Henkelhausen GmbH & Co KG Vordenker 2022
19.09.2022    Holger Reher
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Zur Person

Eva Valentina Kempf und Matthias Kellersohn

Seit Mitte 2019 führt die heute 29-jährige Eva Valentina Kempf gemeinsam mit ihrem Vater den Motorenspezialisten Henkelhausen in Krefeld. Im Herbst 2021 wurde die Geschäftsführung durch Matthias Kellersohn ergänzt, der vor allem die Geschäftsentwicklung im Bereich der alternativen Antriebe vorantreiben soll.

Wie hat sich Ihr Business in den letzten Monaten entwickelt?

Eva Valentina Kempf: Wir haben uns sehr gut entwickelt, stecken mitten in der Transformation und im Generationenwechsel der Geschäftsführung und Führungsebene. Während der Corona-Zeit haben wir auf neue Hybrid- und Remote Arbeitsmodelle umgestellt, die bis heute gelten. Ab Tag 1 hatten wir eine stringente Corona-Politik, haben viel mit den Mitarbeitern kommuniziert und klare Maßnahmen definiert.

Was ist das Erfolgsrezept für Ihr Business?

Matthias Kellersohn: Unser Beitrag ist, dass wir das tägliche Leben in Bewegung halten und die Versorgung sichern. Damit geben wir unseren Mitarbeitern einen Sinn hinter dem, was wir tun. Unser Anspruch ist, dass wir zuverlässig, effizient und innovativ handeln. Als Partner für unsere Kunden entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen – schon heute für morgen. Damit wollen wir Vorreiter sein für die Entwicklung und den Rundum-Service von flexiblen Antriebssystemen, zukünftig mit der jeweils sinnvollsten Energiequelle.

Wie bleiben Sie als Unternehmen neugierig und innovativ und was tun Sie als Management, um das zu fördern?

Kempf: Im Fokus steht bei uns eine Prozessgestaltung, die unsere Werte und unsere Kultur der Zusammenarbeit von innen heraus fördert. Auf vier Säulen bauen wir dies auf: Wahrnehmung, Transparenz, Partizipation und Kommunikation. Unsere Maßnahmen sind daher nicht statisch, sondern entwickeln sich stetig weiter. Identifikation und Motivation der Mitarbeiter mit HENKELHAUSEN sehen wir als Schwerpunkt in unserem täglichen Tun. Nur so schaffen wir eine vertrauensvolle Teambasis und innovative Produktivität. Dies ermöglichen wir im Rahmen unserer Personalentwicklung durch internes Wissensmanagement flankiert von externem Kompetenzaufbau. Darüber hinaus legen wir besonderen Wert auf gute und verlässliche Führung auf allen Ebenen. Hier nutzen wir regelmäßige Workshops, um auf Basis unserer gemeinsam festgelegten Führungsprinzipien, unser „Warum“ im Alltag zu leben, das gleiche Ziel zu fokussieren und alle Mitarbeiter auf dem Weg dorthin mitzunehmen.

Im Rahmen unserer Betriebsversammlungen, die quartalsweise stattfinden, geben wir allen Einblick in den Status Quo und ermöglichen durch Umfragen eine interaktive Teilnahme. Um die Zusammenarbeit zu fördern, den konstruktiven Austausch abteilungs- und standortübergreifend zu verbessern und unseren Service effizienter darzustellen, bedienen wir uns digitaler Tools. Hier entwickelt und konfiguriert unsere hauseigene IT-Abteilung im Schulterschluss mit externen Partnern eine verlässliche Arbeitsbasis. Wir verstehen uns als Systemintegrator für verschiedene Technologien im Bereich der Energie- und Antriebslösungen und stehen im engen Austausch mit starken Partnern, wie DEUTZ, Volvo Penta, Händlerkollegen und Kunden. So können wir nachhaltige und innovative Lösungsansätze entwickeln und unsere Kunden bei den zukünftigen Herausforderungen weiterhin erfolgreich unterstützen und die Versorgung sichern. Uns zur Seite steht darüber hinaus unser Beirat, der sich aus Personen aus dem Bereich Venture Capital, Company Building und Corporate zusammensetzt. Die Beiratsmitglieder sind sehr gut in der Start-up Szene vernetzt und am Puls der Zeit. Diese Innovationskraft tragen wir als Management in die Organisation.

