Porträt von Vidar Andersen, Gründer von +Andersen & Associates.
29.08.2022
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Zur Person

Vidar Andersen

st ein norwegischer Tech-Unternehmer, der das Beratungsunternehmen +Andersen & Associates im Jahr 2013 gegründet hat. Zuvor hat er 2001 zusammen mit zwei Freunden das Content-Management-System „Plone“ entwickelt, das weltweit von Unternehmen und Organisationen wie der NASA JPL, Yale University, der CIA, dem FBI, Lufthansa oder der Deutschen Telekom verwendet wird. Von 2005 bis 2010 arbeitete Andersen als Head of Digital bei der Lead-Agentur von T-Mobile International in Köln.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: +Andersen & Associates unterstützt Unternehmen bei Innovations- und Digitalisierungsprozessen. Damit dürften Sie besonders während der Coronapandemie den Nerv der Zeit getroffen haben, oder?

Vidar Andersen: Mitnichten, zumindest am Anfang der Coronapandemie. Wir selbst konnten alle unsere Dienstleistungen und Produkte innerhalb weniger Wochen online anbieten. Doch von Seiten unserer Kundinnen und Kunden war die Nachfrage kaum vorhanden. Viele Unternehmen, gerade in Deutschland, konnten sich erst gar nicht vorstellen, dieselben Leistungen über virtuelle Kanäle zu erhalten. Wieder andere wurden durch interne Hürden, wie zum Beispiel mangelnde Softwarelizenzen, restriktive Sicherheitseinstellungen, Datenschutz-Überlegungen oder überholte Betriebsratsentscheidungen, daran gehindert. Mittlerweile wollen viele unserer Kunden auf das Angebot gar nicht mehr verzichten. Hier hat sich in den vergangenen zwei Jahren also glücklicherweise einiges getan.

Wie überzeugen Sie Ihre Kundinnen und Kunden von Ihrem Service?

Andersen: Als wir zu Beginn der Pandemie feststellen mussten, dass die wenigsten Kundinnen und Kunden digital gut aufgestellt waren, floss viel Zeit und Energie in die Aufklärung und Schulung. Wir haben ihnen gezeigt, wie man auch digital gut zusammenarbeiten kann. Diese Mühe hat sich gelohnt. Ob Programme oder Dienstleistungen, viele werden weiterhin hauptsächlich virtuell nachgefragt. Gerade für Unternehmen, die Programme buchen, die mehrere Wochen dauern und deren Teams an unterschiedlichen Standorten verteilt sind, birgt das einen enormen Vorteil. Grundsätzlich geht jeder neuen Zusammenarbeit eine intensive Recherche voraus, um die Marktbedingungen und Anforderungen der jeweiligen Branche zu verstehen und daraus passende Programme oder Lösungen anbieten zu können. Das funktioniert analog und digital.

Wie reagieren Ihre Kundinnen und Kunden auf diese disruptiven Veränderungsvorschläge?

Andersen: Vorneweg: Unsere Arbeit kann nur fruchten, wenn wir die Ziele und Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden genau kennen. Generell schätzen sie aber die unkomplizierte und teamorientierte Zusammenarbeit mit uns und dass wir ehrliches Feedback geben. Wenn ich von einer Sache nicht überzeugt bin, äußere ich das, auch wenn die Kundinnen und Kunden das im ersten Moment vielleicht nicht so gerne hören wollen. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, miteinander zu sprechen und sich und seine Leistungen immer wieder zu hinterfragen. Wir führen mit unseren Kundinnen und Kunden vor, während und nach einer erbrachten Leistung Feedback-Gespräche durch. Dabei evaluieren wir fortlaufend, ob unsere Produkte, Programme und Dienstleistungen aktualisiert, ergänzt oder ausgetauscht werden müssen.

Wie gewährleisten Sie, dass +Andersen & Associates nicht selbst vom digitalen Fortschritt in der Welt überholt wird?

Andersen: Wir sind „paranoide“ Techies, also total Technologie-begeistert. Die Sorge, eines Tages nicht mehr auf dem neuesten Stand zu sein und zukünftige Technologien nicht mehr verstehen sowie meistern zu können, treibt uns um. Diese Paranoia spiegelt sich auch in der Arbeitskultur wider: Zum Beispiel wäre da die Sorge, dass die Wettbewerber etwas Besseres anbieten könnten oder dass die Methodiken und Tools, die wir erfolgreich anwenden, plötzlich obsolet werden könnten. Unser Rezept dagegen: Wir bleiben paranoid und arbeiten nur mit Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Gründerinnen und Gründern zusammen, die unsere Paranoia teilen. Research zu den Themen Tech, Tools, Methodiken und Wettbewerb gehört zudem zum täglichen Geschäft dazu, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Das gilt für +Andersen genauso wie für unsere Kundinnen und Kunden.

Welchen Vorteil haben Sie gegenüber Ihren Wettbewerbern?

Andersen: Als kleines Privatunternehmen ohne externe Investoren genießen wir das Privileg, unsere Wachstumsziele selbst zu definieren. Außerdem bringen wir die Geduld mit, um sie auch zu erreichen. Für uns war es immer am wichtigsten, zufriedene Kundinnen und Kunden zu haben – das ist unser Erfolgsrezept. Klassische Wachstumsmaßnahmen wie mehr Personal oder die Übernahme anderer Unternehmen sind eher zweitrangig. Zusätzlich sind wir extrem flexibel und skalierbar, was Kompetenzen und Men- und Womenpower anbelangt. Unser Associate-Modell ermöglicht es, unseren Kundinnen und Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen ein perfektes á-la-carte-Team für die verschiedensten Digitalisierungs- und Innovations-Herausforderungen zusammenzustellen.

In welchem Geschäftsbereich haben Sie noch Schwächen?

Andersen: Dass man mehr mit externen Partnern und weniger mit Festangestellten zusammenarbeitet, mag, vor allem von potenziellen Investoren, als mögliche Schwäche angesehen werden. Aber gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass dieses Geschäftsmodell sehr robust ist.

29.08.2022
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