die Auszeichnung des Westfield Hamburg-Überseequartiers mit dem DGNB-Vorzertifikat für nachhaltige Baustellen untermauert die Wirksamkeit unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Aber gerade weil die Bau- und Immobilienbranche noch einen großen Anteil am weltweiten Ressourcen- und Energieverbrauch sowie dem Ausstoß von CO2-Emmissionen hat, werden wir weiterhin konsequent an unseren Nachhaltigkeitsstandards arbeiten und neue Maßstäbe setzen.

Dirk Hünerbein

startete im Juli 2018 als Head of Development Germany bei Unibail-Rodamco-Westfield und ist im Juli 2019 als Director of Development Germany ins Country Management Team aufgestiegen. Hünerbein verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in den Bereichen Design, Projektentwicklung und -management in führenden deutschen und internationalen Unternehmen. Er war zuvor unter anderem für Drees & Sommer sowie für ECE Projektmanagement tätig