Versorgung

Zahnarztpraxis sucht Nachfolge: Ein Markt im Wandel

In den nächsten fünf Jahren stehen mehr als 20.000 Zahnarztpraxen vor der Herausforderung, einen Nachfolger zu finden. Dieser nachhaltige Strukturwandel betrifft Politik und Gesellschaft. Dr. Dirk Hickert und Dr. Raphael Clemm von GPNZ Dentalpartner beschreiben die Lage als dringend und zunehmend schwierig.

Symbolbild für Zahnarztpraxis sucht Nachfolge: EIn älterer Zahnarzt sitzt in seinem Behandlungszimmer undlächelt freundlich in die Kamera.

25.02.2025

Dirk Hickert, CEO von GPNZ Dentalpartner, hebt die wachsende Bedeutung der Versor­gungssicherheit in Deutschland hervor: „Traditionelle Modelle der Praxisnachfol­ge stoßen aufgrund verschiedener Faktoren an ihre Grenzen. Seit dem Inkrafttreten des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes im Juli 2015 entstanden medi­zinische Versorgungszentren (MVZ) als alternative Betreibermodelle, oftmals durch Investoren getragen.“ Diese könnten die Lücken füllen, die durch fehlende individuelle Nachfolgen und veränderte Präferenzen der jungen Zahnmedizingeneration entstehen.

Doch Hickert warnt: „Wie leider zu oft heutzutage in Deutschland, stehen ideologische politische Einflussnahmen vor einer Analyse der Fakten und einer nachhaltigen Entwicklung im Interesse der Gesellschaft. Ohne eine gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Interessengruppen und Wirt­schaft droht eine kritische Situation. Wir laufen in ein Strukturproblem, wenn wir nicht andere Beschäftigungsverhältnisse und unternehmerische Modelle für die zahnärztliche Versorgung in Deutschland abbilden.“

Zahnarztpraxis in ländlichen Regionen: Neue Wege gehen

GPNZ Dentalpartner zeigt, dass es verantwortungsvoll geht. Statt nur auf Expansion in Metropolen wie Berlin, Ham­burg oder Frankfurt zu setzen, konzen­triert sich der Verbund auch auf ländliche Regionen und die Speckgürtel um Ballungszentren. Dr. Raphael Clemm, CMO von GPNZ Dentalpartner, erklärt, dass die Nach­folgesuche hier besonders schwierig ist, obwohl das Patientenaufkommen und die Nachfrage nach Quali­tät hoch sind. „In diesen Gebieten gibt es Praxen, die keinen Nachfolger finden, aber der Bedarf an guter zahnmedizinischer Versorgung ist enorm“, sagt Clemm.

Das Geschäftsmodell basiert auf der Übernahme von Zahnarztpraxen, die weiterhin unter ihrem ur­sprünglichen Namen betrieben werden und Teil eines Verbundes werden. „Der Eigen­tümerwechsel wird im Impressum und auf Briefköp­fen kenntlich gemacht, ohne den Patientenstamm oder das Praxiskonzept stark zu verändern. Auch ist uns wichtig, dass der ehemalige Praxisinhaber für zwei bis vier Jahre an Bord bleibt, was den Patienten Kon­tinuität bietet“, betont Clemm.

Recruiting im Vordergrund

Ein zentrales Element ist die Un­terstützung der übernommenen Praxen in Bereichen wie Recruiting,
IT/Digitalisierung und Marketing. Ein Team von Fachleuten entlastet die Zahnarztpraxen, sodass Zahn­ärzte sich auf die Behandlung konzentrieren können. Clemm: „Besonders das Recruiting stellt viele Praxen vor Her­ausforderungen. GPNZ Dentalpartner übernimmt die Vorauswahl von Bewerbern, führt Interviews und erstellt Verträge. Wer von den Bewerbern das Rennen macht, entschei­den aber die Praxen.“

Ein weiterer Vorteil ist die Möglich­keit für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, erfolgreich in einer Praxis Karriere zu machen. Hickert betont, dass heutzutage der zahnärztliche Nachwuchs überwiegend weiblich ist und daher auch andere Anforderungen an die Lebensgestaltung bestehen. Zahnmediziner können mit modernster Ausstattung und ohne hohe Schulden ihre Laufbahn in einer Praxis entwickeln. „Unser Modell ist einfach eine attraktive Alternative“, ist Clemm überzeugt.

