Etliche Utopisten traf ich bei der Verleihung des Health-i Awards in Berlin. Es war eine willkommene Abwechslung, mit Menschen zu sprechen, die an die moderne Medizin glauben.
Begeistert lauschte ich auf der Veranstaltung Gründungsteams, die neue Lösungen entwickeln, um mithilfe digitaler Instrumente die moderne Medizin in puncto Prävention und Menschlichkeit voranzubringen. Start-ups, die menschenfreundliche Bilder entwickeln von Algorithmen, die Daten auswerten, um Menschenleben zu retten, Gesundheit zu sichern oder Pflegepersonal zu entlasten.
Risiken dominieren in der Kommunikation
Jenseits solcher Events erlebe ich leider in der Digital-Health-Kommunikation, dass wir über die Risiken reden, bevor klar ist, welcher Nutzen in der digitalen Lösung steckt. In der medialen Diskussion dominieren Horrorvorstellungen von Pflegeheimen, in denen alte Menschen mit Robotern allein gelassen werden. Wenn wir nicht gerade den Terminator beschwören, dann lassen wir uns gern über Datenschutzrisiken aus oder zweifeln an der Unfehlbarkeit neuer Lösungen.
Schade, dass es in der Kommunikation vor Schwarzsehern wimmelt. Denn es hilft dem Fortschritt nicht, wenn wir uns in Dystopien verlieren. Patientinnen und Patienten, medizinisches Personal und Ärztinnen und Ärzte wissen dadurch oft viel zu wenig darüber, wo sie heute schon bei ihrer Genesung oder bei der Arbeit von smarter Technologie profitieren könnten.
Digital Health hat das Potenzial, Leben zu retten
In der Kommunikation sind wir alle gefordert: Wie profitiere ich persönlich zum Beispiel von der elektronischen Patientenakte? Wer weiß, wie viele Patientenleben schon hätten gerettet werden können, wenn die Notärzte am Unfallort bereits flächendeckend Vorerkrankungen, Befunde und Medikation hätten einsehen können...
Die schwierige Geburt der Einführung der elektronischen Patientenakte ist nur ein Beispiel von Potenzialen in der digitalen Gesundheit, bei denen wir Gefahr laufen, sie schlechtzureden, bevor wir sie auf die Straße gebracht haben. Denn wenn Meinungsführende bei Pilotprojekten zuerst über alles sprechen, was Ängste und Ablehnung weiter verstärkt, dann werden Patientinnen und Patienten oder Mitarbeitende in Medizin- und Pflegeberufen immer weniger bereit sein, die smarte Technologie auszuprobieren.
Storytelling hingegen würde uns voranbringen. Lasst uns Menschen mit Geschichten inspirieren und neugierig machen. Digital Health erfordert Ausprobieren. Nur wenn wir uns mit offenem Herzen und neugierigem Blick darauf einlassen, werden wir die Entwicklung vorantreiben.