Auf der Liste der großen Zukunftsthemen der Medizin steht die Digitalisierung ganz oben. Die Umsetzung ist allerdings hochkomplex, da es Vieles zu beachten gilt – unter anderem Datenschutz, Nachhaltigkeit, internationalen Innovationswettlauf und strikte Regulatorik.
„Wenn wir die digitale Zukunft der Medizin gestalten wollen, müssen wir uns zunächst ein klares Bild des deutschen Gesundheitswesens machen. Vereinfacht gesprochen geht es darum, eine klare und einfache Vernetzung zwischen den fünf großen Stakeholdergruppen zu ermöglichen“, sagte Dr. Jan Helmig, Bereichsleiter Digitalisierung bei opta data, beim BIG BANG HEALTH-Festival.
Die Essener Unternehmensgruppe opta data setzt sich seit mehr als 50 Jahren dafür ein, dass sämtliche Akteure der Gesundheitsversorgung miteinander vernetzt werden und von den Vorteilen des elektronisch vereinfachten Arbeitens profitieren.
Durch regelmäßigen Patientenkontakt entsteht ein enges Vertrauensverhältnis
Die von Helmig erwähnten Stakeholder, das sind Patienten, die Ärzteschaft, Apotheken, Krankenkassen – und eben die Gesundheitsfachberufe. Dazu zählen zum Beispiel Physiotherapeuten, Hebammen, Orthopädietechniker, Sanitäter und Pflegedienstleistende. Als Brückenbauer zwischen Technologie und Patientenversorgung haben sie einen erheblichen Anteil an der Patientenbetreuung entlang der gesamten Versorgungskette.
„Beim Thema Digitalisierung liegt der Fokus seit Jahren auf den Ärzten, da sie ganz oben in der Wertschöpfungskette sind“, so Helmig. „Aber für die Umsetzung der Leistungen sind die unteren Glieder der Kette ebenso wichtig. Denn für uns Bürger kommt der Nutzen erst dann an, wenn sich die Digitalisierung über alle Ebenen zieht und nicht schon beim Arzt oder der Klinik endet.“
Deshalb ist die opta data Gruppe überzeugt, dass alle Berufsgruppen effektiv in die Telematik-Infrastruktur eingebunden werden müssen. Das legen auch die Zahlen des Statistischen Bundesamts nahe: Nur ein Viertel der medizinischen Fachkräfte sind Ärzte und Apotheker – ganze drei Viertel arbeiten hingegen in Gesundheitsfachberufen.
Die großen Vorteile dieser Berufsgruppe sind ihre enorme Fachkompetenz und der hohe Grad an Individualisierung. So ließen sich beispielsweise digitalisierte Daten und Technologien nutzen, um personalisierte Pflegepläne zu erstellen oder Arzneimittelvergaben und Unverträglichkeiten in der Notfallrettung zu überwachen. Durch den regelmäßigen und direkten Patientenkontakt entsteht ein enges Vertrauensverhältnis. Das wiederum stärkt auch das Vertrauen der Patienten in digitale Technologien.
Gesundheitsfachberufe als Aufklärer zu digitalen Anwendungen
„Die Anwesenheit von Gesundheitsfachberufen bietet Sicherheit, insbesondere in Zeiten des digitalen Wandels. Sie sind zentrale Vermittler zwischen abstrakter Technologie und realem Patientennutzen, beispielsweise wenn sie die Richtigkeit von digitalen Diagnosen oder Therapieansätzen überprüfen, um Fehler zu minimieren, oder die Relevanz digitaler Technologien erklären“, so Helmig.
Als Schnittstelle zwischen Gesundheitssystem und Patient können die Gesundheitsfachberufe demnach den Einsatz von E-Health-Anwendungen aktiv unterstützen, indem sie über den richtigen Umgang aufklären und die Patienten ermutigen, digitale Gesundheitsdaten zu nutzen.
„Wir alle kennen das berühmte Motto: Jedes sichere System ist nur so sicher, wie der Mensch, der es bedient. Durch Patientenschulungen zur Nutzung von Wearables oder zur Unterstützung bei der Fernüberwachung von Gesundheitsparametern können Gesundheitsfachberufe zu einem sichereren Umgang mit Technologien beitragen“, betonte Helmig. Das sorgt gleichzeitig auch für einen Innovationsschub, denn digitale Gesundheitsanwendungen werden auch durch ein höheres Nutzungsaufkommen stetig verbessert.
Unterstützer beim Schutz sensibler Gesundheitsdaten
Dabei spielt das Thema Datensicherheit eine entscheidende Rolle. Durch die Nähe zu den Patienten stellen Gesundheitsfachberufe sicher, dass sensible Daten vertraulich behandelt werden und den höchsten ethischen Standards entsprechen – zum Beispiel, wenn sie Patienten zur Einwilligung in die Nutzung ihrer Gesundheitsdaten beraten oder die Datenschutzkonformität im Umgang mit Wearables sicherstellen. Das macht sie zu wichtigen Qualitätsgaranten für den Schutz individueller Patientendaten.
„Eine effiziente, patientenzentrierte und vor allem ethisch verantwortliche Digitalisierung kann nicht ohne die Gesundheitsfachberufe gelingen. Wir müssen sie also ernst nehmen, um irgendwann unser Zielbild – eine gelungenen Kommunikation unter den verschiedenen Stakeholdern – zu erreichen und die beste Behandlung für die Patienten sicherzustellen“, fasste Helmig auf dem BIG BANG HEALTH-Festival zusammen.