Digitalisierung
Atene KOM: Das „Warum“ hinter einer Idee ist wichtig
Die atene KOM ist auf digitale Projekte für Kommunen, Landkreise und Ministerien spezialisiert. Geschäftsführer Tim Brauckmüller erklärt, warum Schablonendenken eine Sackgasse ist und warum es sich für ihn nicht lohnt, Trendthemen hinterherzujagen.
Tim Brauckmüller
ist Digitalisierungsexperte und geschäftsführender Gesellschafter der atene KOM GmbH in Berlin. Neben verschiedenen Projekten der digitalen Infrastruktur in Niedersachsen war seine Expertise auch auf internationaler Ebene in den Niederlanden, Estland, Finnland und Norwegen gefragt.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Die atene KOM unterstützt den öffentlichen Sektor bei der Projektentwicklung in Bereichen wie Digitalisierung, Gesundheit oder Bildung. Wie hat sich die Coronapandemie auf Ihren Geschäftsalltag ausgewirkt?
Tim Brauckmüller: Wir arbeiten bei der atene KOM fast ausschließlich für Kundinnen und Kunden der öffentlichen Hand, darunter Kommunen, Landkreise und Ministerien. Während Corona hat sich unsere Arbeit intern wie auf Kundenseite verändert, da sich im Hinblick auf die Digitalisierung die Bedürfnisse verändert haben. Wir erhalten zum Beispiel mehr Beratungsanfragen rund um digitale Themen und die Projekte haben einen stärker umsetzungsorientierten Fokus. Oftmals werden auch bestehende Aufträge noch ausgeweitet und entsprechend der veränderten Situation anders gewichtet. Das führt bei uns zu einer noch intensiveren Beschäftigung mit der gesamten Thematik, sowohl was die Digitalisierung von Verwaltungen angeht als auch die Digitalisierung im Alltag. Hier liegen die Anfragen zum Beispiel oft im Kontext von Smart Cities.
Für ausgeklügelte Lösungen im digitalen Bereich müssen Sie fortwährend innovativ bleiben, wie gelingt Ihnen das?
Brauckmüller: Wir versuchen vorauszudenken und Themen zu besetzen, die vielleicht noch gar nicht so aktuell sind. So waren wir zum Beispiel recht früh dabei, Innovation und Digitalisierung für die öffentliche Verwaltung und als besonderen Punkt für die Regionalentwicklung zu betrachten. Unsere Ableitungen haben wir dann in unsere Beratung integriert. Dieses Vorgehen setzt ein hohes Maß an Vertrauen von Seiten unserer Kunden voraus, allerdings zahlen wir dieses mit Beständigkeit zurück – das sind die besten Voraussetzungen, um auch mal vor dem Wind zu segeln. Hin und wieder unterbreiten wir automatisch auch unbequeme Vorschläge, um sie quasi mit der Kraft von positiven Ideen aus der Komfortzone zu locken. Wichtig ist anschließend, konkrete Maßnahmen zu liefern, wenn diese Ideen auf positive Resonanz stoßen.
Das Thema Smart City ist allerdings nicht wirklich neu …
Brauckmüller: Das kommt darauf an. Wichtig für uns war es, dieses komplexe Thema rund um Smart Cities nicht nur im Kontext von Wirtschaft und Städten zu behandeln. Unser Fokus lag bereits früh auch darauf, ganze Regionen dabei zu unterstützen, die Vorteile der Digitalisierung für eine zukunftsorientierte Entwicklung zu nutzen. Inzwischen steht das so auch im Koalitionsvertrag. Wir waren also auf dem richtigen Weg.
Wie schwer ist es, auch die ländlichen Regionen in den Digitalisierungsprozess von Bund und Länder miteinzubeziehen?
Brauckmüller: Unser erklärtes Ziel ist es, über den Tellerrand zu schauen, um Regionalentwicklung und Digitalisierung zusammenzudenken. Gerade die Kombination dieser beiden Elemente begreifen wir durchaus als Chance für den ländlichen Raum, gleichwertige Lebensverhältnisse zu digitalisierten Ballungszentren herzustellen. Das erfordert oft ein hohes Maß an Kreativität – für Prozesse, Kommunikation, Umsetzungsideen. Dafür müssen wir wissen, warum und was in einer Region funktioniert. Es ist entscheidend für den Erfolg eine Projekts, dass wir uns im Vorfeld detailliert mit den Standortfaktoren vor Ort vertraut machen und vor allem die Menschen an diesem Prozess beteiligen. Diese Projekte lassen sich nur über derartige Zusammenarbeit sowie gleichermaßen über Kooperationen mit Partnern aus der Wissenschaft und öffentlicher Hand aus ganz Europa umsetzen.
