Unterstützung, vor allem bei Administration und Dokumentation – das erhofft sich die chronisch überlastete Pflegebranche vom Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Und zwar bald: Diese Antwort gaben bei einer Online-Befragung der myneva Group in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Innovationsinstitut für Nachhaltigkeit und Digitalisierung (diind) für die neue Trendstudie „Pflege 2024“ 71,56 Prozent der 524 Teilnehmenden aus allen Bereichen der Pflege.
Mehr Zeit durch Digitalisierung
Der Hintergrund: Aktuell wenden Pflegekräfte laut Forschung rund ein Viertel ihrer Arbeitszeit nur für Dokumentation auf. Das belegt das riesige Potenzial von KI-Features wie Dateneingabe per Sprache oder Übersetzungshilfe für nicht muttersprachliches Personal in einer von Fachkräftemangel geplagten Branche.
Dabei zeigt die Trendstudie überdeutlich, was Pflegekräfte so stark belastet. Sie erwägen sogar einen Berufswechsel, wenn Stress und hohe Arbeitsbelastung häufig auftreten. Unter den wichtigsten Themen für bessere Arbeitsbedingungen findet sich entsprechend noch vor einer einfacheren Dokumentation „mehr Personal“. Das Ziel der Beteiligten: „mehr Zeit für einzelne Klient:innen“.
„Zeit ist das wichtigste Gut in der Pflege“, sagt Dieter Weißhaar, CEO der Myneva Group, im Gespräch mit dem DUP UNTERNEHMER-Magazin in Berlin. Dort stellte er die Kernergebnisse der Trendstudie beim BIG BANG KI FESTIVAL vor Hunderten Gästen aus der Healthbranche vor. Der Pflegesoftwareanbieter ist Partner des diind bei der Trendstudie.
Weißhaar betont, dass Menschen gern in der Pflege tätig seien. Aber: „Die Arbeitsbedingungen führen dazu, dass zu viele ihre Berufung aufgeben.“ Die Trendstudie verdeutlicht die Unterstützung, die KI und Digitalisierung bieten könnten – „und zwar konkret vor Ort im Arbeitsalltag der Pflegenden“.
Was Pflegende wollen
Was sich Pflegekräfte konkret von digitalen Tools wünschen, hat die Trendstudie ermittelt. Am meisten genannt wurden einfache Handhabung mit Spracheingabe, Funktionalität über verschiedene Endgeräte hinweg, Flexibilität sowie ein strukturierter Überblick über alle Daten. Dabei nutzt nur jedes dritte Pflegeunternehmen mobile Apps.
Potenziale könnten überall gehoben werden, so Myneva-CEO Weißhaar: „Es muss unser Ziel sein, durch Digitalisierung den Pflegekräften Zeit in der Administration und Dokumentation einzusparen, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren und die Motivation zu steigern.“ So könne der Dokumentationsaufwand von etwa zwei Stunden je Schicht und Mitarbeitenden allein durch KI-unterstützte Spracheingabe halbiert werden.
Ines Woermann, Geschäftsführerin des diind, konstatiert: „Der Pflegenotstand ist längst Realität.“ Die Rahmenbedingungen machten „kluge, innovative Lösungen nötig, die auch wirtschaftlich tragfähig sind“, so Woermann. Dazu solle die Trendstudie beitragen, „indem sie Wissen ausbaut und Impulse gibt“.
"Weckruf" an die Politik
Impulse geben die Befragten der Politik: Geht es um die Zukunft der Pflege, rangiert ihre Forderung nach technischer Innovation im Mittelfeld – an der Spitze stehen dagegen Bürokratieabbau und Finanzierung. Myneva-CEO Weißhaar nennt dies einen „Weckruf“, die Herausforderungen endlich anzugehen. Denn schon 2030 könnten der Branche bis zu einer Million Fachkräfte fehlen. Digitalisierung könnte hier entlasten. Oder, so das Fazit von „Pflege 2024“: „Vielfältige technische Lösungen liegen vor – politische sind gefragt.“
Die Trendstudie „Pflege 2024“ ist abrufbar unter: myneva.eu/ pflegestudie
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