Zeichnung eines Mannes der einen Stecker zieht
03.03.2022
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Prognosen besagen, dass der Strompreis dieses Jahr auf mindestens 37 Cent pro kWh steigen könnte. Im Januar 2021 waren es im Schnitt rund 31,9 Cent pro kWh, Anfang 2022 liegt der Preis bei circa 34,6 Cent. Die Auswirkungen der Sanktionen gegenüber Russland, dem bislang größten Erdgaslieferanten für Deutschland, sind dabei noch nicht eingerechnet. Es ist sehr wahrscheinlich, dass hier eine Verknappung und damit ein Preisanstieg droht, der noch höher ausfallen könnte als der bisher prognostizierte.

Was sind weitere Gründe, welche die Stromkosten in die Höhe treiben und gibt es eine Möglichkeit, sie zu senken? Denn die steigenden Preise werden bald auch zu einer sozialen Frage: Können es sich künftig nur noch einkommensstarke Haushalte leisten, Strom zu beziehen?

Warum der Strom so teuer geworden ist – und weiterhin teurer wird

Die Gründe für die steigenden Strompreise in Deutschland sind vielfältig, fast alle Strompreis-Komponenten steigen. Einzig die Abschaffung der EEG-Umlage, auf die sich die neue Koalition geeinigt hat, wird den Anstieg bremsen.

Börsenstrompreise steigen vor allem aufgrund der erhöhten Nachfrage von der Wirtschaft und den Privathaushalten, durch den langsamen Ausbau der erneuerbaren Energien sowie durch gestiegene Rohstoff- und damit Produktionskosten von Kohle- und Gaskraftwerken. Letztere drohen durch die Konsequenzen des Ukraine-Konflikts deutlich zu steigen.

Große Treiber der Strompreise sind aber auch die Netzentgelte, die knapp ein Viertel des aktuellen Strompreises ausmachen. Um das Stromnetz zu erweitern und instand zu halten, zahlen alle Stromkunden den Netzbetreibern diese Gebühr. Sie steigt gerade um mehrere Prozent an, unter anderem weil das Netz für erneuerbare Energien und E-Mobilität ausgebaut wird.

Intelligente Netze senken die Energiekosten

Der Preisanstieg lässt sich jedoch einschränken. Eine wichtige Alternative zum Ausbau des Netzes sind intelligente Netze. Mit moderner Informationstechnologie lassen sich selbst kleine Stromerzeugungsanlagen wie etwa Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) mit Speichern, Ladesäulen oder Wärmepumpen vernetzen und so regeln, dass Lastspitzen umgangen werden. Das kann Kosten für den Netzausbau vermeiden. Zusammen mit E.ON haben wir bei gridX zum Beispiel ein KI-basiertes dynamisches Lastmanagementsystem entwickelt: So konnte E.ON die Ladekapazität an einem Bürostandort von 49 Elektrofahrzeugen auf bis zu 550 erweitern – und das ganz ohne einen Netzausbau.

Erneuerbare Energien sind günstig

Auch Investitionen in erneuerbare Energien können den Strompreisanstieg abfedern. Dezentrale erneuerbare Energien wie etwa PV-Anlagen sind eine günstige Energiequelle. Durch eine intelligente Vernetzung der Solarzellen mit eigenen flexiblen Verbrauchern im Haushalt – beispielsweise der Ladesäule – kann der Geldbeutel deutlich entlastet werden.

Im Vergleich zu vielen konventionellen Kraftwerken sind PV und Wind heute schon wettbewerbsfähig. Wichtig ist daher, erneuerbare Energien schnell und konsequent auszubauen. Auch hier ist die smarte Nutzung des grünen Stroms wichtig. Nur wenn wir unseren Stromverbrauch auf breiter Ebene in die Zeiten verschieben, in denen Wind und Sonne Strom produzieren, wird die Stromversorgung wirklich günstiger. Denn sonst müssen Gaskraftwerke und Co. doch wieder einspringen. Auch hier können Internet-of-Things-Systeme einen wichtigen Beitrag leisten.

Fazit: Der Strompreisanstieg kann mit erneuerbaren Energien und smarter Informationstechnik begrenzt werden.

Zur Person

Porträt David Balensiefen

David Balensiefen

ist Mitgründer und Geschäftsführer von gridX, einem Smart-Grid-Unternehmen mit Sitz in München und Aachen

03.03.2022
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