In Kürze
- Hamburger Start-up Synergeticon macht mit KI-Bildsystemen Schwachstellen in Produktionsabläufen sichtbar.
- Enge Zusammenarbeit mit Industrie- und Logistikunternehmen, um Künstliche Intelligenz für neue Anwendungsfälle weiterzuentwickeln.
- Handelsunternehmen REYHER aus Hamburg verspricht sich von der KI-Technologie Effizienzsteigerung und Sicherheit.
David Küstner, Geschäftsführer von Synergeticon, hat sich mit seinem Unternehmen genau darauf spezialisiert: „Wir sind in der Lage, mit unserer KI-Technologie Ineffizienzen sichtbar zu machen und dann automatisch gegenzusteuern“, sagt der Co Gründer des Hamburger Start-ups. Sein Ziel: mit KI auf jede Eventualität eine automatische Antwort zu geben. Synergeticon nutzt dazu intelligente Kamerasysteme, die zum Beispiel Materialströme erkennen und Daten in Echtzeit verarbeiten, sodass im Produktionsprozess automatisch umgeplant werden kann.
KI-Bildsysteme zur Corona-Bekämpfung
Die KI-Bildsysteme von Synergeticon ermöglichen eine Objekt- und eine Eventerkennung und könnten sogar bei der Coronabekämpfung eingesetzt werden – weil sie erkennen, ob Masken korrekt getragen werden oder Beschäftigte eine erhöhte Körpertemperatur aufweisen. „Dabei legen wir großen Wert auf eine datenschutzkonforme Umsetzung. Mit unserer Bildverarbeitung ist es möglich, Menschen ganz zu anonymisieren und sie aus dem Kamerabild verschwinden zu lassen“, stellt Küstner klar. Er weiß: Die beste Technologie kann sich nicht erst durchsetzen, wenn der Datenschutz auf der Strecke bleibt. „Deshalb sind wir in engem Austausch mit den Unternehmen und den Beschäftigten, um einerseits interne Regeln für die Anwendung aufzustellen und andererseits einen technischen Missbrauch auszuschließen.“
Auf der Suche nach neuen Anwednungsfällen
Synergeticon arbeitet seit mittlerweile fünf Jahren erfolgreich mit großen Namen aus der Luftfahrtbranche und der Automobilindustrie zusammen, sucht aber auch den Kontakt zu Unternehmen aus anderen Branchen. „Als Start-up sind wir immer auf der Suche nach neuen Anwendungsfällen, bei denen wir mit unserer Technologie Probleme lösen können“, sagt Küstner.
Echtzeit-Daten für mehr Effizienz
REYHER, ein Spezialist für Verbindungselemente und Befestigungstechnik mit über 130-jähriger Geschichte, ist ein möglicher Partner, für den KI neue Perspektiven eröffnen könnte. Seit 2003 setzt das Hamburger Handelsunternehmen auf digitale Prozesse und hat sich seither zu einem hoch automatisierten Lagerbetrieb gewandelt. Von Beginn an arbeitet REYHER eng mit einem Softwareunternehmen zusammen, um unter anderem mithilfe von Echtzeitdaten den Materialfluss zu optimieren. „Wir setzen in Zukunft auf Predictive Maintenance, um Ausfälle vorherzusagen und Wartungen rechtzeitig vorzunehmen“, erklärt Arne Schwertfeger, Head of Logistics.
REYHER sieht großes Potenzial für KI-Anwendungen
Er spüre einen kontinuierlichen Veränderungsdruck, so Schwertfeger. Denn Kunden würden erwarten, dass die Logistik nichts koste, bestellte Ware aber trotzdem schnellstmöglich geliefert werde. Hinzu kommen vermehrt individuelle Anfragen und Kundenwünsche, zum Beispiel bei der Verpackung. „Damit wir diesen vielfältigen Anforderungen gerecht werden, ist Digitalisierung dringend erforderlich“, erklärt der Logistikchef. REYHER hat es bereits vor Jahren geschafft, mit einem eigenen Order-Management-System und digitalen Schnittstellen den Bestellprozess wesentlich effizienter abzuwickeln. Doch was bedeuteten die digitalen Neuerungen für die Beschäftigten? „Wir haben vorgemacht, dass Digitalisierung eine Chance ist. Wir haben unseren Lagerbetrieb automatisiert und trotzdem weiter Personal aufgebaut“, entgegnet Schwertfeger. So soll es in Zukunft weitergehen – nur dass dann wohl auch KI-Technologie zur Effizienzsteigerung und Sicherheit beitragen wird.
KI macht Vollautomatisierung möglich
Intelligente Assistenzsysteme, kognitive Robotik und Datenstrukturen, auf deren Grundlage in der Produktion und Logistik automatische Entscheidungen getroffen werden: Für Synergeticon ist das Tagesgeschäft – für viele KMU dagegen noch Zukunftsmusik. „Wir sehen vor allem im Mittelstand einen großen Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Aber so langsam setzt ein Umdenken ein und es reift die Erkenntnis, dass sich die Unternehmen anders aufstellen müssen, um international nicht den Anschluss zu verlieren“, so Küstner. Er glaubt, dass KI in vielen Bereichen zu voll automatisierten Prozessen führt. „Der Mensch wird dann nur noch interaktiv in die Systeme eingreifen, wir sehen das bereits beim autonomen Fahren“, so Küstner.