War for Talents

Welche Vorteile kleine Firmen Fachkräften bieten können

Der Begriff Digitalisierung wird fast schon inflationär genutzt. Doch nur selten werde diese tatsächlich auch gelebt, sagt Daniel Ishikawa, CEO des Möbelverleihs Lyght Living Furniture Leasing. Was er in seinem Unternehmen anders als andere machen möchte und wie er seinen kleinen Betrieb für Fachkräfte attraktiv macht, verrät er im Gespräch.

24.04.2022

Daniel Ishikawa

ist Geschäftsführer von Lyght Living Furniture Leasing, einem Möbelverleih mit Sitz in Rodgau im Kreis Offenbach

Wie stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich ist?

Daniel Ishikawa: Es muss uns gelingen, das Konzept der Möbelmiete bekannter zu machen. Denn derzeit handelt es sich um ein Nischengeschäft. Aktuell lässt sich jedoch eine Trendwende erkennen. Das hat sicherlich mit der Entwicklung der vergangenen Jahre zu tun: Corona hat Bürokonzepte auf den Kopf gestellt und dem Thema Homeoffice einen erheblichen Schub verliehen. Zudem beobachten wir, dass Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmerinnen und Unternehmer gezielt nach ressourcenschonenden und flexiblen Alternativen suchen, wenn sie sich temporär mit Möbeln ausstatten wollen. Wurden hierzu früher noch neue Möbel angeschafft und nach wenigen Monaten wieder auf dem Sperrmüll entsorgt, sieht das heute ganz anders aus. Darauf reagieren wir und bieten sehr flexible Lösungen an. Und zu guter Letzt wollen wir unsere Prozesse noch stärker automatisieren, um so Ressourcen zu schaffen und gleichzeitig neue Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Unternehmen? Und wie stellen Sie sicher, dass ausreichend neue Ideen generiert werden?

Ishikawa: Wenn wir nicht innovativ bleiben, sind wir ganz schnell abgeschrieben. Für uns ist Innovation also das A und O. Und das fängt im Kleinen an: Besonders in der Lagerhaltung ergeben sich ständig neue Möglichkeiten, mit nur kleinen Änderungen sehr große Effizienz- und Serviceverbesserungen zu bewirken. Häufig kommen diese Impulse direkt von unseren Lagermitarbeiterinnen und -mitarbeiter sowie Logistikpartnern. Das zeigt, wie wichtig es ist, Innovation nicht auf die Führungsebene oder in die Forschungsabteilung zu verlagern, sondern alle Angestellten einzubinden. Sie sind oftmals viel näher am Geschehen und bringen die Verbesserungsvorschläge von selbst an. Darauf bin ich stolz. Neben einem kontinuierlichen internen Verbesserungsprozess nehmen wir auch das Kundenfeedback systematisch auf. Mit diesen Informationen entwickeln wir stetig neue Ideen.

Wie wichtig ist für Ihr Unternehmen die Digitalisierung?

Ishikawa: Ich persönlich finde, der Begriff Digitalisierung wird zu häufig in den Mund genommen ohne wirklich gelebt zu werden. Es reicht nicht, einzelne Teilbereiche des Unternehmens zu digitalisieren beziehungsweise eine schöne digitale Oberfläche auf ein analoges System zu packen. Ein Digitalisierungsprozess muss allumfassend sein und ist nie beendet. Wir sind gerade dabei, eine neue Enterprise-Resource-Planning-Software, kurz ERP-Software, einzuführen, welche die wichtigsten Teile unseres Unternehmens zusammenführt. Dazu gehören insbesondere Vertrieb, Buchhaltung, Einkauf und Lagerlogistik. Zuvor haben wir bereits Vertrieb, Lagerhaltung und Buchhaltung weitgehend digitalisiert. Für die nächsten zwei Quartale planen wir nun die Einbindung des Einkaufs in unser neues ERP-System, um somit alle wesentlichen Bestandteile unseres Unternehmens auf einer Plattform abzubilden.

Planen Sie, das Unternehmen in den kommenden drei Jahren zu vergrößern und neue Mitarbeitende einzustellen?

Ishikawa: Wir planen nachhaltig zu wachsen. Und sicherlich werden hierzu auch neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt. Wir wollen in den nächsten Jahren vor allem Mitarbeitende einstellen, die uns dabei helfen, unsere bestehenden Arbeitsprozesse im Backoffice und in der Warenwirtschaft weiter zu automatisieren und die dadurch eine abermalige Skalierung unseres Geschäfts ermöglichen. Dazu sind Talente gefordert, die Erfahrungen auf den Feldern Prozessoptimierung und Projektmanagement mitbringen.

