Zertifizierung

Nachhaltigkeit ist Haltung statt Trend

Ist drin, was draufsteht? Unternehmen entdecken Nachhaltigkeit für sich. Umso wichtiger ist eine unabhängige Prüfung, die Fortschritte nachweisen kann – etwa durch TÜV NORD CERT.

07.05.2021

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. TÜV NORD CERT überprüft nachhaltige Unternehmensansätze auf Effizienz. Über die Verifizierung und Validierung von Daten stellt das Team von Geschäftsführerin Sandra Gerhartz fest, ob Kampagnen und Projekte von Firmen zum Klimaschutz, zur Emissionsreduktion und -kompensation im Ausland tatsächlich stattge­funden haben. Für Unternehmen bietet TÜV NORD CERT zudem die Möglichkeit zur Selbstprüfung und Zertifizierung von Nachhaltigkeitsstrategien.

Sandra Gerhartz

ist Geschäftsführerin der Zertifizierungsgesellschaft TÜV NORD. Dort werden unter anderem Daten zur Unternehmens­entwicklung in Bezug auf Nachhaltigkeit validiert

Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zeigen die vielen Dimensionen dieses Themas. Nach welchen Kriterien zertifizieren Sie?

Sandra Gerhartz: Der ökologische Aspekt, gerade  hinsichtlich des Themas CO2-Emissionen, ist der ausgeprägteste. Das begründet sich historisch darin, wie sich der Nachhaltigkeitskomplex entwickelt hat. Wir sehen aber auch, dass die Beachtung von sozialen Standards wie zum Beispiel Arbeitsschutz oder fairem Handel zunehmend in den Fokus rückt. In der Textil­branche spielen sie bereits eine große Rolle. Die entscheidenden Fragen dort sind: Was passiert entlang der Liefer- und Wertschöpfungskette? Sind diese sozial gerecht? Das neue Lieferkettengesetz ist hier ein Stichwort. Verschiedene Aspekte, darunter auch einige aus der UN-Charta, wachsen zusammen.

Wie bewerten Sie „Greenwashing“, also die öffentlichkeitswirksame Darstellung von Nachhaltigkeit?

Gerhartz: Der Grundgedanke von Nachhaltigkeit wird immer unterschiedlich ernst genommen. Viele Unternehmen haben jedoch begriffen, dass eine Nachhaltigkeitsstrategie aus verschiedenen Gründen sinnvoll ist. Einerseits, um Verantwortung zu übernehmen, und andererseits, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Denn das Bewusstsein beim Konsumenten wächst und damit auch der Druck auf Unternehmen. Ein gutes Beispiel sind Apps im Lebensmittel- und Kosmetikbereich, die heute für Transparenz bei Produkten und Prozessen sorgen. Deshalb ist Nachhaltigkeit kein Trend mehr, sondern eine bewusste Haltung.

Was ist für einen nachhaltigen Wandel in der Wirtschaft notwendig?

Gerhartz: Es müssen ein anderes Bewusstsein und ein organisatorischer Wandel entstehen. Die Führungskräfte sollten diese Haltung vorleben und das ganze Unternehmen miteinbeziehen. Zuweilen reichen auch kleine Veränderungen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren – zum Beispiel bei der Mülltrennung oder dem klimaneutralen Umrüsten des Fuhrparks. Das ist branchenabhängig, und jedes Unternehmen hat in dieser Hinsicht individuelle Stellschrauben, um eine nachhaltige Philosophie zu verankern.

Können intelligente technische Systeme diesen Wandel beschleunigen?

Gerhartz: Managementsysteme mit Key-Performance-Indikatoren und Künstliche Intelligenz helfen, Zahlen zu erheben und Fortschritt zu messen. Diese Systeme und Zahlen dürfen aber keinem Selbstzweck dienen, sondern müssen aktiv eingesetzt werden.