Genanalyse

Gesundheit liegt in unserer DNA

Die DNA-Analyse birgt riesige Chancen. Ist es dadurch möglich, Krankheiten zu behandeln, bevor sie überhaupt entstehen? Thomas Wüstefeld von sanPharma sucht eine Antwort auf diese Frage.

01.11.2021

Krebs erkennen, bevor er entsteht, Infektionen innerhalb von Sekunden identifizieren und den Körper ganzheitlich analysieren, um vorzusorgen, statt Krankheiten zu behandeln: Das wird schon bald keine Zukunftsmusik mehr sein. Denn sanPharma aus Hamburg ist eines der Unternehmen, deren Forscher Gesundheit neu denken. CEO Dr. Thomas Wüstefeld gibt einen Einblick in die revolutionären Fortschritte der Medizin und macht Hoffnung auf eine gesündere Zukunft.

Dr. Thomas Wüstefeld

ist CEO von sanPharma. Das Unternehmen stellt seit knapp 40 Jahren Arz­neimittel her. Zuletzt entwickelte  sanPharma PCR-Tests, für deren Auswertung kein Labor mehr benötigt wird

Wie sieht die Zukunft der Medizin aus?

Thomas Wüstefeld: Wir reden nicht über Science-Fiction, sondern über neue Technologien und Möglichkeiten, die schon jetzt in den Startlöchern stehen. Ein Beispiel ist die mRNA-Technologie, mit der in kürzester Zeit massive Fortschritte gemacht wurden. Im Bereich der Diagnostik bieten wir PCR-Tests zur Vor-Ort-Diagnostik an, die innerhalb von 20 Minuten sehr sichere Ergebnisse außerhalb des Labors ermöglichen. Außerdem können wir mithilfe Künstlicher Intelligenz und der Genetik Informationen über das Erbgut und die Entwicklung der körpereigenen DNA auslesen. In ersten Versuchen konnten wir so aktivierende Krebszellen analysieren, bevor der Tumor überhaupt entsteht. Meine Prognose – und die der Wissenschaft – ist, dass wir in den nächsten drei bis fünf Jahren in der gesamten Medizin komplett neue Technologien implementieren können und werden.

Woran arbeiten Sie mit Ihrer Firma aktuell?

Wüstefeld: Wir stehen vor revolutionären Themen der Analytik und der gesamten Therapie. Neue Technologien ermöglichen, dass man sehr gezielt und dezidiert auf Erkrankungen eingehen kann. Innerhalb kürzester Zeit können wir uns mithilfe von Biochips ein Bild des gesamten Körpers machen. Biochips sind kleine Platinen, die unheimlich viele Daten über alle Erkrankungen enthalten und diese mit Informationen im Speichel der Patienten vergleichen. Wie steht es um das Immunsystem? Welche Infektionen liegen vor? Und wie ist der Hormonhaushalt aufgebaut? Nur drei der vielen Fragen, die wir durch die Unmengen von Daten auf den Biochips sofort werden beantworten können.

Welche Herausforderungen gilt es noch zu meistern, damit der medizinische Fortschritt auch in den Arztpraxen und Kliniken ankommt?

Wüstefeld: Zum einen ist es der Datenschutz, der den Fortschritt ausbremst. Die Pandemie hat gezeigt, was kurze Entwicklungszyklen und weniger Regularien ermöglichen. In Europa fahren wir uns in den Zulassungsverfahren fest und fallen so im globalen Vergleich immer weiter nach hinten. Daten sind der Grundstein für die Medizin der Zukunft. Wir müssen aus dem Repair-Modus kommen und reingehen in die Prävention. Und dafür brauchen wir Daten. Zum anderen ist die Ausbildung der Mediziner und der Naturwissenschaftler ein Problem. Es gibt eine große Differenz in der Qualifizierung der deutschen Kollegen und derjenigen, die aus dem asia­tischen oder amerikanischen Raum kommen. Außerhalb Europas werden ganz andere Technologien und Plattformen genutzt. Deshalb geht der Appell auch an die deutschen Hochschulen, das System zu modernisieren.