Allerdings ist es als kleiner Betrieb mit Sitz in Rodgau im Kreis Offenbach nicht immer einfach, solche Talente zu gewinnen. Wir stehen im Wettbewerb mit anderen, häufig deutlich größeren Unternehmen, die genauso händeringend solche Talente suchen. Daher bieten wir unseren Mitarbeitern flexible Arbeitsmöglichkeiten und eine gute Atmosphäre. Als kleineres Unternehmen versuchen wir mit den Möglichkeiten zu punkten Verantwortung zu übernehmen und Projekte zu steuern. Hier ist man nicht nur ein kleines Rädchen in einem großen Konzern, sondern ein wichtiger Teil eines wachsenden, dynamischen Teams. Aktuell konnten wir eine neue Mitarbeiterin im Einkauf gewinnen. In den nächsten Monaten werden wir voraussichtlich weitere Personen im Bereich Lagerlogistik einstellen.

Wie finden Sie die richtigen Talente?

Ishikawa: Für uns hat eine analytische Denkweise großen Stellenwert. Daher investieren wir besonders in Talente, welche die Voraussetzungen mitbringen, um unsere Digitalisierungsstrategie auch in die Praxis umzusetzen und leben zu können. Wir suchen Menschen, die flexibel und bereit sind, sich und ihr Tun zu hinterfragen. Der Kern unserer Unternehmenskultur ist die Offenheit für neue Ideen, Prozesse, Strategien und Geschäftsmodelle.

Wir nutzen bei der Suche nach Talenten vor allem Stellenanzeigen auf Jobportalen, Personalvermittlungen und Zeitarbeitsunternehmen. In den vergangenen zwei Jahren haben soziale Netzwerke wie Xing und LinkedIn deutlich an Bedeutung gewonnen. Wir stellen fest, dass viel mehr qualifizierte Interessenten als bisher auf unsere Jobanzeigen auf sozialen Kanälen reagieren. Auch kommt es häufig vor, dass Kontakte aus meinem Netzwerk unsere Jobanzeigen auf sozialen Kanälen sehen und mir persönlich Bekannte vermitteln. Ich gehe davon aus, dass soziale Netzwerke auch für unser Unternehmen eine immer wichtigere Rolle bei der Personalrekrutierung spielen werden.

Welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit treffen Sie?

Ishikawa: In der heutigen Zeit machen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer häufiger Gedanken, ob der ausgeübte Job auch tatsächlich der richtige für sie ist oder ob sie sich beruflich neu orientieren sollten. Daher ist es uns ein Anliegen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich wohlfühlen und eine Zukunftsperspektive sehen. Wir spielen damit unsere Vorteile als kleines, flexibles Schnellboot aus, bieten Stellen mit viel Verantwortung und großem Aktionsradius, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reichhaltige Erfahrungen sammeln und dabei auch Fehler begehen dürfen. Wir legen viel Wert auf den Teamgedanken, wonach jeder jedem hilft sowie gefördert, aber auch gefordert wird, seine individuellen Stärken einzubringen. Es ist eine große Freude, in dieser von Engagement, Leidenschaft und unternehmerischer Freiheit getragenen Kultur die persönliche Entwicklung unserer Leute zu beobachten.

Welche Ziele setzen Sie sich für 2022?

Ishikawa: Wir als Team wollen die durch die Pandemie entstandenen Chancen ergreifen und sind bereit, uns von Grund auf neu zu definieren. Dabei sollten weiterhin die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden im Fokus stehen. Besonders in Zeiten von gestörten Lieferketten benötigen unsere Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Lieferanten. Auch die Einrichtung von Büros muss oft schnell und flexibel erfolgen. Hier wollen wir unsere Stärken ausspielen, um die nach Corona neue Bürowelt zu adressieren, aber auch, um Homeoffices angemessen auszurüsten. Des Weiteren rücken Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung bei Kundinnen und Kunden immer mehr in den Fokus.

All diesen Entwicklungen tragen wir Rechnung, indem wir etwa die bisherigen Prozesse optimiert haben. Um noch schneller auf Kundenbestellungen reagieren oder einen flexibleren Service anbieten zu können, haben wir gezielt die Kooperationen mit unseren Logistikpartnern ausgeweitet. Daneben wurden auch Prozesse zur Vorhaltung der Ware bei unseren Möbellieferanten optimiert. Bereits jetzt lässt sich die Relevanz guter Partnerschaften für die eigenen Lieferketten erkennen. Nicht zuletzt haben wir uns darüber hinaus für das Jahr 2022 das Ziel gesetzt, unseren CO2-Ausstoß zu analysieren und kompensieren.