Eine Illustration von einer Glaskugel
01.06.2019    Anke Ralle
  • Drucken

Es war einmal ein Mobiltelefon, das nur für SMS und Telefonie gedacht war. Beim Blick auf das Smartphone, das als zentrale Fernbedienung für den durchdigitalisierten Alltag fungiert, klingt das, als wäre es Ewigkeiten her. Dabei ist es gerade einmal ein Jahrzehnt. Das Smartphone hat die mobile Daten-nutzung stark wachsen lassen. Darauf reagieren Telekommunikationsunternehmen unter anderem, indem sie durch den Ausbau der Netzinfrastruktur die Grundlage für das Datenwachstum der Zukunft schaffen, sagt Alfons Lösing, Vorstand für das B2B- und B2P-Geschäft von Telefónica Deutschland. Datenwachstum, für das spätestens mit der Einführung des Mobilfunkstandards 5G neben den Smartphones vor allem eine wachsende Zahl an smarten Fabriken, vernetzten Häusern und Städten sowie autonome Fahrzeuge sorgen werden.

Zur Person

Ein Portrait von Alfons Lösing

Alfons Lösing

ist seit August 2017 Vorstand für das Geschäftskunden- und Partnergeschäft der Telefónica Deutschland Holding. Er kam 2014 als Managing Director B2P zu Telefónica. Zuvor war Lösing drei Jahre Geschäftsführer der E-Plus Gruppe

In der Studie „Internet of Things 2019“ heißt es: IoT ist eher Evolution statt Revolution. Woran liegt es, dass nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmer dem Thema große ­Bedeutung beimessen?

Alfons Lösing: Grundsätzlich gibt es eine klare Entwicklung: Immer mehr Unternehmen erkennen, dass IoT für ihr Geschäft relevant ist und einen Wettbewerbsvorteil bietet. Die steigende Relevanz von IoT wird auch in der aktuellen Studie ersichtlich, denn der Zuspruch ist moderat gewachsen. Ein Großteil der Unternehmen hat sich bereits konkret mit IoT-Lösungen auseinandergesetzt und konnte wertvolle Erfahrungen mit Projekten sammeln. Die Relevanz von IoT nimmt mit der Firmengröße zu. ­Große Unternehmen haben größere IT-Abteilungen, welche die Projekte einfacher parallel zum Alltagsgeschäft stemmen können. Auf der anderen Seite haben sicher noch nicht alle die Potenziale erkannt, die sich durch IoT für ihr Geschäftsmodell eröffnen, oder sie fragen um Unterstützung bei der Umsetzung der dafür nötigen Transformationsprozesse nach.

Welche Chancen vergeben kleine und mittlere Unternehmen, die die Relevanz von IoT unterschätzen?

Lösing: Entsteht bei IoT ein zu großer Abstand zu Mitbewerbern, lässt sich dieser nicht mehr unmittelbar zum Beispiel durch Zukauf von einem bestimmten Tool oder Ähnlichem schließen, da schlicht die Erfahrung im Unternehmen fehlt. Bei der Implementierung spielt die Unter­nehmensstruktur eine wichtige Rolle, da solche Projekte stark mit internen Abläufen und dem Personal verknüpft sind. Daher ist es aus unserer Sicht unbedingt notwendig, sich frühzeitig aktiv und fokussiert mit dem Thema IoT auseinander­zusetzen.

Sie unterstützen Mittelständler bei der Implementierung von IoT-Lösungen. Wie hat sich die ­Nachfrage danach entwickelt?

Lösing: Die Themen IoT und Digitalisierung sind im Mittelstand angekommen, wobei die Einsatzszenarien und individuellen Bedürfnisse sehr vielfältig sind. Zentrale Aspekte sind vor allem Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen durch die Optimierung von Prozessen. Mittelständische Unternehmen, die mit ersten IoT-Projekten gestartet sind und diese erfolgreich umgesetzt haben, identifizieren im Anschluss meist weitere praktische Anwendungsfälle. Dementsprechend wächst der Bedarf an IoT-Lösungen im Mittelstand kontinuierlich.