Was ist die größte Stärke der Company? Was zeichnet Sie aus? Trauen Sie sich eine Schwäche preiszugeben?

Kellersohn: Stärke: Ein hoher Anspruch an Qualität, eine tiefgreifende Kompetenz im mechanischen und elektrischen Bereich und eine enorme Branchenvielfalt in unserer Kundschaft machen uns zu einem Partner, auf den und dessen Leistung man sich verlassen kann. Schwäche: Wir stecken in einer Zeitenwende, in der Dieselmotoren an Relevanz verlieren und wir uns auf neue Technologien einstellen müssen. Noch liegt das manchen von unseren Kollegen eher fern und wir müssen daran arbeiten, alle auf diese Reise mitzunehmen und dafür zu motivieren.

In wenigen Worten: Was tun Sie, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen?

Kellersohn: Wir tauschen uns aus, bilden uns weiter, starten Pilotprojekte mit Lieferanten und Kunden, wir suchen uns neue Partner, kooperieren mit Hochschulen und Start-ups. Mit unserer Vision haben wir uns eine klare Richtlinie gegeben, dass wir zukünftig nicht nur mit Dieselmotoren arbeiten, sondern mit einer Vielfalt von nachhaltigen Antrieben. Das kommunizieren und leben wir sowohl im Gespräch mit unseren Mitarbeitern als auch Kunden und Geschäftspartnern. Durch die konkreten Projekte, eigenen Know-how Aufbau und eine hohe Investitionsbereitschaft verschaffen wir uns Glaubwürdigkeit und eine wichtige Stellung als Partner für neue Technologien in unserem Umfeld.

Was macht Ihr Unternehmen bei Bestandskunden besonders erfolgreich?

Kempf: Viele unserer Kunden kaufen bei uns ein, nicht weil wir preisgünstiger sind, sondern weil wir die bessere Dienstleistung und eine exzellente Kompetenz bieten. Ein Kunde sagte zu uns „Wir kaufen keinen DEUTZ Motor wegen DEUTZ, sondern wegen HENKELHAUSEN“. Bei uns gibt es klare Ansprechpartner, die sich in jedem Fall um den Kunden kümmern und eine zeitnahe und proaktive Rückmeldung geben. Bei Problemen oder Rückfragen stellen wir sicher, dass die richtigen Experten dem Kunden zur Seite stehen und bei Bedarf innerhalb von wenigen Stunden vor Ort sind, um zu unterstützen.

Was ist ihr Erfolgsfaktor, um Neugeschäft zu gewinnen?

Kempf: Wir überzeugen durch Nähe, Kompetenz und Zuverlässigkeit. Gerade in den Zeiten von Lieferschwierigkeiten sorgen wir dafür, dass unsere Kunden trotzdem das bekommen, was sie bestellt haben. Falls etwas nicht funktioniert oder sich verzögert, melden wir uns unverzüglich und proaktiv, sodass unsere Kunden möglichst rechtzeitig reagieren können. Wir halten Motoren und Ersatzteile für unsere Kunden vor. Dadurch gewinnen wir an Geschwindigkeit und sind häufig unseren Lieferanten voraus. Zum Neugeschäft gehört auch der Aftersales Service, dass bei Rückfragen umgehend kompetente Hilfe geleistet wird. Das ist für unsere Kunden sehr wichtig.

Was tun Sie, um den Service zu verbessern?