Wie behalten Sie bei derart vielen Beteiligten an einem Innovationsprozess den Überblick?
Brauckmüller: Eine unserer wichtigsten Rollen ist die des Moderators zwischen öffentlicher Hand und Unternehmen. Wir versuchen unsere langjährige Erfahrung in der Entwicklung hochkomplexer Projekte bestmöglich einzubringen. Gleichzeitig können sich unsere Partnerinnen und Partner darauf verlassen, dass wir diese Strategien und Konzepte auch in der praktischen Umsetzung ziel- und lösungsorientiert einbringen. Dafür erarbeiten wir gemeinsam mit allen Beteiligten eine Roadmap, die unsere Kundinnen und Kunden bis zum Ziel bringt und auf die jeweilige Ausgangslage passt. Das erhöht die Erfolgschancen jedes Vorhabens, schafft Akzeptanz und eine gute Basis für die Umsetzbarkeit. Wir helfen hier als Dienstleister, Projektmanager und Organisationsentwickler zugleich.
Welche Tools oder Hilfsmittel verwenden Sie auf diesem Weg?
Brauckmüller: Zur Organisation und Konzeption verfügen wir intern über eine Reihe von Tools, um Mitarbeitende in der Innovationsarbeit zu unterstützen. Das sind Plattformen zum Austausch und zur Projektarbeit, aber auch Formate wie unsere atene talks. Darin werden Projekte und Themen von Mitarbeitenden für ihre Kolleginnen und Kollegen präsentiert sowie anschließend interdisziplinär diskutiert. Unsere atene KOM Akademie schafft ebenfalls Angebote zum internen Austausch untereinander und auch mit Partnerinnen und Partnern sowie Kundinnen und Kunden. Eines dieser Formate, das wir neu entwickelt haben, heißt zum Beispiel Open House – eine Plattform zum Innovationsaustausch. Wir gestalten als Technologieunternehmen innovative Trends mit.
Wie organisieren Sie Ihren Service?
Brauckmüller: Entscheidendes Merkmal für guten Service ist für uns eine gute Erreichbarkeit. Dafür haben wir ein Kontaktcenter, das für unterschiedliche Fragestellungen als First-Level-Support fungiert, erste Antworten geben kann und zielgerichtet die Fragenden mit den atene-Spezialisten in Kontakt bringt. Ergänzend dazu haben wir inzwischen Büros in sieben weiteren Standorten in Deutschland sowie ein Büro in Brüssel. Wir sind für unsere Kundinnen und Kunden vor Ort erreichbar, können durch persönliche Treffen kurze Wege ermöglichen und kennen die Regionen, in denen wir Projekte umsetzen dürfen. Zusätzlich erhalten unsere Kundinnen und Kunden die Möglichkeit, unsere Infrastruktur mitzunutzen. Zum Beispiel die Veranstaltungsräume in der atene Akademie in Berlin. Das kommt gut an, wird viel genutzt und bietet natürlich auch uns immer wieder spannende Einblicke.
Wie differenzieren Sie zwischen Trends und Themen, die sich tatsächlich für Ihre Kundinnen und Kunden in der Praxis umsetzen lassen?
Brauckmüller: Für uns geht es nicht darum, jedem neuen Schlagwort oder Trend hinterher zu laufen. Wir möchten durch die Digitalisierung einen tatsächlichen Mehrwert entstehen lassen. Zum Beispiel haben wir in der Webentwicklung für öffentliche Auftraggeber schon sehr früh vollständig auf Open Source-Lösungen gesetzt. Diese sind gegenüber individuell entwickelten proprietären Systemen schneller einsatzfähig und versprechen gleichzeitig eine große Langlebigkeit. Dieser Weg hat uns intern überzeugt. Wir sprechen auch nicht über Blockchain, sondern im Bereich von sicherer Übertragung und Speicherung eher über ganzheitliche Resilienz. Und wir differenzieren zwischen Künstlicher Intelligenz und Machine Learning. Das soll heißen, dass wir nicht alles in einen Topf werfen, ohne die Zielsetzung zu hinterfragen. Nicht alles was technisch möglich ist, muss auch umgesetzt werden oder ist für unsere Kundinnen und Kunden relevant. Es geht also nicht nur um das Know-how, sondern ganz besonders um das Know-why, um das ‚Warum‘ hinter einer Idee.
Neben Smart Cities, welche innovativen Prozesse stoßen Sie auf inhaltlicher Ebene im Rahmen Ihrer Projekte noch an?
