Bewerbungsprozess

Was zeichnet eine optimale Candidate-Journey aus?

Bewerbungen stellen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mitunter vor Herausforderungen. Und auch für Unternehmen ist der Recrutingprozess aufwendig. Wie können Personaler also die Candidate-Journey optimieren?

05.05.2022

Beim Recruiting hat sich in den vergangenen Jahren vieles stark verändert. Die voranschreitende Digitalisierung und der stetig größer werdende Fachkräftemangel führten zu einer größeren Relevanz des Employer-Branding, zur Nutzung von Daten und Künstlicher Intelligenz bei der Personalsuche, aber auch zu einer heute vielfach verbesserten Candidate-Journey. 

Die Candidate-Journey umfasst die Zeitspanne vom Beginn eines Bewerbungsprozesses – also dem Veröffentlichen einer Stellenausschreibung – bis zur Einstellung, genauer gesagt bis zum ersten Arbeitstag. Zahlreiche Unternehmen haben mittlerweile den Recruitingprozess ausgelagert und engagieren externe Dienstleister, die ihnen bei der Suche nach den besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern helfen. 

5 Schritte, um im Rennen um die Talente bestehen

Um die Candidate-Journey für Bewerberinnen und Bewerber so angenehm und professionell wie möglich zu gestalten, gibt es diverse Möglich­keiten, den Prozess zu optimieren. Optionen, die voll ausgeschöpft werden sollten. Denn von einer verbesserten Candidate-Journey profitieren nicht nur Bewerberinnen und Bewerber, sondern auch die Unternehmen.  

1. Aufmerksamkeit schaffen 

Unternehmen sollten ihre Zielgruppe gut kennen, für diese eine starke Employer-Brand entwickeln und sie nach außen präsentieren. Ein guter Auftritt auf der Website, einer Karriere­seite, den Social-Media-Kanälen sowie auf Arbeitgeberportalen wie Kununu oder Glassdoor sind sehr wichtig, um einen authentischen Einblick in das Unternehmen zu geben.

2. Infos bereitstellen

Wurde die Aufmerksamkeit geweckt, muss das Unternehmen ausführliche Informationen zur freien Stelle, zu den Aufgaben, den Anforderungen und auch zu Benefits zur Verfügung stellen. Bilder, die einen Eindruck vom Arbeitsalltag vermitteln, können helfen, sich von der Masse abzuheben. Wichtig: Auf die sprachliche sowie bildliche Gestaltung achten, um viel Empathie zu zeigen.

3. Bewerbungsprozess

Oft nutzen Unternehmen Bewerbungsportale. Damit ein schneller und einfacher Prozess gewährleistet werden kann, sollte der digitalisierte Bewerbungsprozess regelmäßig selbst getestet werden, um mögliche Fehlerquellen von vornherein auszu­schließen. Die Option einer Smart­phone-Ansicht ist von Vorteil, ebenso wie komfortable One-Click-Bewerbungen.

4. Wer wird es? 

Wichtig ist es, den engen Kontakt zu den Bewerberinnen und Bewerbern zu halten, offen zu kommunzieren und Interesse zu bekunden. Im Bewerbungsgespräch hilft es, den weiteren Verlauf zu skizzieren und einen Zeitrahmen zu nennen, in dem eine Rückmeldung erfolgt. Bei Verzögerungen ist ein kurzes Update nötig – auch, damit keine Selbstzweifel bei Kandidaten aufkommen.

5. Onboarding

Mit dem Onboarding endet die Candidate-Journey. Das Onboarding beginnt aber nicht erst am ersten Arbeitstag, sondern bereits zuvor. Das Unternehmen sollte dem neuen Teammitglied bereits vor dem Start notwendige Informationen zukommen lassen, damit der Einstieg reibungslos gelingt.

Geschwindigkeit entscheidet

Auf dem Arbeitsmarkt herrscht ein Kampf um Talente. Josef Günthner, Gründer und Geschäftsführer von PALTRON, einer IT-Personalberatung, weiß, wie man die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen gewinnen kann.

Josef Günthner

Josef Günthner

gründete 2015 PALTRON, eine IT-Personalberatung, die Recruitingprozesse für Unternehmen übernimmt. Zuvor war er für das globale Business-Development von diversen Unternehmen innerhalb des Konzerns Rocket Internet verantwortlich

Unternehmen ver­zichten heute weitgehend auf Papierbewerbungen. Worauf muss bei Online-Bewerbungsformularen geachtet werden?

Josef Günthner: Einer der wichtigsten Grundwerte im Recruiting ist Schnelligkeit. Weist das Formular Schwachstellen auf, stellt es zu viele oder vielleicht die falschen Fragen und macht dadurch das Verfahren unnötig kompliziert, dann muss etwas geändert werden. Andernfalls springen zu viele Kandidatinnen und Kandidaten noch vor dem Absenden der Bewerbung ab. Auch lange Lade- und Wartezeiten sind ein absolutes No-Go.

Wie kann ein Unternehmen den Bewerbungsprozess optimieren? 

Günthner: Im Recruiting entscheiden vor allem drei Aspekte: Schnelligkeit, Wertschätzung und Einfachheit. Alles, was den Bewerbungsprozess schneller, simpler und wertschätzender gestaltet, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Bei der Einfachheit entscheiden häufig Kleinigkeiten. Das fängt bei der Stellenanzeige an: Hier wird oft der Fehler gemacht, dass ein zu komplizierter, abwegiger oder sogar nur intern bekannter Stellentitel gewählt wird. Viele Jobbörsen werden aber nach bestimmten Stichwörtern durchsucht. Sind diese nicht in der Stellenausschreibung zu finden, taucht die Anzeige nicht in Suchergebnissen auf.

Warum kommt es auf Schnelligkeit an?

Günthner: Die meisten Chancen verspielen Unternehmen, wenn es um die Schnelligkeit geht. Die wenigsten Jobsuchenden bewerben sich ausschließlich auf eine Stelle. Macht es ein anderes Unternehmen besser, läuft der Prozess bei ihnen schneller und reibungsloser, dann entscheiden sie sich mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Konkurrenz. Die Faustregel lautet: Dauert eine Rückmeldung länger als 48 Stunden, ist dies zu langsam.