Ein fliegender Ballon in Form einer Glühlampe. Darin sitzt ein Mann mit einem Fernrohr und hält Ausschau. Comicartige Darstellung.
27.05.2021    Christian Buchholz
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In Kürze

  • Hans-Dietrich Reckhaus setzt voll auf den Megatrend Nachhaltigkeit und wird zum innovativen Insektenschützer.
  • Ein Chef definiert das Ziel, an dem sich die Beschäftigten orientieren können.
  • Andere politische Rahmenbedingungen wie in den USA, Israel oder den Niederlanden sorgen für bessere Innovationen.
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Hans-Dietrich Reckhaus hat vorgemacht, wie sich eine Geschäftsidee revolutionieren lässt: Der Chef des Bielefelder Familienunternehmens Reckhaus hat 2012 nach einer Begegnung mit den Schweizer Konzeptkünstlern Frank und Patrik Riklin einen bemerkenswerten Mindshift vollzogen und widmet sich seither dem Megatrend Nachhaltigkeit. Vom erfolgreichen Insektenbekämpfer wandelte er sich zum innovativen Insektenschützer. Mittlerweile warnt Reckhaus auf den Verpackungen seiner Biozid-Produkte sogar vor deren Anwendung. „Die Währung der Zukunft ist nicht mehr Geld, sondern Impact“, sagt er im DUP Digital Business Talk.

Am DUB Digital Business Talk nahmen teil:

Moderation: Arne Gottschalck, Redakteur DUB UNTERNEHMER

Reckhaus als Vorbild: „Ein Held des Mittelstands“

Mit dieser Einstellung ist Hans-Dietrich Reckhaus Vorbild für viele Firmeninhaberinnen und -inhaber, die ihre Industrieunternehmen zu Dienstleistern transformieren müssen. „Hans-Dietrich Reckhaus ist für mich ein Held des Mittelstands. Denn er geht einen neuen Weg, obwohl er nicht weiß, ob der erfolgreich sein wird“, sagt zum Beispiel Markus Jerger, Geschäftsführer des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW). Reckhaus hat eine Vision und verfolgt ein klar definiertes Ziel – Nachhaltigkeit. Das ist für Dirk Müller, Geschäftsführer der Digitalisierungsberatung Schacht One Innovation, das alles entscheidende Erfolgskriterium: „Als Unternehmer muss ich meine Ambitionen in ein Zielbild überführen, an dem sich meine Mitarbeitenden dann orientieren können.“

„Innovation ist die DNA der Wirtschaft“

Innovation bedeutet Risiko. „Aber Innovation ist die DNA der Wirtschaft“, stellt Reckhaus klar. Sprich: Mutige Entrepreneure setzen Prioritäten und bringen Innovationen auf den Weg. Anreize kann und muss aber auch die Politik schaffen. „Dabei darf sie die Innovationskraft der hiesigen Unternehmen jedoch nicht durch Regulierungen kaputtmachen. Vielmehr muss die Politik Rahmenbedingungen fördern, die hierzulande derzeit noch fehlen“, so Jerger. Die USA, Israel und die Niederlande würden vormachen, wie das funktioniert. Aber auch in der Gesellschaft und der Finanzwelt müsse ein Umdenken stattfinden. Unternehmer Reckhaus wünscht sich ein anderes Werteverständnis: „Man muss als Unternehmer auch mal hinfallen können.“

Innovation braucht die richtigen politischen Rahmenbedingungen

Verbandschef Jerger stimmt zu und fordert, dass Menschen wie Reckhaus für ihren Mut viel mehr gefeiert werden müssten – auch wenn der Erfolg in den Bilanzen vielleicht noch auf sich warten lässt. „In Deutschland verwechseln wir Fehler oft mit Inkompetenz. Wir sind schnell dabei, Defizite zu analysieren und zu kritisieren“, bemängelt der BVMW-Chef. Das sei falsch, denn die große Herausforderung für Führungskräfte ist es, trotz teilweise schwieriger politischer Rahmenbedingungen innovative Produkte zu entwickeln, die von den Kundinnen und Kunden angenommen werden.

Ökonomische und ökologische Balancen einhalten

Reckhaus hat genau das geschafft, indem er Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil verstanden und zur Maxime seines Handelns gemacht hat. Jetzt prangt auf seinen Produktverpackungen nicht nur das Logo der Initiative „Insect Respect“, es sind auch Informationen zum Insektenschutz aufgedruckt. „Ich nutze mein Unternehmen als Hebel , um gesellschaftliches Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu generieren“, erklärt Insektenfreund Reckhaus. In Zukunft müssen Unternehmen nicht nur ökonomische, sondern noch stärker ökologische Balancen einhalten – dafür brauchen sie eine klare Strategie und Authentizität, damit Innovationen sich auch durchsetzen.

Aufmerksamer Blick an den Rand der Wertschöpfungskette

Doch woher kommt die Inspiration für Innovationen und wie gelingt die Transformation von einem produktzentrierten Industrie- zu einem kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen? IT-Fachmann Müller empfiehlt Entscheidern, Themen am Rand der eigenen Wertschöpfungskette zu identifizieren: „Wenn Sie dort demonstrieren, dass etwas funktionieren kann, nehmen Sie mehr Menschen in der Organisation mit.“ Ihr Kerngeschäft sollten Unternehmen laut Müller nicht sofort aufgeben. „Denn dort arbeiten die meisten Beschäftigten und dort wird das Geld verdient, das Innovationen möglich macht.“

27.05.2021    Christian Buchholz
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