Brauckmüller: Die Liste ist lang: Nutzerorientierte Verwendung von Daten und kontextbasierte Analysetools, Transparenz und digitale Prozesse in der Verwaltung, nachhaltige Mobilität – all das sind Themen, die wir verfolgen, weil sie für uns sowie unsere Kundinnen und Kunden sehr wichtig sind. Das ist ein Pluspunkt, denn wir hören ihnen aufmerksam zu und stehen ihnen in jeder Hinsicht als Gesprächs- und Lösungspartner bereit. Wir handeln nach dem Motto ‚Innovation fördern und Zukunft gestalten‘. Für unsere Arbeit haben wir die Auszeichnung ‚Mitglied in den Top 100 der innovativsten Mittelständler in Deutschland‘ bereits zum zweiten Mal erhalten haben.
Zurück zu Corona: Viele Unternehmen mussten während der Pandemie ihre internen Strukturen neu ordnen und den Gegebenheiten anpassen. Fiel Ihnen dieser Prozess als Technologieunternehmen einfacher?
Brauckmüller: Die Coronapandemie hat vor allem gezeigt, dass wir flexible Lösungen benötigen. Diese sollten einerseits kurzfristig einsetzbar sein, andererseits aber auch nicht das Gefühl vermitteln, ein Provisorium zu sein. Die meisten unserer Mitarbeitenden hatten schon vor der Pandemie einen Laptop und konnten über verschiedene digitale Tools und Plattformen in- und extern kommunizieren. Inzwischen gibt es bei uns kaum noch feste Rechner. Dafür haben wir aber eine Mobile-Office-Richtlinie, die jedem Mitarbeitenden ein individuelles Arbeitsmodell zum dezentralen Arbeiten ermöglicht. Flexibilität bedeutet auch, auf Vorhandenes zurückgreifen, wie zum Beispiel das erwähnte Open-Source-Beispiel zeigt.
Hat die Coronapandemie also auch gezeigt, dass digital immer besser ist?
Brauckmüller: Nein, denn die Pandemie hat uns auch die Grenzen der Digitalisierung aufgezeigt – viele Kolleginnen und Kollegen sehen sich tatsächlich nur noch in Online-Meetings, Austausch findet nur noch selten ungeplant statt. Eine der Herausforderungen ist jetzt tatsächlich, den Menschen auch die physische Anwesenheit im Büro oder bei Terminen wieder als echten Mehrwert erlebbar zu machen. Man könnte sagen, dass die Pandemie unseren Blick für unsere Mitarbeitenden nochmal geschärft hat.
Wie meinen Sie das?
Brauckmüller: Hinsichtlich unserer Verantwortung für unsere Mitarbeitenden. Aus dieser Erkenntnis heraus haben wir zum Beispiel von Beginn an Masken und Selbsttest zur Verfügung gestellt, Impfangebote gemacht und zum Schutze aller konkrete Verhaltensregeln aufgestellt. Darüber hinaus haben wir auch individuelle Lösungen gefunden, damit sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen in dieser brenzligen Situation – das reicht nun auch darüber hinaus.
Welche weiteren Maßnahmen zum Employer Branding und Benefits für Mitarbeitende können Sie vorweisen?
Brauckmüller: Wir ermutigen unsere Mitarbeitenden generell zur Kommunikation. Nur wenn wir als Arbeitgeber wissen, wann und wo etwas schlecht läuft, können wir auch darauf eingehen und etwas verändern. Auf unserer Homepage haben wir zudem einen Code of Conduct veröffentlicht. In diesem bekennen wir uns klar zu unseren Werten, dass für uns zum Beispiel nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht. Oder dass wir uns für die Gesellschaft, die Umwelt, für Nachhaltigkeit und gleiche Lebensverhältnisse einsetzen. Den viel beschriebenen Gender Pay Gap, also den Unterschied in der Bezahlung zwischen Geschlechtern, findet man bei uns nicht.
Welche inhaltlichen Benefits bieten Sie an?
Brauckmüller: Wir legen großen Wert auf abwechslungsreiche Aufgabengebiete sowie die Möglichkeit sich flexibel auszuprobieren – und das in einem stark wachsenden und innovativen Unternehmen mit flachen Hierarchien und internationaler Ausrichtung. So ist unser Geschäftsfeld Smart Cities auf Initiative eines Mitarbeiters entstanden, der durch internes Coaching zum Teamleiter wachsen konnte. Eine Erfolgsgeschichte, die zeigt: Bei uns kann sich jeder einbringen, Projekte voranbringen und die Zukunft aktiv mitgestalten.
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