Mehr Effizienz für Zahnarztpraxen

Für die Zukunftsfähigkeit von Zahnarztpraxen ist die Digitalisierung entscheidend. Viele Praxen, besonders in ländlichen Regionen, haben die digitale Transfor­mation noch nicht vollzogen. GPNZ Dentalpartner setzt auf mo­dernste Technologien, um den Workflow zu optimie­ren. Von der digitalen Terminbuchung bis zur automatisierten Rechnungsstellung wird jeder Schritt digitalisiert, was Zeit spart. „Durch den digitalen Workflow können wir Aufgaben delegieren und die Praxen effizienter gestalten. Das ist vor allem auch aus der finanziellen Perspektive ein Vorteil für jede einzel­ne Praxis, denn wir können hohe Investitionskosten auf alle Praxen umlegen“, sagt Clemm.

In der Zahnmedizin verbessern moderne Technologien wie digitale Abdruckscanner den Behandlungsprozess und gestalten die Patientenerfahrung angenehmer. Zudem werden moderne Scanner und Fräsen eingesetzt, um dem Patienten eine Zeit- und Kostenersparnis zu ermöglichen. „Wir testen derzeit aber auch KI-gestützte Dokumentationssysteme wie Speech­-­to-Text, um die administrative Last weiter zu verringern“, fügt Hickert hinzu.

Mehr als 100 Praxen sind das Ziel

Der deutsche Markt für Zahnarztpraxen ist sehr stark fragmen­tiert. Der Anteil von investorenbetriebenen MVZ beträgt nicht mehr als zwei bis drei Prozent. Zudem besteht bislang so gut wie keine Organisation, die an die 100 Praxen heranreicht.  Viele kleinere Akteure kämpfen darum, sich zu konsolidieren und eine größere Markt­präsenz zu erreichen. GPNZ Dentalpartner verfolgt ein ambitionier­tes Wachstum. „Unser Ziel ist es, mehr als 100 Praxen im Verbund zu haben, um eine starke Basis für weiteres Wachs­tum zu schaffen“, sagt Clemm.

„Wir hinken in Deutschland den Entwicklungen in anderen Ländern deutlich hinterher, da unsichere Gesetzesvorhaben die Investitionen über Jahre gelähmt haben. Dies scheint aber nun auf Basis des Entwurfs des Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetzes überbrückt zu sein, welches mit ausreichender parlamentarischer Beratungszeit Anfang 2025 in Kraft treten soll“, so Hickert.

Die größten Herausforderungen liegen jedoch in der Finanzierung des Wachstums. Zwar wurden die richtigen Partner und Strukturen gefunden, doch um die nächste Wachstumsstufe zu erreichen, sind weitere Investitionen erforderlich. „Wir sind in einer Übergangsphase, in der wir die richtigen Vorausset­zungen schaffen müssen, um ohne größere Zusatzkos­ten weiterwachsen zu können“, erklärt Hickert.

Die Nachfolgeproblematik in Zahnarztpraxen ist ein viel­schichtiges Thema mit ökonomischen und gesell­schaftlichen Dimensionen. Das Geschäftsmodell von GPNZ Dentalpartner bietet eine vielversprechende Lösung. In ei­nem Markt, der sich durch die Inte­gration von Inves­toren und die Schaffung neuer Modelle wandelt, könnte GPNZ Dentalpartner als Vorreiter eine wichtige Rolle in der Sicherstellung der Versorgung spielen.

Protraitfoto von Dr. Dirk Hickert, CEO von GPNZ

Dr. Dirk Hickert

Der CEO von GPNZ verfügt über umfangreiche Erfahrungen auf Private-Equity- und Management-Ebene, insbesondere im Healthcare-Bereich

Protaritfoto Dr. Raphael Clemm, CMO von GPNZ

Dr. Raphael Clemm

Der Zahnarzt bringt als CMO bei GPNZ seine langjährige Management-Erfahrung im Dentalmarkt und seine Expertise in der Digitalisierung der Zahnmedizin ein