Titelthema: So gelingt der Neustart nach der Krise

Zukunftsfähig – jetzt oder nie

Evolution nach Charles Darwin bedeutet: Wer sich am besten an neue Gegebenheiten anpasst, überlebt. Das Prinzip aus der Natur lässt sich auch auf die Wirtschaft übertragen. Mit Blick auf die in diesen Zeiten zwingende digitale Transformation heißt das: Wer jetzt nichts ändert, verliert. In der neuen Ausgabe des DUB UNTERNEHMER-Magazins zeigen wir, wie Sie fit fürs Morgen werden.

22.04.2020

Nur etwa 0,16 Mikrometer ist es groß, das Coronavirus. Das entspricht nicht einmal zwei Zehntausendstelmillimetern. Und dennoch sind diese ultrakleinen Teilchen zur unsichtbaren Übermacht geworden, haben unser Leben auf links gedreht – gesellschaftlich wie wirtschaftlich. Noch ist es viel zu früh, um eine Schadensbilanz zu ziehen. Prognosen gibt es einige – den wirtschaftlichen ist eines gemein: Die Rezession ist unausweichlich. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sprach Anfang April von einem Konjunktureinbruch mindestens so stark wie 2009 infolge der Finanzkrise. Damals sank das Bruttoinlandsprodukt um 5,7 Prozent. Die Bundesregierung hat deshalb noch nie da gewesene Hilfspakete für Unternehmen geschnürt.

Geht nicht gibt’s nicht mehr

Das ist ökonomischer Realismus, der natürlich für Pessimismus sorgt. Aber: Es gibt auch viele Optimisten da draußen. Persönlichkeiten, die eine Ausnahmesituation wie diese als Chance begreifen. Vodafones Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter etwa sieht in der Corona-Krise „den größten Auftrieb für die Digitalisierung in Deutschland aller Zeiten“. Das sagte er beim Start-up-Festival „Bits & Pretzels“, das notgedrungen virtuell stattfand. „Es wird sich viel verändern, um nicht zu sagen alles“, prophezeit Ametsreiter.

Und Bertelsmann-Vorstand Thomas Rabe glaubt, die Ausgangsbeschränkungen könnten der Digitalisierungsstrategie der Mediengruppe einen Schub geben. Klar, denn wer zu Hause bleiben muss, muss sich in seiner Freizeit auch irgendwie beschäftigen – mit E-Books und Streamingdiensten zum Beispiel.

Für Markus Reithwiesner, CEO der Haufe Group, ist vor allem New Work einer der Krisengewinner. „Es herrscht vielerorts Unsicherheit darüber, wie Unternehmen ihre Arbeits- und Organisationsstrukturen von althergebrachten Traditionen lösen können, um sich zielführend weiterzuentwickeln“, so Reithwiesner. Jetzt aber kommt es quasi zum erzwungenen Praxistest: „Komponenten, die zu New Work gezählt werden, sind hilfreich, um den Minimalbetrieb in Unternehmen aufrechtzuerhalten. Mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten ist nur ein Beispiel dafür, wie New Work in vielen Firmen erst jetzt greif- und erfahrbar wird.“

Unter Digitalisierungs-Zwang

Wenn uns die letzten Wochen eines gelehrt haben, dann: Deutschlands Wirtschaft kann Digitalisierung – wenn sie denn muss. Das zeigt das Beispiel vieler Einzelhändler und Restaurantbetreiber, die aufgrund geschlossener Läden teils schnell und kreativ auf Online-Shopping oder Lieferservices umgestellt haben. Bisher sah das nämlich mitunter anders aus. Eine kurz vor der Krise durchgeführte Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigte unter anderem:

  • 34 Prozent der Unternehmen haben Probleme, die Digitalisierung zu bewältigen.
  • In jedem fünften Unternehmen hat man sich noch nie Gedanken über eine Digitalstrategie gemacht.
  • Zu Jahresbeginn hatte nur jedes vierte Unternehmen hierzulande vor, 2020 in die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle zu investieren. Ein Drittel hat solche Investitionen zuletzt 2018 oder früher getätigt, 14 Prozent sogar noch nie.

Was die Natur lehrt

„Digitalisierung entwickelt sich exponentiell. Je länger man zögert, umso schwieriger wird es, den Vorsprung der anderen aufzuholen“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg und ergänzt: „Wer nicht einmal für Teile seines Unternehmens eine Digitalstrategie aufgestellt hat, muss sich schon fragen lassen, ob er seine Existenz mutwillig aufs Spiel setzen will.“

In der Natur überlebt, wer sich schneller und besser an neue Gegebenheiten anpassen kann als andere. Das ist die zentrale These des Naturforschers Charles Darwin – und die kann auch auf die Wirtschaft übertragen werden. Ob Krisen und Rezessionen oder technische Revolutionen wie die Automatisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts oder jetzt die Digitalisierung: Insbesondere in Zeiten des fundamentalen Wandels ist es wichtig, mit Veränderungen Schritt zu halten, um die eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Das bedeutet Zukunftsfähigkeit

