Mensch oder Maschine? Die Antwort auf die Frage, wer in Zukunft einen Großteil der Arbeit verrichten wird, lautet: beide. Vor allem in kritischen Bereichen wie beispielsweise der Medizin oder für kreative Arbeiten braucht es trotz allen technologischen Fortschritts und immer besserer Künstlicher Intelligenz (KI) allerdings auch in Zukunft noch den Menschen, der mindestens die Maschine bedient, sie mit Daten füttert oder sie kontrolliert.
Bei standardisierten Prozessen, zum Beispiel im Büro, sieht das anders aus. Schon heute werden immer mehr Aufgaben automatisch erledigt, nutzen Millionen Menschen weltweit intelligente Software wie etwa die Office-Anwendungen von Microsoft. Das Ziel: sich die tägliche Arbeit zu erleichtern oder sich Zeit für anspruchsvolle Projekte freizuschaufeln. Dadurch setzen sie auch auf KI-basierte Anwendungen – teilweise ohne es zu merken.
Die Autokorrektur beim Schreiben von E-Mails in Outlook, das Texten in Word oder eine automatische Anordnung der Materialien für ein ansprechendes Design der PowerPoint-Slides: Schon diese elementaren Funktionen basieren auf einer KI im Hintergrund der Software, die das Arbeiten im Office oder zu Hause produktiver machen soll
KI ist komplexer, aber viel effektiver
Doch es geht auch komplexer, wie das Beispiel von Natif.ai zeigt. Das Start-up aus Saarbrücken hat eine Deep-OCR („optical character recognition“) entwickelt, um Dokumente schnell, einfach und tausendfach automatisch zu verarbeiten sowie zu analysieren. Dabei setzt das Spin-off des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) auf eine Plattform für eine automatische und selbstlernende Texterkennung, auf der Dokumente 30- bis 60-mal schneller als mit herkömmlichen Technologien verarbeitet werden können.
Gründer und Geschäftsführer Johannes Korves geht es bei der Dokumentenautomatisierung aber nicht nur um Schnelligkeit, sondern vor allem darum, dass Millionen Fachkräfte in Firmen durch die innovative Technologie entscheidend entlastet werden (siehe Interview unten).
Dass das für viele Unternehmen in Deutschland immer noch eine sehr große Herausforderung ist, zeigt eine Anekdote aus Korves’ vorherigen Job bei einem großen Online-Shop für Brillen: „Wir hatten bei immer mehr Bestellungen vor allem im Lager das Problem, dass die Mitarbeitenden kaum noch mit dem Abgleich von Rechnung und Lieferschein hinterherkamen.“ Dank der KI von Natif.ai gibt es dafür jetzt aber eine Lösung.
Viele Touchpoints für mehr Vertrauen
In Zeiten des immer größer werdenden Fachkräftemangels können KI-basierte Anwendungen also Unternehmen helfen, das vorhandene Personal effizienter einzusetzen und die Produktivität zu steigern. Vorausgesetzt, dass nicht nur die Unternehmen, sondern vor allem ihre Beschäftigten die Technologie akzeptieren und ihr das nötige Vertrauen entgegenbringen. „Ich glaube, Akzeptanz kommt immer dann, wenn man Vertrauen aufbaut“, sagt Natif.ai-Gründer Korves. „Und das wiederum entsteht, wenn man möglichst viele Touchpoints mit der Technologie hatte.“
Genau diese Touchpoints gibt es im Großen wie im Kleinen, in Firmen, aber auch privat: Roboter in der Industrie, Chatbots zur Kundenberatung beim Online-Shopping, die Bilderkennung auf dem Smartphone, der Spurassistent im neuen SUV oder auch die Google-Suche via Siri oder Alexa. KI ist längst allgegenwärtig, und sie kann den Menschen entlasten – auch und vor allem in Unternehmen.