Generative AI hilft dem Menschen bei kreativen Prozessen und macht KI massentauglich
06.02.2023    Madeline Sieland
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Von Angst vor der Technologie ist plötzlich wenig zu spüren. Stattdessen hat OpenAI mit dem Chatbot ChatGPT einen regelrechten Hype um Künstliche Intelligenz (KI) ausgelöst. Innerhalb von nur zwei Monaten hat das Tool die Marke von 100 Millionen Userinnen und Usern geknackt und wächst schneller als Instagram und TikTok.

Der Grund dafür liegt für Edward Lenssen, CEO des Softwarehauses Beech IT, auf der Hand: „Bei ChatGPT handelt es sich weniger um einen wissenschaftlichen Durchbruch als vielmehr um eine Demonstration des aktuellen Stands in der KI-Forschung. Das System zeigt öffentlich, was heutzutage möglich ist, wenn Deep Learning mit gewaltigen Rechnerressourcen und gigantischen Datenmengen über das Wissen der Welt ausgestattet wird.“

Was ist Generative AI?

ChatGPT ist eine sogenannte Generative AI – genau wie Tome (hilft beim Storytelling), DreamFusion (erstellt aus Text 3-D-Objekte) oder DALL-E und Stable Diffusion (erschaffen mittels KI Bilder).

Generative AI sind in der Lage, mittels Texteingaben oder Sprachbefehlen unter anderem Videos, Bilder, Musik, Texte, 3-D-Objekte, NFT, Präsentationen oder Programmcode zu generieren. Und das heißt: Das kreative Arbeiten wird sich durch KI grundlegend verändern. Der Schaffensprozess selbst wird an ein Tool ausgelagert. Und was dieses Tool imstande ist zu erschaffen, hängt davon ab, wie gut jemand in der Lage ist, der KI Befehle zu geben.

ChatGPT ist erst der Anfang

„Computersysteme, die mit Menschen alltagstaugliche Dialoge führen können, sind nur die Vorläufer einer gigantischen Welle von Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz“, prognostiziert Lenssen. Das textbasierte Dialogsystem ChatGPT sei nur die Spitze des Eisbergs. „Das größte Potenzial der KI-Anwendungen liegt noch im Verborgenen – aber sicherlich nicht mehr lange.“

Denn klar ist: Die intelligente Auswertung von Big Data wird zur Entstehung neuer disruptiver und lukrativer Geschäftsmodelle führen. Daher warnt Lenssen: „Das alte Sprichwort, dass nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird, gilt in Bezug auf Künstliche Intelligenz nicht. Ganz im Gegenteil wird KI immer heißer werden und in vielen Branchen geradezu eine Implosion auslösen.“

Wo kann KI künftig Aufgaben übernehmen?

So zeigt ein Dialogsystem wie ChatGPT, dass zeitnah die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden weitgehend automatisiert funktionieren kann. Doch der KI-Einsatz werde nicht auf Dialogführung begrenzt bleiben, so Lenssen: „Bei Banken und Versicherungen, im Gesundheitswesen, der Logistik, dem produzierenden Gewerbe, im Dienstleistungssektor, dem Öffentlichen Dienst und generell überall dort, wo Menschen vor Bildschirmen sitzen, wird sich Künstliche Intelligenz auf die eine oder andere Weise bemerkbar machen.“

Das bedeutet nichts anderes als: Die Zeit der Spezialanwendungen von KI ist vorbei; die Technologie ist in der Breite angekommen. Und sie kann auch von kleineren und mittelständischen Unternehmen genutzt werden. Dank Software-as-a-Service- und Low-Code-Lösungen lässt sich auf komplexe KI-Anwendungen zugreifen ohne selbst übermäßig Entwicklungsarbeit leisten zu müssen.

Daher ist auch Thomas Lang, geschäftsführender Partner beim Softwarehaus Valantic, überzeugt: „2023 werden wir mehr Unterstützung durch den Kollegen KI sehen.“ Potenzial sieht er unter anderem im Bereich IT-Sicherheit: „Künstliche Intelligenz in Form von Machine Learning wird eine noch größere Rolle bei der automatisierten Erkennung und Abwehr von Cyberangriffen zukommen.“

KI als Investment-Case?

Der aktuelle KI-Hype bietet auch neue Investmentchancen – trotz all der Probleme, mit denen Tech-Aktien 2022 zu kämpfen hatten. Philipp von Königsmarck, Head of Wholesale für Deutschland, Österreich und Luxemburg bei Legal & General Investment Management, sieht vor allem in folgenden Sektoren derzeit großes Wachstumspotenzial:

  • Anwendungen aus dem Bereich Generative AI
  • das Metaverse sowie das Technologie-Ökosystem, das zur Unterstützung des Metaverse erforderlich ist
  • das Medical Internet of Things

Von Königsmarck prognostiziert: „Für Anleger ist es unserer Meinung nach am wichtigsten, langfristig zu denken und ein breites Engagement in den vielen verschiedenen Sektoren einzugehen, die in den kommenden Jahren dank KI wachsen werden. Wir halten es außerdem für wichtig, riskante Wetten auf die Erfolgsaussichten einzelner Unternehmen zu vermeiden. Das lässt sich zum Beispiel durch die Gleichgewichtung aller Titel in einem Portfolio oder Produkt erreichen.“

06.02.2023    Madeline Sieland
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