Kellersohn: Seit einigen Jahren sind wir im Service komplett digital. Wir haben eine digitale Kunden- und Maschinendatenbank und ein digitales Service-Tool. Alle Aufträge werden in diesem System erfasst und den Servicetechniker auf die App gespielt, inkl. Adresse, Ansprechpartner, konkretes Problem und bei Bedarf Bildern und relevanten Unterlagen. Der Kunde unterschreibt den Service-Bericht digital und erhält diesen danach per E-Mail, genauso wie unsere Disponenten im Büro. Der Techniker vor Ort kann direkt ein Feedback oder eine Info per App zurückmelden, sodass die Büromitarbeiter direkt reagieren können. Außerdem sind wir regelmäßig mit unseren Kunden im Gespräch, melden uns proaktiv mit Terminvorschlägen für Wartungen und senden ihnen automatische Service-Reminder. Dadurch ist unser Service deutlich schneller und professioneller geworden und entwickelt sich stetig weiter.

Nennen Sie ein konkretes Beispiel wie Ihr Unternehmen Service lebt?

Kellersohn: Freitagnachmittag, kurz vor Weihnachten. Nach einem coronabedingt kleinen gemeinsamen Weihnachtsimbiss in der Firma verabschieden sich die Kollegen ins Wochenende. Ein Kunde meldet sich telefonisch mit einem Notfall direkt bei einem unserer Servicetechniker: Maschinenstopp, der Betrieb steht. Unser Techniker ergreift die Initiative und bietet an, nicht den eingeteilten Notdienst loszuschicken, sondern selbst zu fahren, da er den Kunden und seine Maschinen bereits kennt.

Die Kollegen aus der Disposition und dem Lager unterstützen noch schnell mit den einschlägigen Ersatzteilen, dann geht’s los. Am Ende beendet unser Techniker um 1 Uhr nachts den Einsatz: Komplizierter Fall, aber die Maschine läuft wieder, dem Kunden konnte geholfen werden. Danke an alle unsere Servicetechniker für den unermüdlichen Einsatz und die tolle Identifikation mit ihrer Aufgabe: Den erfolgreichen Einsatz teilte unser Techniker direkt über unser firmeneigenes Instagram-Profil.

Was tun Sie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren? Was bieten Sie aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden? Gibt es eine Maßnahme, die Sie mit Stolz erfüllt?

Kempf: Wir haben verstanden, dass eine attraktive Arbeitgebermarke nicht durch reine Werbung entsteht, sondern von innen herauswächst. Daher haben wir unsere Marketing- & Personalabteilung nicht nur räumlich, sondern auch personell zusammengelegt. Wir denken somit vernetzter, agieren einheitlich und gehen einen Schritt weiter: Employee Branding.

Unsere Mitarbeiter sind unsere Multiplikatoren, um neue Fachkräfte für uns zu gewinnen und uns erfolgreich auf einem stetig wachsenden Arbeitnehmermarkt zu positionieren. Dem voran stehen die Erfolgsfaktoren Motivation und Identifikation. Daher legen wir besonderen Wert auf eine gute Work-Life-Balance mit Tendenz zur Integration. Wir bedienen uns hier nicht an Stereotypen eines Maßnahmenkatalogs, sondern gestalten – dem Bedarf entsprechend – individuelle Lösungen. Dazu gehören unter anderem flexible Arbeitsmodelle mit der Möglichkeit des mobilen Arbeitens, betriebliche Altersvorsorge, faire Vereinbarkeit von Privat- & Berufsleben, Führung in Teilzeit, Azubi- und Pflegelotsen, Gleichstellungsteam, Kontakthalteprogramme, gemeinsame Teamevents und finanzielle Zuschüsse. Aktuell stehen wir kurz davor, unser Portfolio um betriebliche Krankenversicherung, die Nutzung eines Dienstrads und ein Eltern-Kind-Büro zu erweitern. Um Nachwuchskräfte für HENKELHAUSEN zu begeistern und an uns zu binden, setzen wir auf intensive Zusammenarbeit mit den lokalen Schulen und Institutionen, haben aus den eigenen Reihen die neuen Funktionen Ausbildungskoordinatorin sowie Azubilotsen ins Leben gerufen und streben im Sinne einer Investition in die Zukunft eine Übernahmequote von mindestens 80% jedes Jahr an. Und damit neue Kollegen sich von Anfang an gut integrieren können, setzen wir auf einen durchdachten Recruiting- und Onboarding-Prozess.

19.09.2022    Holger Reher
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