„Krankenhäuser sind für die Patienten da und nicht die Patienten für die Krankenhäuser“, sagt Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen. Mit einer grundlegenden Reform der NRW-Krankenhauslandschaft will der Minister sicherstellen, dass der Mensch in der Gesundheitsversorgung noch stärker im Fokus steht. Ziel ist es, die Aufgabengebiete in der Versorgung besser miteinander abzustimmen, um die Versorgungsqualität und die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Krankenhäuser gleichermaßen zu stärken. So soll die wohnortnahe Grundversorgung stabilisiert und die Qualität in der spezialisierten Versorgung weiter gesteigert werden.
„Wenn ein Krankenhaus eine medizinische Leistung erbringt, soll diese Leistung in einer guten Qualität erbracht werden“, so Laumann. „Und Qualität hat nun einmal etwas mit den Strukturen zu tun, damit, ob die passende Technik vorhanden ist und die entsprechenden Fachärzte – und damit, ob man in der Behandlung eine gewisse Routine hat.“
Nur 60 Prozent der Operationen werden in Kliniken durchgeführt, die über die notwendige Routine verfügen
Gerade Letzteres sei heute bei elektiven Eingriffen nicht immer gewährleistet, betont Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg, in dem Videocast „Sprechzeit – Der Gesundheitstalk“ im Gespräch mit Laumann.
Wältermann warnte vor einer „Gelegenheits-Chirurgie“: „Der Patient muss sich darauf verlassen können, dass es dort, wo die Operationen durchgeführt werden, auch die medizinische Expertise und Erfahrung mit diesen Operationen gibt“.
Im neuen Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg, der in Kürze veröffentlicht wird, zeigt sich zudem: „Nur 60 Prozent der Operationen, die einer gewissen Routine bedürfen, werden in Krankenhäusern durchgeführt, die wirklich über diese Routine und die erforderliche Qualität verfügen“, so Wältermann. „Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass circa 50 Prozent der Menschen nicht in das wohnortnächste Krankenhaus gehen, sondern bei elektiven Behandlungen längere Wege auf sich nehmen, wenn sie sich sicher sind, dass sie dann eine qualitativ bessere Behandlung bekommen.“
Fachkräftemangel zwingt zu mehr Aufgabenteilung zwischen den Krankenhäusern
Zu den Zielen der neuen Krankenhausplanung erklärt Laumann: „Ich will, dass die Krankenhäuser sich untereinander ergänzen. Nicht jedes Krankenhaus muss alles machen.“ Wenn Krankenhäuser ihre Behandlungsschwerpunkte untereinander abstimmen, können die knappen Personalressourcen sinnvoller eingesetzt werden – da sind sich Laumann und Wältermann einig.
Den Fachkräftemangel vor allem in den nichtärztlichen Gesundheitsberufen betrachtet Laumann als „Riesen-Herausforderung“ für die kommenden Jahre.
Wältermann ergänzt: „Wertschätzende Pflege und Versorgung hat ganz stark mit dem Faktor Mensch zu tun.“ Doch dafür müsse auch die Arbeit der Pflegekräfte geschätzt werden. Dass für Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen ab September 2022 Tariflohn-Bindung gilt, begrüßt der Chef der AOK Rheinland/Hamburg sehr. Aber er betont zugleich: „Es geht eben nicht nur allein um das Geld, sondern genauso darum, wie wir neue Strukturen schaffen können, um die vorhandenen Pflegekräfte gut einzusetzen und neue für den Beruf zu interessieren.“ Im Videocast plädiert er vor allem dafür, eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gesundheitssektoren zu fördern.