Kreativ im Detail. Mit diesem Slogan wirbt die Werbe- und Marketingagentur Artkurat. Klingt nach individuellen Konzepten und persönlicher Hand- beziehungsweise Kopfarbeit. Gleichzeitig sagt Gründer und Geschäftsführer Benjamin Sen: „Klar nutzen wir KI täglich für unsere Kreation!“ Wie passt das zusammen?
Seit seiner Jugend beschäftigt sich der heute 33-Jährige mit Brands und Marketing. Vom eigenen Markenzeichen, mit dem er all seine Schulmaterialien bestückte, über das „eher unprofessionelle“ Vereinsplakat per Word mit 15 bis zur ersten Speisekarten-Gestaltung für einen Bekannten. Einige Schritte weiter folgte 2012 die Gründung von Artkurat. Und was mit klassischen Druckmaterialien begann, bietet inzwischen auch ganzheitliche Kommunikationsstrategien – und Kampagnen. Der Booster: die Coronakrise und die Nachfrage nach Abstandsaufklebern. „Damals habe ich erkannt: Das, was einem zuerst Angst macht, kann einen voranbringen, wenn man es nur aktiv in die Hand nimmt“, sagt Sen.
Es beginnt als Kreativität und wird Realität
KI nutzen er und sein Team intensiv seit Herbst 2022, von der Recherche zu bestimmten Themen oder Branchen bis zur Generierung von Bild-Content. „Wenn ich zum Beispiel für eine Speisekarte eine ganz bestimmt Idee von einem Produktfoto habe, das es aber nicht gibt. Dann ist die KI einfach der schnellste und günstigste Weg, statt zum Beispiel ein Shooting zu organisieren.“ Dasselbe geht natürlich auch mit Website-Texten, Pressemitteilungen und Social-Media-Posts. Der Gedanke, dass das eine oder andere Unternehmen hierfür in Zukunft keine externe Agentur mehr beauftragt, sondern einfach ChatGPT anschmeißt, ist gar nicht unlogisch.
Die Kombination sorgt für Perfektion
„Nicht ganz“, korrigiert Sen. „Denn die KI wird nie das 100 Prozent finale Produkt liefern. Die Sachen müssen immer noch mal für den jeweiligen Kunden angepasst werden. Und das kann nach wie vor am besten der Mensch.“ Für ihn ist daher eine Kombi aus beidem die Zukunft. Während KI vor allem in puncto Schnelligkeit und Kreativität überzeugt, liegen die Stärken menschlicher Intelligenz vor allem in Emotionen und sozialen Kompetenzen wie gegenseitiger Inspiration. „Alles wird schneller, die Ansprüche mehr“, so Sen. „Da ist es doch klug, jedes Tool zu nutzen, das die Produktivität steigert, um dann mehr Kapazitäten für den nicht weniger fordernden Feinschliff zu haben.“
Klar und Transparent kommunizieren
Außerdem werde es in Zukunft darum gehen, wer besagte Tools am zielführendsten bedienen kann. Je besser der Prompt – also der Eingabebefehl –, desto besser das KI-generierte Ergebnis. Hier können sich Agenturen als Experten positionieren.
Eines ist Sen in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Dem Kunden gegenüber muss klar kommuniziert werden, wofür KI eingesetzt wird; und eventuelle Zeit- und Kosteneinsparungen müssen zum Großteil weitergegeben werden. Das zeigt Wertschätzung und intensiviert die Bindung. So sein Ideal. Die Realität in den meisten Agenturen sei derzeit aber eine andere. „Ich glaube, es gibt für Agenturen zwei Gefahren rund um KI: Erstens, sich gar nicht damit zu beschäftigen, und zweitens, sie zu nutzen, das dem Kunden aber vorzuenthalten." Dann führe KI vielleicht doch zum Kundenverlust. Aber anders als gedacht.