Gastbeitrag

Einarbeitung

Wie gelingt das Remote-Onboarding von Azubis?

In den vergangenen zwei Jahren ist das Arbeiten von zu Hause aus für viele zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch wie ist das bei Auszubildenden und Berufseinsteigerinnen und -einsteigern? Wie nehmen sie das digitale Arbeiten wahr? Roland Hofstetter, CTO bei Diamant Software erklärt, wie in dem mittelständischen Unternehmen Azubis virtuell an Bord geholt und integriert werden.

12.04.2022

Viele Arbeitnehmende haben sich in den letzten zwei Jahren an das Arbeiten von zu Hause aus gewöhnt. Doch gerade für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger sowie für Auszubildende kann der digitale Berufsstart eine große Herausforderung darstellen: Sie kennen das Team (noch) nicht, haben noch nicht alle Prozesse verinnerlicht und wenn Fragen auftauchen, sitzt niemand am Tisch gegenüber, der spontan helfen kann. Gerade auch der Smalltalk an der Kaffeemaschine und das „über die Schultern“-Schauen fallen beim digitalen Arbeiten weg.

Arbeitgebenden und Führungskräften kommt daher eine besondere Verantwortung beim Onboarding von und in der täglichen Arbeit mit jungen Nachwuchskräften zu.

Onboarding step by step

Gerade aufgrund der räumlichen Distanz ist es wichtig, noch mehr menschliche Nähe zu zeigen. Schon am ersten Tag ist es eine wertschätzende Geste, direkt mit einem digitalen Teamfrühstück zu starten. Wenn das ganze Team sich die Zeit für das Kennenlernen nimmt, fühlen sich die neuen Kolleginnen und Kollegen sofort gut aufgenommen.

Eine weitere Möglichkeit sind „Digital Welcome Days“, wie wir sie bei Diamant Software umsetzen. In diesem Rahmen können sich neue Mitarbeitende nicht nur mit dem Kernteam, sondern über alle Abteilungen hinweg und auch mit langjährigen Angestellten vernetzen. In der praktischen Umsetzung haben wir festgestellt, dass es sich lohnt das Gespräch zu moderieren, so dass alle gleichmäßige Redeanteile haben und zugleich viele Informationen geteilt werden.

Sehr empfehlenswert ist es darüber hinaus, die neuen Mitarbeitenden sowie die Auszubildenden in den unternehmensinternen Chat-Programmen wie Teams oder Slack in einer gemeinsamen Gruppe zu vernetzen. Denn es ist ja bekannt, dass Chat-Gruppen in Zeiten von Remote-Work das Gespräch an der Kaffeemaschine oder das „über den Schreibtisch rufen“ ersetzen. Teil einer solchen Chatgruppe zu sein, schafft gleich zu Beginn ein Gruppengefühl und bietet einen sicheren Rahmen, um Fragen zu stellen.

Auch bieten sich manche HR-Tools dazu an, die Angestellten miteinander zu vernetzen und vorzustellen. Bei Diamant Software haben sich auch kurze Vorstellungsvideos der einzelnen Mitarbeitenden als gute Möglichkeit erwiesen, um den Neuen direkt einen Überblick über die Personen zu geben, die das Unternehmen zu dem machen, was es ist.

Technisches Onboarding

Gerade zu Beginn sind neue Mitarbeitende mit einer Flut von Informationen konfrontiert. Das kann vor allem für Berufseinsteigerinnen und -einsteiger überfordernd sein. Daher sollten die technischen Onboardings – also die Einarbeitung in die Unternehmenssoftware und die genutzten Tools wohl dosiert sein.

Je nach Thema ist es zielführend, E-Learning Kurse aufzusetzen. Bei Diamant Software bieten wir neben der Reihe „Du im Mittelpunkt“ und „Azubis boarden Azubis on“ speziell aufbereitete Kurse zum Unternehmen sowie Entwicklungscoachings an. Das Schöne ist, dass sich die Mitarbeitenden die Lernangebote immer wieder ansehen und die Inhalte so in Erinnerung rufen können.

Inhaltliches Onboarding

Von Teammitgliedern und anderen Azubis zu lernen, ist manchmal effektiver, als von Vorgesetzten. Je nach Thema bietet es sich an, dass Auszubildende, die schon im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr sind, den Neuen bestimmte Dinge beibringen und ihr Wissen teilen. Dies zeigt auch Wertschätzung für die älteren Auszubildenden, da sie so ihre Kompetenzen zeigen und Verantwortung übernehmen können.

Auch ein digitaler Abteilungswechsel auf Zeit kann sinnvoll sein, um über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und weitere Abteilungen und Arbeitsweisen kennenzulernen. Gerade bei Team-Check-ins, die remote ablaufen, oder virtuellen Meetings von anderen Abteilungen sollten Azubis dabei sein, um alle Abläufe mitzubekommen.

Empathie und Offenheit zeigen

Auch wenn sich für viele gestandene Mitarbeitende das digitale Arbeiten schon normal anfühlt: Führungskräfte sollten sich immer wieder bewusst machen, wie es war, als sie selbst Berufsanfängerin oder Berufsanfänger waren beziehungsweise den Job gewechselt haben. Es ist wichtig zu signalisieren, dass die Berufseinsteigerinnen und -einsteiger jederzeit Fragen stellen können.

Um die schnellen Zurufe über den Schreibtisch hinweg zu ersetzen, bieten sich Chat-Programme sowie digitale Fragestunden an. Auch sollte von den Führungskräften aktiv nachgefragt werden, ob es Herausforderungen und Probleme gibt. Dadurch stellen dann vielleicht auch diejenigen Fragen, die sich von alleine nicht wagen nachzufragen.

Wertegerüst für eine nachhaltige Mitarbeiterbindung

Beim digitalen Arbeiten droht die Gefahr, dass Arbeitgeber austauschbar werden. Daher ist es vor allem beim überwiegenden digitalen Arbeiten wichtig, die Unternehmenskultur aufrecht zu erhalten und in das Virtuelle zu überführen.

Bei Diamant Software legen wir einen großen Wert auf persönliche Beziehungen und Nahbarkeit. Das spiegelt sich in Formaten wie „Digital Welcome Days“, virtuellen Kaffeepausen, digitalen Spieleabenden mit Pizzalieferungen, Teamevents an der frischen Luft et cetera wieder. Denn am Ende ist die Kultur der Klebstoff, der die Mitarbeitenden und Azubis im Unternehmen hält.

Roland Hofstetter

ist Chief Technology Officer bei Diamant Software, einem Spezialisten für automatisierte Rechnungswesen- und Controlling-Software. Dort gestaltet er das operative Geschäft und verantwortet Produktmanagement, -entwicklung und -support sowie das Software-as-a-Service-Angebot