Gastbeitrag

Diversity

Verschieden macht stark

Soziale Diversität ist eine Ressource, auf die wir als Gesellschaft – auch aus wirtschaftlichen Gründen – stärker bauen und vertrauen sollten, betont Georg Falterbaum von SOS-Kinderdorf.

Illustration zur Thematik soziale Vielfalt

11.12.2024

„Je diverser, desto erfolgreicher.“ Dieser viel zitierte Satz aus der McKinsey-Studie „Diversity Matters“ drückt prägnant aus, dass sich Vielfalt auch auf den Geschäftserfolg von Unternehmen positiv auswirkt. Dass wir soziale Diversität im Wirtschaftsleben eher als Hemmnis denn als Ressource begreifen, ist jammerschade: für den einzelnen Menschen, für die Unternehmen, für die Wirtschaftsleistung unseres Landes und für unsere Gesellschaft insgesamt.
Denn Menschen unterschiedlicher Herkunft mit unterschiedlichen Erfahrungen und sozialen Prägungen können der Offenheit, Lernfähigkeit und Kreativität von Teams, von Unternehmen und grundsätzlich von sozialen Gruppen und Gemeinschaften sehr zuträglich sein. Natürlich bedeutet Heterogenität auch Herausforderung. Es ist kein Geheimnis, dass es in heterogenen Gruppen häufiger Missverständnisse und damit mehr Konfliktpotenzial geben kann. Dennoch ist Heterogenität wichtig: Entwicklung gibt es nur dort, wo Althergebrachtes infrage gestellt wird, wo neue Ideen auf etabliertes Wissen treffen.

Integration gelingt

Menschen, die sich in vielen Merkmalen unterscheiden, bringen unterschiedliche Fähigkeiten und Perspektiven in Teams und Gruppen ein, können zu kreativeren Lösungen und Entscheidungen beitragen. Menschen ins Berufsleben zu integrieren, die noch nicht perfekt den Anforderungen entsprechen, ist nicht immer einfach. Doch dass es machbar ist und sich lohnt, erleben wir bei SOS-Kinderdorf Tag für Tag. SOS-Kinderdorf unterstützt in 14 SOS-Einrichtungen deutschlandweit mit interdisziplinären Fachkräften, hilft bei der Suche nach Ausbildungsplätzen, bei Bewerbungsschreiben und später, den Arbeitsalltag zu bewältigen. Dafür arbeitet die Organisation mit örtlichen Betrieben zusammen. Viele Unternehmen engagieren sich mit Workshops, Trainings oder Zertifizierungen, um die Startchancen junger Menschen zu verbessern. Umgekehrt unterstützen die SOS-Kinderdorfeinrichtungen den Ausbildungsweg durch sozialpädagogische Betreuung und durch Stütz- und Förderunterricht. So werden persönliche, soziale und fachliche Kompetenzen gefordert und gefördert.
Gerade junge Menschen aus belasteten Familien sind den Anforderungen einer Ausbildung oder des Berufslebens nicht immer auf Anhieb gewachsen. Manchen fehlt der Rückhalt in der Familie oder das Vorbild. Sie haben nicht gelernt, einen geregelten Alltag zu organisieren. Der SOS-Kinderdorf e. V. befähigt und qualifiziert diese jungen Menschen auf dem Weg zu oder in ihrem Beruf.

Vielfalt wertschätzen

Die gemeinsamen Bemühungen sind erfolgreich: So haben beispielsweise im SOS-Kinderdorf Nürnberg in den Jahren 2022 bis 2024 insgesamt 65 Auszubildende ihre Gesellenprüfungen erfolgreich abgelegt und circa 30 weitere junge Menschen ihren Mittelschulabschluss erfolgreich gemacht. Und von den rund 140 jungen Menschen, die über die Kooperation von SOS-Kinderdorf mit der Berliner Stadtreinigung ihren Beruf gefunden haben, sind immer noch mehr als 70 Prozent in unbefristeter Anstellung.
Unser aller Ziel muss sein, in den Büros und Produktionshallen, in den Unternehmensteams und generell in unserer Gesellschaft ein Klima zu schaffen, in dem Verschiedenheit wertgeschätzt und als Ressource verstanden wird. Es mag kurzfristig nicht der einfachste Weg sein, und es ist vielleicht nicht immer leicht, Heterogenität auszuhalten und Diversität zu leben. Aber es lohnt sich immer.

Portrait von Georg Falterbaum.

Georg Falterbaum

ist Vorstandsmitglied des SOS-Kinderdorf e. V.