Keith Krach ist ein Leader. In den USA hat sich der Multimilliardär einen Ruf als bedeutende Führungspersönlichkeit erworben. Sowohl in Wirtschaft und Philanthropie als auch im Bildungswesen und in der Politik hat der 65-Jährige seine Fähigkeiten gezeigt. In der Trump-Administration leitete er die US-Wirtschaftsdiplomatie. Bei der Berufung zum Undersecretary of State im US-Außenministerium gelang ihm das seltene Kunststück, einstimmig vom Senat bestätigt zu werden.
Silicon Valley meets Washington, D. C.
Seine Aufgabe als Diplomat erfüllte er mit dem gleichen Business-Spirit, mit dem er etwa Unternehmen wie den Nasdaq-Highflyer Docusign als CEO geleitet hatte. Krach gilt als fleißiger Arbeiter, innovativer Kopf und begnadeter Menschenfänger. Sein größtes Kapital sind seine Führungsqualitäten: Vertrauen aufbauen und Netzwerke pflegen. So freundete er sich auch mit vielen deutschen CEOs und Leadern an – darunter etwa Telekom-Chef Timotheus Höttges oder Paul Achleitner, dem scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank.
Als US-Diplomat in Washington entwickelte Krach die „Trust Principle Doctrine“. Kern der Initiative waren die Förderung von Freiheit, Demokratie und globaler wirtschaftlicher Sicherheit. Seine Politik richtete sich gegen China. Seine Befürchtung: Das kommunistische Regime könne seine Vormachtstellung in der IT sowie bei der 5G-Technologie für politische Zwecke nutzen. Und so jettete Krach um die Welt, um Regierungen vor Chinas Informationstechnologie zu warnen. Krachs größte Sorge: Peking könne etwa von Huawei gelieferte Software für Erpressung, Spionage oder Blockade nutzen.
Große Abhängigkeit, große Probleme
Mit seiner Einschätzung der Lage war Krach seiner Zeit ein wenig voraus. Doch dass die Befürchtungen des US-Amerikaners grundsätzlich gerechtfertigt waren, wird derzeit an anderer Stelle offenkundig. Denn dass autoritär gelenkte Länder wirtschaftliche Abhängigkeiten nutzen, um ihre Politik durchzusetzen, zeigt die Abhängigkeit der Europäischen Union von Gas- und Öllieferungen aus Russland.
Seine Initiative brachte Krach eine Nominierung für den Friedensnobelpreis 2022 ein – und Lob von William Treanor, Dekan der Georgetown Law School. Mit Blick auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte er: „Was Krach als Leiter der US-Wirtschaftsdiplomatie und beim Aufbau der Clean Network Alliance of Democracies geleistet hat, ist gerade jetzt von größter Bedeutung. Sein Einsatz des Vertrauensprinzips zur Abwehr von technologischem Autoritarismus, zum Schutz der globalen wirtschaftlichen Sicherheit, zur Wahrung der Demokratie etwa in Taiwan und zum Schutz der Menschenrechte entspricht unseren Grundwerten.“
Beifall gibt es zudem von General Herbert Raymond McMaster, von März 2017 bis April 2018 der Nationale Sicherheitsberater von Ex-US-Präsident Donald Trump. „Der Sieg des Clean Network über den Masterplan der Kommunistischen Partei Chinas, die 5G-Kommunikation zu kontrollieren, war das erste Mal, dass eine von der US-Regierung geleitete Initiative bewiesen hat, dass Chinas wirtschaftliche Kriegsführung besiegbar ist, da sie die größte Schwäche aufgedeckt hat: Niemand vertraut ihnen“, so McMaster.
Taiwan als Profiteur der US-Politik
In weniger als einem Jahr schlossen sich dem Clean Network 60 Länder an, die zwei Drittel des globalen Bruttoinlandsprodukts repräsentieren. Die Strategie, 5G durch ein westliches Netzwerk vertrauenswürdiger Partner auszubauen, ging auf. Das „Wall Street Journal“ schrieb nach dem Ende der Trump-Regierung: „Krachs Clean Network ist ein unbestrittener Erfolg und vielleicht das nachhaltigste außenpolitische Vermächtnis der letzten vier Jahre.“
Profitiert von der US-Politik hat vor allem Taiwan. China spricht dem Inselstaat das Existenzrecht ab. Hat der russische Einmarsch in der Ukraine Erfolg, könnte China Ähnliches – das befürchtet auch Krach – in Taiwan versuchen.
Krach war der ranghöchste Beamte des US-Außenministeriums, der Taiwan seit 41 Jahren besuchte. Das war China ein Dorn im Auge: Peking schickte 40 Kampfflugzeuge und Bomber in den taiwanesischen Luftraum, um Krach zu warnen. Das nutzte allerdings nichts: Krach verknüpfte einen der Weltmarktführer in der Halbleiterherstellung, die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company, mit der US-Wirtschaft. Der Deal wurde als „Gamechanger“ bezeichnet, da er die globale Halbleiterlieferkette vor autoritären Bedrohungen schützt.
Nach dem Regierungswechsel in den USA setzte Krach seine Mission fort. So gründete er das überparteiliche Center for Tech Diplomacy an seiner Alma Mater, der Purdue University im Bundesstaat Indiana. Ziel der Initiative: die Freiheit weltweit durch vertrauenswürdige Technologie fördern.