Innovation

Eigenkapital ist am teuersten

Wie Unternehmen ihre Finanzierungsstrategie finden und wie Künstliche Intelligenz dabei hilft, erklärt Dr. Sebastian Hirsch vom Leasingspezialisten Grenke AG.

Finanzierungsstrategien für Unternehmen mit Unterstützung durch KI

18.10.2024

Sebastian Hirsch, Vorstandsvorsitzender der Grenke AG

Dr. Sebastian Hirsch

ist seit 2004 bei Grenke tätig. Seit 2023 ist er Vorstandsvorsitzender der Grenke AG.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Wie schätzen Sie die aktuelle finanzielle Lage des Mittelstands ein?

Dr. Sebastian Hirsch: Kurzgefasst: steigende Kosten und keine Leute! Etwas ausführlicher: In einer sich rasant verändernden Welt stehen alle vor enormen Herausforderungen. Aber vor allem der Mittelstand muss um seine Wettbewerbsfähigkeit kämpfen. Digitalisierung ist eine Antwort, bedeutet aber gleichzeitig einen Extremwandel für viele Geschäftsmodelle. Zusätzlich steigen die Anforderungen an Nachhaltigkeit – bei immer mehr bürokratischen Hindernissen. Und das nach bereits multiplen Krisen der vergangenen Jahre wie der Coronapandemie, Kriegen, Lieferkettenproblemen, Fachkräftemangel. Viele Mittelständler müssen in effizientere und nachhaltigere Anlagen investieren, auch wenn die finanzielle Lage angespannt ist. Dabei benötigen sie mehr denn je die Unterstützung von Finanzierungspartnern. Als global tätiger Leasingspezialist sehen wir es als unsere Aufgabe, das zu ermöglichen.

Warum ist die Hausbank für Unternehmen nicht unbedingt der beste Partner für eine Finanzierung?

Hirsch: Das müssen die Kunden beurteilen. Ich kann Ihnen sagen, warum wir eine ernsthafte Alternative und Teil der Lösung sind. Wir haben uns darauf spezialisiert. Das Finanzieren von Investitionen, auch kleinsten Beträgen, ist unsere Kernkompetenz. Wir bewerten Projekte nicht nur nach starren Kriterien, sondern berücksichtigen auch das Zukunftspotenzi­al. Zudem bieten wir schnellere Entscheidungspro­zesse und können innovative Finanzierungsmodelle anbieten, die besser auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten sind. Wenn ein Unternehmen dadurch zusätzlich noch seine Kreditlinie bei der Hausbank entlasten kann, dann ist das ein echtes Asset.

Die Zeiten der niedrigen Zinsen sind vorbei. Ist es da ratsam, bei Investitionen auf Eigenkapital zu setzen?

Hirsch: Vor allem ist die Zeit negativer Zinsen vo­rüber. Grundsätzlich ist aber in allen Phasen eine aus­ gewogene Finanzierungsstrategie ratsam. Und dabei brauchen Unternehmen Optionen. Eigenkapital ist das teuerste Kapital in einem Unternehmen, in jeder Zins­phase. Zudem gilt Eigenkapital ebenso wie Liquidität immer als Zeichen finanzieller Stärke. Daher muss der Einsatz gut überlegt sein. Vor allem, wenn ich weiß, dass ich in den nächsten Jahren weiteres Kapital zur Finanzierung benötige. Denn ist das eigene Kapital mal aufgebraucht, dann wird jede alternative Finan­zierungsbeschaffung schwer.

Wie kann Künstliche Intelligenz Finanzierungen erleichtern?

Hirsch: KI wird vor allem Prognosen erleichtern und verbessern. Dadurch lässt sich der Finanzierungsbedarf über mehrere Perioden gut schätzen und eine Finanzierungsstrategie ableiten. Für Unternehmen wird das Cashflow-Management einfacher. Sie haben jederzeit einen Überblick über die Finanzen. Gleich zeitig werden die Finanzierungslösungen schneller, reibungsloser. Wir wollen Leasing so einfach und selbstverständlich machen wie Online-Shopping. Für Unternehmen ist die damit verbundene Planungssicherheit zentral, denn sie schafft Raum für schnelle und verlässliche Entscheidungen. Ich gehe davon aus, dass KMU schon bald ihre Finanzierungsstruktur ähnlich optimieren können wie ein Wertpapierdepot. Leasing wird da eine entscheidende Rolle spielen – als nahtloser digitaler Prozess. Die Finanzierungsfrage stellt sich im besten Fall gar nicht mehr. Investieren, nutzen, leasen – das alles wird fusionieren. Denn damit ist heute schon ein und dasselbe gemeint.