Kolumne

Strukturwandel

Angst räumt auf: Krise als Chance für Unternehmen

In der Krise – wenn der Angstreflex erst einmal die Luft anhalten lässt – fällt es vielen schwer, über das vorhergesagte Tal hinauszudenken. Das ist auf lange Sicht gesehen allerdings ein Fehler, sagt Tech-Expertin Verena Fink.

15.12.2022

Klar, derzeit geht es für viele Unternehmerinnen und Unternehmer zunächst darum, die Produktiv­kräfte in ihrer Organisation sowie die Nachfrage zu sichern. Nur lassen sich weder das Verbraucherverhalten noch die realen Energieengpässe genau vorhersagen.

Illustration Kolumne Verena Fink

Unternehmen, die jetzt den Anspruch haben, sich allumfassend für alle denkbaren Energieengpass-Szenarien abzusichern, erleben ein nicht lösbares Spannungsfeld von Resilienz, Wachstum und Ressourcen­effizienz.

Mit Sicherheit wird wieder über Zuschüsse, Überbrückungshilfen und über bessere steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten diskutiert. Die sind wichtig und können vorübergehend unterstützen – solange damit nicht die Bereinigung im marktwirtschaftlichen Wettbewerb sowie der erforderliche Strukturwandel verhindert wird.

Strukturwandel ist Chance und Verpflichtung zugleich

Zeichnung Kolumne Verena Fink
Verena Fink: Die Beraterin für kundenzentrierte Innovation und Künstliche Intelligenz von Woodpecker Finch ist Expertin des DUP UNTERNEHMER-Magazins für digitale Impulse aus aller Welt

In diesem Strukturwandel sehe ich die größte Chance und Verpflichtung. Lasst uns in den kommenden Monaten also auch darüber reden, wie wir nachhaltiges Wachstum stärken und strukturelle Defizite beseitigen können.

Ich freue mich auf Unternehmen, die sich klimaneutral transformieren, indem sie mit kreativen Lösungen den Energieengpass in Produktivitätssteigerungen übersetzen.

Ich bin neugierig, wie Firmen Innovation wiederbeleben, indem sie aufgrund von Lieferengpässen ihre Angebotspalette überdenken und das Geschäftsmodell auf die Kundenwünsche von morgen ausrichten.

Ich begrüße Firmen, welche die Digitalisierung beschleunigen, indem sie hybrides Arbeiten endlich reibungsfrei und leistungsfähig gestalten und außerdem in die digitalen Skills ihrer Teams investieren.

Unternehmen können gewinnen

Ich bin gespannt, welche zusätzlichen Finanzierungsangebote aus der Krise heraus die Innovationskraft im Mittelstand stärken, um neue Technologien und Geschäftsmodelle entwickeln zu können. Das alles brauchen wir nicht nur, um aus der prognos­tizierten Wirtschafts- und Energiekrise herauszuwachsen, sondern auch, um der alternden Gesellschaft den Wohlstand zu erhalten.

Unternehmen könnten in den nächsten zwei Jahren auf jeden Fall gewinnen – und zwar an Resilienz, Digitalisierungsgrad, Klimaneutralität, Produktivität und Innovation. So wird die Krise bestenfalls zu einem Katalysator für nachhaltigeres Wirtschaften.