Vor welchen Herausforderungen stehen Ihre Kunden bei der Implementierung von IoT-Lösungen?

Lösing: Wir beobachten häufig eine zu geringe Priorisierung von IoT-Projekten. Das gilt besonders für den Mittelstand. Dort liegt der Fokus ganz klar auf dem gut laufenden Tagesgeschäft. Da vor allem auch die Geschäftswelt immer komplexer wird, müssen viele Unternehmen ihre Prioritäten erst einmal neu ordnen. Weitere Herausforderungen sind fehlendes IoT-Know-how im Markt und wenig Erfahrung mit IoT-Projekten.

Solche Projekte lassen sich also nicht einfach neben dem Tagesgeschäft entwickeln. Worauf sollten Unternehmen bei der Einführung achten?

Lösing: Wir empfehlen Unternehmen, zunächst mit überschaubaren Vorhaben zu starten. So sammeln sie Erfahrungen und können ihr Projekt nach und nach optimieren. Mit dieser Vorgehensweise lernen sie erst einmal die Prozesse kennen und entwickeln ein Gespür für die Herausforderungen und Möglichkeiten von IoT.

Wie sieht es mit der Implementierung von IoT in anderen Ländern aus? Und wo steht Deutschland?

Lösing: Auf dem Mobile World Congress in Barcelona hat Telefónica in einem Gemeinschaftsprojekt unter anderem mit Seat die Vorteile des vernetzten und 5G-gestützten Fahrens anhand konkreter Anwendungsfälle aufgezeigt. Im Praxistest haben sich Fahrzeuge via 5G mit ihrer Umgebung ausgetauscht, damit Fahrer Risiken schneller erkennen und Unfälle verhindern können. In Deutschland arbeiten wir ebenfalls an der vernetzten Mobilität – auch hier mit unterschiedlichen Partnern wie dem Netzausrüster Ericsson. Bereits jetzt können wir dank Narrowband-IoT und LTE-M diverse IoT-Anwendungen realisieren. Natürlich werden sich die Anwendungsbereiche mit dem 5G-Netz enorm erweitern. Darauf bereiten wir uns im Moment vor.

Telefónica offeriert derzeit als einziger Anbieter in Deutschland Netze mit Narrowband-IoT- und LTE-M-Standard. Was können diese Technologien?

Lösing: Narrowband-IoT und LTE-M sind im Live-Netz von Telefónica Deutschland gestartet. Nach Beauftragung durch Geschäftskunden wird das jeweils für dessen spezifische Anwendung nötige LPWA-Übertragungsverfahren in unserem Netz entsprechend freigeschaltet. Mit diesen Standards bieten wir optimale Übertragungsverfahren für individuelle Nutzungsszenarien. Dabei unterscheiden wir in den beiden Maschinennetzen Narrowband-IoT und LTE-M zwischen stationären und beweglichen Anwendungsfällen. Möchten unsere Kunden einen stationären Niedrigenergie-Use-Case umsetzen, zum Beispiel beim Smart Metering für Gas- und Wasseranschlüsse, greifen wir in der Regel auf Narrowband-IoT zurück. LTE-M hingegen ist für bewegliche Anwendungen wie Wear­ables geeignet, für die eine kontinuierliche Datenübertragung und ein Funkzugang erforderlich sind. Beide Übertragungsverfahren sind extrem zuverlässig und verbrauchen sehr wenig Energie.

Was ändert sich mit Mobilfunknetzen in 5G-Qualität?

Lösing: 5G eröffnet uns neue Möglichkeiten rund um die Schwerpunkte intelligente Konnektivität und Network-Slicing für unternehmerische Anwendungen. Dadurch können wir unseren Partnern eine separate Netzinfrastruktur zur Verfügung stellen, die optimal auf ihre Anwendungsfälle ausgerichtet ist.

01.06.2019    Anke Ralle
  • Drucken
Zur Startseite