Personen sitzen und arbeiten auf bzw. an den Buchstaben DSGVO. Ein Schloss symbolisiert das Thema Datenschutz. Comicartige Darstellung.
26.04.2021    Christian Buchholz
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In Kürze

  • Unternehmen sollten die Spielräume der DSGVO besser für sich nutzen.
  • Datenschutz ist ein Prozess, der mit Schulungen begleitet werden muss.
  • DSGVO ist Vorbild für Datenschutz-Gesetze in anderen Ländern.

Laut einer Bitkom-Studie aus dem Herbst 2020 hat bislang nur jedes fünfte Unternehmen in Deutschland die DSGVO vollständig umgesetzt und Prüfprozesse für die Weiterentwicklung etabliert. Viel zu wenig, schließlich gilt die Datenschutz-Grundverordnung in der Europäischen Union bereits seit Mai 2018 und es drohen empfindliche Strafen bei Verstößen. „Für mich war es erschreckend, mit welcher Panik die DSGVO vor drei Jahren von den Unternehmen und Medien aufgenommen wurde“, sagt Andreas Sutter, Head of Data Protection bei disphere interactive, im DUB Digital Business Talk. In vielen Firmen wurde und wird nur das Nötigste getan, um Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten – ein Fehler.

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Arne Gottschalck, DUB UNTERNEHMER

Frühzeitig an die Datenlöschung denken

Fakt ist: Am Thema Datenschutz und Datensicherheit kommt niemand mehr vorbei. Schließlich wächst die Datenmenge nicht nur mit der Größe des Unternehmens, sondern auch mit der Zeit – und zwar exponentiell. Größter Treiber ist die digitale Transformation. Doch die Daten-Flutwelle, die auf die Unternehmen zurollt, wird von diesen bislang kaum als Risiko wahrgenommen.

„Das ist für viele einfach nicht greifbar“, sagt Sutter. Deshalb weist der Datenschutz-Experte in Kundengesprächen immer wieder auf die möglichen Probleme in der Zukunft hin: „Jeder muss sich bereits bei der Erhebung von Daten Gedanken darüber machen, wie diese später gelöscht werden. Denn je enger die Daten miteinander verknüpft sind, desto schwieriger wird das“, erklärt Sutter.

DSGVO erfordert Aufklärung und Schulungen

Aufklärung und Sensibilisierung seien laut Sutter die entscheidenden Hebel auf dem Weg zu mehr Datenschutz und zur Umsetzung der DSGVO. Dafür verantwortlich sind vor allem die Datenschutzbeauftragten in den Unternehmen. „Für diese Position sind technische, rechtliche, betriebswirtschaftliche und didaktische Fähigkeiten gefordert“, sagt Sutter. Denn einerseits müsse das Thema mit konkreten Beispielen korrekt vermittelt werden; andererseits müssen die Prozesse im Unternehmen aufgrund sich verändernder Datenschutzbestimmungen regelmäßig neu gedacht werden. „Aber das tun Unternehmen ohnehin permanent, wenn sie erfolgreich sein wollen“, ergänzt Rechtsanwalt Madl. Er sieht Datenschutz als fortwährenden Prozess und als eine Chance für Innovationen.

DSGVO als juristisches Vorbild für andere Länder

Die DSGVO hat 2018 neue Regeln für Unternehmen und Institutionen aufgestellt; das stieß und stößt auf wenig Gegenliebe. Starr sei das umfangreiche Gesetzeskonstrukt aber keineswegs. Denn: „Das prinzipienbasierte Recht der EU gewährt Unternehmen einen gewissen Gestaltungsspielraum“, erklärt Sutter. Nur werde dieser viel zu wenig genutzt.  Jurist Madl sieht in der Datenschutz-Grundverordnung der EU „eine Blaupause für Datenschutzgesetze in der Welt“. Mittlerweile hätten bereits die Schweiz und Kalifornien ähnliche Gesetzestexte auf den Weg gebracht. Weitere Länder könnten folgen.

Unternehmen verwalten Daten nur treuhänderisch

Die beiden Datenschutz-Experten Madl und Sutter sehen in der DSGVO vor allem Chancen für Unternehmen. Sie fordern deshalb: Bei einer Mehrzahl der Unternehmen, die in der DSGVO vor allem ein teures Bürokratie-Monster ohne Mehrwert sehen, müsse ein Perspektivwechsel erfolgen. „Die Daten gehören nicht dem Unternehmen“, stellt Sutter klar, „sie verwalten die Daten ihrer Kunden und Beschäftigten lediglich treuhänderisch.“

Immer mehr Kunden und Beschäftigte sind sich dessen bewusst, schon allein deshalb lohnt es sich, bei der Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung nachzujustieren. Der Mehraufwand könnte sich sogar bei der Personalgewinnung auszahlen, glaubt Sutter: „Im War for Talents ist es definitiv ein Vorteil, sich als datenschutzkonformes Unternehmen zu präsentieren.“

26.04.2021    Christian Buchholz
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