Aber was bedeutet das eigentlich, zukunftsfähig zu sein? Laut dem „Future Readiness Index“ der Beratung KPMG bestimmen drei Aspekte die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens maßgeblich mit:

  • wie sie ihr Wachstum gestalten
  • wie sie mit höherer Agilität das Verhältnis von Aufwand und Ertrag optimieren, also effizienter werden
  • wie sie Risiken minimieren

So weit die Theorie. Und in der Praxis heißt das: „Langfristiger Erfolg in Zeiten des Wandels erfordert ein radikal neues Denken von Investitionen, Geschäftsmodellen, Kundenbeziehungen, Infrastrukturen, Organisationsaufbau und Firmenkultur“, sagt Reithwiesner, der aus dem einstigen Fachverlag Haufe eine digitale Mediengruppe gemacht hat. Worauf es bei solch einer Transformation ankommt? „Stärken strategisch auszubauen, noch besser zu werden, wo man bereits gut dasteht“, so Reithwiesner. „Es bedeutet aber auch, immer wieder zu hinterfragen, ob diese Stärken noch richtig wirken können oder in eine andere Richtung ausgerichtet werden müssen.“ In Zeiten wie diesen, in denen vieles unklar und im Fluss ist, ist das eine Grundvoraussetzung für Zukunftsfähigkeit.

Wandel als Dauerzustand

Wandel ist für Reithwiesner aber kein kurzfristiger Ausnahmezustand. Im Gegenteil: Die Haufe Group entwickle sich als lernende Organisation auf allen Ebenen weiter. Das sei ein dynamischer Prozess, in dem stetige Veränderung zum Dauerzustand werde – mit all seinen unternehmerischen Paradoxien. Reithwiesner nennt folgende Paradoxien:

  • Paradoxon 1: Heute denken wir an heute – und morgen und übermorgen! Wir hinterfragen Geschäftsmodelle permanent, auch wenn sie sehr erfolgreich sind. Wir erkennen die Notwendigkeit an, uns fortwährend parallel sowohl um das Bestands- als auch das Zukunftsgeschäft kümmern zu müssen. Wir investieren mutig in die Zukunft. Wir reagieren nicht erst auf Druck von außen, sondern richten aus unserer Organisation heraus den Blick nach vorne.
  • Paradoxon 2: Der gangbarste Weg ist oft ein Trampelpfad! Wichtigste Konstante im disruptiven Wandel ist der Mensch. Er ist Mittelpunkt unserer Arbeit und entscheidend bei der Entwicklung neuer Ideen. Am Markt arbeiten wir daher direkt mit dem Kunden zusammen und verlassen für ihn unsere Komfortzone. Wir halten nicht an dem Modell „fertiges Produkt“ fest, sondern hinterfragen unsere Produkte und Services – auch wenn das bedeutet, gänzlich neue Wege zu gehen.
  • Paradoxon 3: Vertrauensvoller Kontrollverlust! In der Haufe Group definieren Führungskräfte einen strategischen Rahmen, sind aber nicht mehr das Zentrum von Entscheidungen. Dahinter steht die Überzeugung, dass sich Mitarbeiter eigenverantwortlich bewegen sowie innovativ denken und handeln, wenn sie die richtigen Bedingungen vorfinden. Das Vertrauen in die Stärken autonomer Teams und das Loslassen von hierarchischen Kontrollmechanismen schaffen ein Umfeld, in dem alle Beteiligten dynamisch und gemeinsam an der Weiter- und Neuentwicklung von Produkten und Services arbeiten können.

Schnell fit fürs digitale Morgen werden

In der neuen Ausgabe des DUB UNTERNEHMER-Magazins zeigen wir auf, wie Sie Ihr Unternehmen schnell in eine erfolgreiche digitale Zukunft führen können. Wer dabei diese vier Tipps beachtet, ist schon mal einen großen Schritt weiter:

  • 1. Aller Anfang ist gar nicht so schwer: Die digitale Transformation ist Pflicht für jeden Unternehmer, der auch morgen noch am Markt sein will. Die Entscheidung, etwas zu tun, muss bewusst getroffen werden. Für die Fragen nach dem Wo und Wie gibt es Hilfestellung.
  • 2. Offen für anderes sein: Ob Künstliche Intelligenz oder Blockchain: Sich neuen Technologien zu verschließen, ist keine gute Idee. Sie einfach wahllos im eigenen Unternehmen einzuführen aber auch nicht. Es gilt zu prüfen, was wirklich Sinn ergibt.
  • 3. Einfach mal anders miteinander arbeiten: New Work ist nur was für Start-ups? Mitnichten. Gerade die Corona-Krise hat gezeigt: Auch für etablierte Firmen lohnt sich ein Umdenken.
  • 4. Nachbessern, bitte: Mit neuen Technologien experimentieren und New-Work-Maßnahmen implementieren – das allein reicht nicht. Wer zukunftsfähig sein will, muss auch wirtschaftliche Aspekte im Blick behalten. Es gilt, Effektivität und Effizienz von Prozessen regelmäßig zu hinterfragen.

Sie wollen mehr zum Thema Zukunftsfähigkeit erfahren? Hier geht es direkt zum neuen DUB UNTERNEHMER-Magazin.