Zwei Hände die sich berühre. Ein Symbol für Nachhaltigkeit
02.07.2020    Manuel Kunst
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Thomas Eilrich, Chefredakteur des DUB UNTERNEHMER-Magazins, sprach mit:

  • Alexander Britz, Head of Digital Business Transformation & Artifical Intelligence bei Microsoft Deutschland
  • Tristan A. Foerster, Geschäftsführer von ClimatePartner
  • Lukas Zörner, CPO und Co-Founder von Penta
  • Brigitte Zypries, Bundeswirtschaftsministerin a.D.

Transparenz dank Künstlicher Intelligenz

Für KI-Experte Alexander Britz führt der Weg zu einem klimaneutralen Unternehmen über Künstliche Intelligenz. Nur sie könne künftig die vielen Arbeitsschritte bei der Herstellung eines Produkts und die komplexe Welt der Lieferketten kalkulieren. KI setzt also da an, wo die menschlichen Analysekapazitäten an ihre Grenzen stoßen. „Diese aus Daten gezogene Transparenz kann mir am Ende gegebenenfalls helfen, das eigene Handeln auf Basis von analytischen Fakten zu verändern“, sagt Britz.

Klimaneutral zu sein ist in Zeiten der Globalisierung nämlich leichter gesagt als getan. Kleidungsstücke durchlaufen beispielsweise schier unendliche Handelsknoten, bevor sie vom Verbraucher getragen werden können. Eine Auseinandersetzung mit der komplexen Welt der Lieferketten ist deshalb unvermeidlich. Alexander Britz von Microsoft: „Wir müssen darauf achten, wo einzelne Rohstoffe herkommen, wie sie abgebaut und transportiert werden. Sowohl auf unserer als auch auf Lieferantenseite. Somit müssen etliche Faktoren in eine Kalkulation einbezogen werden, um eine realistische Einschätzung der eigenen CO2-Bilanz zu erhalten.“ Und hier helfe eben K.I.

Wege zur Klimaneutralität

Auf Transparenz setzt auch ClimatePartner. Der Serviceanbieter berechnet unter anderem CO2-Bilanzen für Unternehmen unter Berücksichtigung internationaler Standards. Für Geschäftsführer Tristan Foerster führen drei Wege zur Klimaneutralität von Unternehmen:

  1. Energie muss langfristig aus erneuerbaren Energieressourcen erzeugt werden
  2. Weniger Energie soll für die gleiche Arbeit verbraucht werden.
  3. CO2-Emissionen, die sich nicht vermeiden lassen, sollen durch Investitionen in Umweltprojekte ausgeglichen werden.

Um diese Wege beschreiten zu können, müsse aber die Zusammenarbeit im Mittelstand besser werden. „Die Kollaboration ist ganz wesentlich“, sagt Foerster „Das heißt, mit den Lieferanten und Kunden gemeinsam arbeiten, um Emissionen in der Lieferkette zu reduzieren.“ Jeder Wirtschaftssektor habe eigene Möglichkeiten, den CO2-Ausstoß zu mindern. Ein Unternehmen solle sich deshalb genau anschauen, auf welche Aspekte es selber Einfluss nehmen könne. Tristan Foerster ist optimistisch: „Digitalisierung ist Nachhaltigkeit. Wenn wir Geldströme dahin lenken, wo Innovation stattfindet, und jeder seinen eigenen Beitrag leistet, schaffen wir die Reduktion, die Vermeidung und den Ausgleich von CO2-Emissionen.“

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Zuviel Papierkram für Unternehmer

Am Ende braucht es für Nachhaltigkeit jedoch Geld. Die Wirtschaft sei hier schon weiter als die traditionelle Finanzwelt, sagt Lukas Zörner, Co-Founder von Penta, einem digitalen Serviceanbieter für Finanzverwaltung. Zörner spricht auch von großer Frustration: Unternehmen wollen zwar nachhaltiger sein, äußere Umstände erschweren das jedoch. „Allein der notwendige Papierkram ist für kleine GmbHs extrem aufwendig. Dafür fehlt oft die Zeit“, sagt er. „Der Wille ist da. Die Zeit ist jedoch schlichtweg nicht vorhanden. Das hören wir immer und immer wieder.“ Zörners Appell: An die Politik müsse kommuniziert werden, dass ein großer Teil der Unternehmer bereit für Veränderungen ist. Die Rahmenbedingungen seien jedoch veraltet.

Nachhaltigkeit trotz Corona-Krise

Zörner stellt auch fest, dass Nachhaltigkeit in Zeiten der Corona-Pandemie eher zweitrangig behandelt wird. Im Vordergrund stehe die Finanzierung des eigenen Gewerbes. Die ehemalige Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries würde jedoch trotz Krise weiterhin auf Nachhaltigkeit setzten: „Man muss die Pandemie als Chance nutzen.“ Die neuen digitalen Arbeitsmodelle sollen demnach auch nach der Krise beibehalten werden, und der Ausbau von erneuerbaren Energiequellen oder die Erneuerung von Wärmedämmung alter Häuser müsse auch trotz Corona stattfinden. „Hinsichtlich unserer Politik ist Deutschland ziemlich gut aufgestellt. Diesen Weg müssen wir weitergehen“, sagt Zypries.

02.07.2020    Manuel Kunst
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