Zahlen von der Nutzung von Cloud-Computing in Unternehmen
11.06.2021    Miriam Rönnau
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Längst lautet die Frage nicht mehr, was wir in der Cloud speichern, sondern was eigentlich nicht. Fotos, Videos, Termine, Notizen: Beinah alles, was wir digital erzeugen, wird in den scheinbar unendlichen Weiten der Wolke gesammelt, konsumiert, geteilt. Wenig verwunderlich, denn allein 2020 wurden mehr als 59 Zettabyte an Daten erzeugt, so eine Studie der Unternehmensberatung IDC. Das Wachstum ist exponentiell. Experten gehen davon aus, dass die erzeugte Datenmenge der nächsten drei Jahre größer sein wird als die der letzten 30 Jahre.

„Corona war sicher auch ein Katalysator“, sagt Christian Steiger, Geschäftsführer von Haufe-Lexware, einem Unternehmen der Haufe Group. Das Unternehmen entwickelt mit hohen Innovationsanspruch Software – darunter Cloud-Lösungen – für kleine und mittlere Unternehmen. „Im Consumer-Bereich hat sich die Cloud schon durchgesetzt. Und wie so oft zieht jetzt der B2B-Bereich nach, weil man merkt, was im Privaten funktioniert, kann auch im Business nützlich sein“, so Steiger.

Dieser Überzeugung ist auch Jan Knopp, Inhaber von Altholzgarage, einem Handwerksbetrieb aus dem Schwarzwald. „Wir wollen möglichst effizient arbeiten und dafür aktuelle Technologien nutzen“, erklärt er. Deshalb arbeiten Knopp und sein Team komplett cloudbasiert. „Ich sehe darin nur Vorteile – etwa die Vernetzung in Echtzeit. Wenn ich auf der Baustelle bin und mit einem Kunden spreche, dann möchte ich ihm sofort jede Information bereitstellen. Wenn ich etwas nicht zur Hand habe oder ein Angebot ad hoc gemacht werden muss, rufe ich im Büro an und habe es kurze Zeit später auf dem Gerät“, sagt Knopp. „Unsere Kunden wollen vermehrt unabhängig sein und auf ihre Daten on demand und mobil zugreifen können“, bestätigt Steiger den Trend in Richtung mobile Nutzung.

Die Cloud ist die Basis

Bei internen Prozessen setzt Knopp auf lexoffice. Die Cloud-Lösung unterstützt etwa bei Lohnabrechnungen und Buchhaltung – egal ob Angebotserstellung, Rechnungsstellung, Kundenverwaltung oder Vorbereitung der Steuererklärung. „Natürlich kostet jede Cloud auch Geld. Aber durch den Effizienzgewinn spart man es am Ende wieder ein“, sagt Knopp. Aktuell macht der „Papierkram“ etwa 50 Prozent seiner Arbeitszeit aus, Vertrieb die anderen 50. Gern würde er noch an anderer Stelle Zeit sparen, um sich so mehr auf das Kerngeschäft konzentrieren zu können.

Steiger ist da hoffnungsvoll: „Im Grunde kann alles, was repetitiv ist, automatisiert werden“, sagt er. Die Nachfrage nach weiteren Cloud-Lösungen steigt, auch weil damit die Basis für weitere Technologien geschaffen wird. „Cloud-Computing ist nicht irgendein Buzzword und bald schon Schnee von gestern. Es ist vielmehr die Voraussetzung, um etwa Künstliche Intelligenz oder Deep Learning zu integrieren und über die Speicherung der Daten hinaus intelligente Services und Dienstleistungen zu ermöglichen“, sagt Steiger. Daten seien schließlich nicht von allein smart.

Augen auf beim Datenschutz

„Nachteile sehe ich keine“, so Knopp. Natürlich müsse man sich genau überlegen, für welchen Anbieter man sich entscheidet. Besonders wenn dieser aus den USA oder einem anderen nicht-europäischen Land kommt, sollte man wisssen, wie dort mit Daten verfahren wird. „In Deutschland stehen wir sehr gut da beim Thema Datenschutz; da habe ich keine Sorgen.“ Steiger weiß um dessen Bedeutung. „Datenschutz ist bei vielen vor allem ein emotionales Thema. Daher empfiehlt es sich, immer genau hinzuschauen und auch zu prüfen, ob Anbieter zertifiziert oder TÜV-geprüft sind.“

Porträt von Christian Steiger

Christian Steiger

ist Geschäftsführer der Haufe-Lexware GmbH & Co. KG und verantwortlich für den strategischen Ausbau der Cloud-Unternehmenslösung lexoffice.

„Es gibt keine Limits“

Warum gerade Mittelständler von Cloud-Computing profitieren und warum die „EU-Cloud“ GAIA-X durchaus auch kritisch zu sehen ist, erläutert Christian Steiger.



Wie unterscheiden sich bei der Cloud-Nutzung die Ansprüche von Mittelständlern und Großunternehmen?

Christian Steiger: In erster Linie sind die Voraussetzungen ganz unterschiedlich. Ein großes Unternehmen hat etwa eine eigene Buchhaltungs- und Controllingabteilung. Kleinere Mittelständler können aber nicht für jede Tätigkeit jemanden einstellen; sie sind also vielmehr darauf angewiesen zu auto­matisieren. Praktisch ist es dann, wenn sie alles in einer Cloud speichern und miteinander vernetzen können. Bei den Großunternehmen ist das schon schwieriger, weil sie zuvor alles an unter­schiedlichen Orten gespeichert haben. Da geht es eher darum, integrierte Systeme zu schaffen. 

Das europäische Cloud-Projekt GAIA-X steht für eine sichere und vernetzte Dateninfrastruktur. Wie schätzen Sie das ein?

Steiger: Das Thema digitale Souveränität gewinnt so sicherlich an Bedeutung und heizt den Wettbewerb an. Sicherheitsstandards, Datenschutz und entsprechende Zertifizierungen werden umso wichtiger. Den Anspruch finde ich super, und es zeigt auch, dass die DSGVO nichts Schlechtes ist. Doch es gibt auch schon viel Kritik in Bezug auf die Partner, die dann zum Teil doch wieder die klassischen Tech-Giganten aus den USA und China sind. Wenn sich GAIA-X etabliert hat, werden wir sehen, ob es seinen eigenen Ansprüchen auch gerecht werden kann.

Sie sagen, Cloud-Computing ist die Basis für Innovationen und wird uns auch langfristig begleiten. Wohin geht denn die Reise?

Steiger: Es gibt hier keine Limits – zumindest keine technischen. Die Rahmenbedingungen werden sich vielleicht ändern, doch es wird immer einen Ort geben müssen, an dem Daten gespeichert und verarbeitet werden – Stichwort Rechenleistung, die ja bekanntlich exponentiell zunehmen wird. Viele große Anbieter fangen gerade schon an, eigene Prozessoren zu bauen, die auf Cloud-Lösungen optimiert sind.

11.06.2021    Miriam Rönnau
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