Für viele Unternehmen waren und sind „Environmental, Social and Governance (ESG)“-Reportings eher Nice-to-haves. Noch. Denn ab 2026 müssen auch kleine und mittelständische Unternehmen jährlich auf Basis der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) über ihre ESG-Kennzahlen Auskunft geben. 400 Seiten stark ist das von der EU-Kommission aufgesetzte und verabschiedete Richtlinien-Dokument.
Unternehmen sind künftig verpflichtet, die für die Leitlinie notwendigen Daten zu sammeln und zu bewerten. Von Informationen zum Wasserverbrauch und Initiativen zur Wassereffizienz über Angaben zur produzierten und recycelten Abfallmenge bis hin zu Maßnahmen zur Förderung von Menschenrechten, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz – die Liste der Anforderungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung ist lang. Konkret gilt es, 1.144 quantitative und qualitative Datenpunkte zu erheben.
Investments in Nachhaltigkeit und Digitalisierung gehen Hand in Hand
Gerade bei vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen liegen die Daten zu vielen Anforderungen der Wesentlichkeitsanalyse noch nicht vor. Diese zu erheben und auszuwerten kann zu einem mühseligen Prozess für die Verantwortlichen werden – und ist mit Investments verbunden. Schließlich sind ein effizientes ESG-Datenmanagementsystem und eine spezialisierte Reporting-Software zur Erfassung und Pflege aller Datenpunkte erforderlich.
Dieser monetäre wie personelle Aufwand zahlt sich jedoch nicht nur durch die Erfüllung der Berichtspflicht aus. Vielmehr lassen sich das ESG-Datenmanagementsystem und die zentrale Verfügbarkeit der Daten auch für das Wissensmanagement im Unternehmen nutzen.
Um das ESG-Datenmanagement erfolgreich auf- und umzusetzen, empfiehlt es sich, folgende Schritte zu befolgen:
1. Anforderungen klären und strategischen Mehrwert erkennen
Bevor ein Unternehmen sich für ein ESG-Datenmanagementsystem entscheidet, ist es wichtig, die eigenen Anforderungen und Ziele klar zu definieren. Verantwortliche sollten darüber nachdenken, wie die erhobenen ESG-Daten nicht nur für die Berichterstattung, sondern auch für weitere strategische Ableitungen genutzt werden können.
2. Auswahl eines geeigneten Tools vornehmen
Es gibt verschiedene Anbieter von ESG-Datenmanagementsystemen. Eine gründliche Recherche und eine Evaluierung der verfügbaren Tools sind entscheidend, um das am besten geeignete System für die eigenen Bedürfnisse auszuwählen.
Testphasen und Demos helfen dabei, die Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit der Tools zu beurteilen. Geeignete Tools zeichnen sich etwa durch Charakteristika wie Transparenz, Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit aus.
3. Daten-Inventar für die Berichterstattung anlegen
Wer frühzeitig die wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen bestimmt, kann leichter Chancen, Risiken sowie Ziele und Maßnahmen definieren. Damit geht eine Daten-Inventarisierung einher. Folglich gilt es, alle relevanten Quellen und Belege, die für die Berichterstattung erforderlich sind, zu identifizieren.
4. Nutzungsszenarien aufsetzen und Verantwortlichkeiten klären
Um das ESG-Datenmanagementsystem effektiv einzusetzen, sind konkrete Nutzungsszenarien und Anwendungsfälle im Unternehmen zu definieren. Es ist wichtig, klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten für die Datenerfassung, -pflege und -analyse festzulegen. Im besten Fall sollte ein eigens etabliertes Nachhaltigkeitsteam zusammengestellt werden, dessen Mitglieder aktiv als Nachhaltigkeitsexpertinnen und -experten geschult und positioniert werden, interne Prozesse verstehen sowie Führungsstärke beweisen.
Weiterhin ist ein gut durchdachter Workflow entscheidend, um effizient und konsistent zu berichten sowie weitere strategische Ableitungen aus den ESG-Daten vorzunehmen. Es sollten klare Prozesse für die Datenerfassung, -validierung und -analyse entwickelt werden.
5. ESG-Management-Cockpit als Steuerungstool nutzen
Ein ESG-Management-Cockpit kann als zentrales Steuerungstool dienen, um die gesammelten ESG-Daten zu visualisieren und zu überwachen. Dies ermöglicht einen umfassenden Überblick über die Nachhaltigkeitsleistung des Unternehmens und unterstützt die Entscheidungsfindung auf strategischer Ebene.
Die sogenannte doppelte Wesentlichkeitsanalyse bildet eine fundierte Ausgangslage, um auf Basis der erhobenen Daten eine Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln. Definieren Unternehmen ein ESG-Ambitionsniveau für die nachhaltige Entwicklung mit jährlichen Zielen und konkreten Messgrößen im Rahmen einzelner Maßnahmenprogramme, fällt es prinzipiell leichter, Nachhaltigkeitsprioritäten zu setzen und das gesamte Unternehmen mitzunehmen.
ESG-Datenmanagement bieten strategischen Mehrwert
Die CSRD-Nachhaltigkeitsberichtspflicht erfordert von Unternehmen eine gründliche Vorbereitung und Investitionen in effiziente ESG-Datenmanagementsysteme.
Indem KMU die Bedeutung von Nachhaltigkeitsdaten erkennen und die richtigen Tools sowie Prozesse implementieren, können sie nicht nur die Anforderungen der CSRD erfüllen, sondern auch den strategischen Mehrwert von ESG-Daten voll ausschöpfen. Ergo ermöglicht eine erfolgreiche Umsetzung des ESG-Datenmanagements, Nachhaltigkeit und Digitalisierung effektiv miteinander zu verbinden und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu sichern.