Digitalisierung

In Unternehmen fehlt eine Datenstrategie

Es ist ein erschreckendes Ergebnis: Zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland haben laut einer aktuellen Studie keine Datenstrategie. Experte Rainer Peters von Hewlett Packard Enterprise über die Gründe – und wie es besser geht.

08.12.2021

Daten-Anarchie oder Daten-Ökonomie – was herrscht in Deutschlands Unternehmen vor? Die alarmierende Antwort: Es ist noch sehr viel Luft nach oben. Zu diesem Ergebnis kommen das Meinungsforschungsunternehmen YouGov und Hewlett Packard Enterprise (HPE) in einer aktuellen Studie. Auf einer Skala von eins (Daten-Anarchie) bis fünf (Daten-Ökonomie) erreichte die DACH-Region, also Deutschland, Österreich und die Schweiz) einen Wert von 2,1.

Ziel der Studie war es, für Unternehmen ein Reifegradmodell zu entwickeln, um ihre Datenstrategie einzuordnen. Außerdem wurde ein Online-Self-Assessment entwickelt, mit dem Firmen ihren eigenen Datenwertschöpfungs-Reifegrad bestimmen und sich mit den Ergebnissen der Umfrage vergleichen können.

Im besten Fall, also der Daten-Ökonomie, besteht die Datenstrategie nicht nur darin, dass ein Unternehmen Daten sammelt und auswertet, sondern dass es seine gesamte Wertschöpfung auf dieser Basis steuert und verbessert – beispielsweise, indem es Kunden- und Produktdaten nutzt, um Vertrieb und Service effektiver zu machen. Sie zu kennen und zu nutzen, kann für den Erfolg eines Unternehmens ausschlaggebend sein.

Aber braucht jede kleine Handwerksfirma eine Datenstrategie? Und wie implementiert man sie am besten? Rainer Peters, Leiter des Dienstleistungsbereichs HPE Pointnext, hat die Antworten.

 

Rainer Peters

ist Vice President und General Manager der Business Solutions Group bei Hewlett Packard Enterprise (HPE) in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In dieser Funktion ist er verantwortlich für die Bereitstellung von Dienstleistungen und Lösungen, die Kunden helfen, Daten für ihren Geschäftserfolg zu nutzen

65 Prozent aller Vorstände und Geschäftsführer haben keine Datenstrategie. Diese Zahlen sind erschreckend dafür, dass momentan viel über Daten und Digitalisierung gesprochen wird. Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine nachhaltige Datenstrategie aus?

Rainer Peters: Eine nachhaltige Datenstrategie zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass die Daten eines Unternehmens zum Kern und Mittelpunkt seines Tuns und Handelns werden. Das Thema Mindset spielt dabei auch eine wichtige Rolle. Wichtig ist, dass die Geschäftsführung sich diesem strategisch wichtigen Thema annimmt. Wir empfehlen, sich externe Unterstützung dazuzuholen.

Die DACH-Region erreichte einen Wert von 2,1. Das ist nicht sonderlich hoch, war das überraschend für sie?

Peters: Es hat uns nicht verwundert, sondern eher bestätigt. Die meisten Unternehmen haben zwar ein Daten-Reporting, viele nutzen also die Daten, aber sie steuern das Unternehmen nicht damit. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich viele Unternehmen jetzt das Ziel setzen, ihre Daten für eine Strategie zu nutzen. Sie wissen, wo sie stehen und wollen den nächsten Schritt gehen.

Ist es für jedes Unternehmen, sei es der kleine Handwerksbetrieb oder der große Konzern, erstrebenswert das höchste Level der Datenstrategie zu erreichen?

Peters: Zuvor ist es wichtig zu wissen, dass unterschiedliche Unternehmen die Level unterschiedlich darstellen. Unser Unternehmen würde das Level fünf anders definieren als ein Handwerksunternehmen. Dabei kann ein Handwerker mit einer Daten-Ökonomie zum Beispiel frühzeitig gewarnt werden, wenn Ersatzteile für eine Heizungsteuerung gebraucht werden. Das kann der entscheidende Wettbewerbsvorteil sein, denn so kann der Handwerker seine Kundinnen und Kunden viel schneller und zielgerichteter bedienen.

Welche Schritte würden Sie Unternehmen empfehlen, die eine Datenstrategie implementieren wollen?

Peters: Der erste Schritt ist, sich dem Thema zu stellen und es zu priorisieren. Anschließend sollte die aktuelle Datenlage im Unternehmen untersucht werden, um den Status Quo zu ermitteln. Dabei kann unser Reifegradmodell helfen. Der dritte Schritt besteht darin, einen Weg in Richtung Daten-Ökonomie zu planen. Das lässt sich nicht von heute auf morgen erreichen. An dieser Stelle kann es hilfreich sein, sich Kompetenzen dazuzuholen.