Die Gesundheitsbranche arbeitet immer noch bevorzugt mit dem Faxgerät? Von wegen. Mehr als 200 Bewerbungen sind für den diesjährigen Health-i Award eingegangen – ein neuer Rekord. Und ein klares Zeichen für die fortschreitende Digitalisierung des Gesundheitswesens. Die kreativen Macherinnen und Macher, die sich um den Health-i Award beworben haben, leisten dazu einen wichtigen Beitrag: Sie sind die Speerspitze von Forschung und Entwicklung. Denn sie arbeiten an konkreten Lösungen für bekannte Probleme – sei es die Optimierung von Prozessen oder die Behandlung seltener und schwerer Erkrankungen.
Vergeben wird der Preis von der Health-i Initiative. Ziel der 2016 von der Techniker Krankenkasse und dem „Handelsblatt“ gestarteten Initiative ist es, Innovationen im Gesundheitswesen voranzutreiben – etwa indem sie allen Playern eine Plattform zum Austausch und zur Vernetzung bietet.
Die drei siegreichen Innovationen beim Health-i Award 2021
Dem Team um Professor Jochen Werner, Chef der Essener Uniklinik und wissenschaftlicher Partner des Health-i Awards, fiel die Entscheidung über die diesjährigen Gewinnerinnen und Gewinner nicht leicht. Die siebenköpfige Jury diskutierte in einer fünfstündigen Marathonsitzung über die besten und innovativsten Projekte.
Gewinner in der Kategorie „Unternehmen“: Centogene
Als essenzieller Bestandteil aller Gesundheitsprozesse gelten Biomarker. Centogene etabliert eine Diagnosemethode von seltenen Erkrankungen durch Biomarker mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI).
Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden unter solchen Krankheiten. Das Problem: Sie werden oftmals falsch diagnostiziert. Durch den Einsatz der Biomarker-Entwicklungsplattform von Centogene kann die Entdeckung vereinfacht werden. Dadurch ist die Diagnose präziser, schneller und kostengünstiger als die bisherigen Methoden. Rund 90 Prozent des Zeitaufwands und der Materialkosten werden eingespart. Die KI-basierte Technik, an der KI-Projektmanagerin Anne Schwerk und Carsten Ullrich, Leiter der KI-Abteilung arbeiten, beschleunigt darüber hinaus auch die Entdeckung neuer Biomarker. Die Dauer der Identifizierung konnte Centogene von bisher sechs Monaten auf wenige Minuten reduzieren.
Gewinner in der Kategorie „Start-ups“: Mentalis
Menschen, die aufgrund einer psychischen Erkrankung im Krankenhaus behandelt wurden, haben es nach der Entlassung oft schwer, eine Anschlussbehandlung zu erhalten. Dieses Problem will Christian A. Lukas mit seiner App Mentalis aus der Welt schaffen.
Nach der (teil-)stationären Behandlung stellt die Software eine digitale Nachsorge sowie den langfristigen Erfolgserhalt sicher. Dafür kreiert der intelligente Algorithmus einen individuellen Therapieplan. Zudem beinhaltet die App motivationssteigernde Übungen und E-Coaching-Programme. Wissenschaftliche Studien haben die Wirksamkeit der App bereits bestätigt. Jetzt läuft die Markteinführung. Vor allem bei den Erkrankungen Alkoholabhängigkeit, Depressionen, Essstörungen und Borderline-Persönlichkeitsstörungen soll Mentalis zum Einsatz kommen.
Gewinner in der Kategorie „Junge Talente“: MyaLink
Wenn seltene Erkrankungen richtig diagnotiziert sind, sollten sie von ausgewiesenen Experten behandelt werden. Das Problem: Die Betroffenen müssen oftmals lange Anfahrtswege und Wartezeiten in Kauf nehmen, um eine fachgerechte Therapie bei einem Spezialisten zu erhalten.
„Um diesen Menschen zu helfen, haben wir Myalink entwickelt“, sagt Dr. Maike Krause, die wie ihre Kollegin Dr. Sophie Lehnerer an der Charité in Berlin arbeitet. Die beiden Ärztinnen haben eine App entwickelt, mit der Patienten schnell den Kontakt zu Fachärzten aufnehmen können. Über ein Nachrichtenmodul können selbstgemessene Vitalparameter und Krankheitssymptome direkt an Ärzte übermittelt werden, um die Therapie anzupassen. Das erhöht die Lebensqualität und Autonomie der Patienten und trägt dazu bei, intensivmedizinische Behandlungen zu vermeiden.