Endlich Feierabend, endlich raus aus dem (Home-)Office oder der Produktionshalle. Egal ob Fahrradfahren, Joggen, Stand-up-Paddling oder Klettern: Outdoorsport boomt – nicht zuletzt aufgrund der Pandemie, in der die Türen von Fitnessstudios über Monate verschlossen blieben. Im stressigen Arbeitsalltag sorgt Bewegung an der frischen Luft für Ausgleich und Entspannung. Die Techniker Krankenkasse hat deshalb die Kampagne „#rausundlos“ gestartet, um noch mehr Menschen für Bewegung in der Natur zu begeistern. Sport kann jedoch auch noch viel mehr bewirken: Sechs Gründerinnen und Gründer erklären im DUP Digital Business Talk, warum sie für Outdoorsport brennen und wie regelmäßige Bewegung auch ihr junges Business voranbringt.
1. Sport als Quelle der Inspiration
„Am Anfang bin ich oft mit meinem Mitgründer laufen gegangen. Das waren die intensivsten Gespräche, die wir geführt haben“, sagt Jasper Böckel, Co-Gründer von Myosotis. Seine App ermöglicht es Pflegepersonal, unkompliziert mit Angehörigen zu kommunizieren, Bilder zu verschicken und Familienmitglieder dadurch am Alltag der Pflegebedürftigen teilhaben zu lassen. Outdoorsport sei immer noch elementarer Bestandteil des Ideenfindungsprozesses in seinem Start-up, sagt Böckel, der in der Freizeit Triathlet ist.
Ähnlich geht es auch Sabine Wildemann, Gründerin von KidsCircle. Das Unternehmen, das sie zusammen mit Co-Gründer Felix Kosel führt, bietet flexible digitale Betreuungslösungen für Kinder an. „Von jedem Sporttreiben komme ich mit mindestens einem wertvollen Gedanken zurück. Das ist gar nicht das Ziel, es passiert einfach“, so Wildemann.
Und für die Gründer von 4 people who care war es der Sport, der den Anstoß gab, selbst ein Unternehmen zu gründen. Als Kletterlehrer und Sporttherapeut suchte Benno Hinrichsmeyer nach einer nachhaltigen Handpflege, die den Belastungen des Klettersports standhielt – und entwickelte dann kurzerhand eine neue Handcreme.
2. Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag im Start-up
Ein Start-up zu gründen ist mit viel Arbeit verbunden, Berufliches vom Privaten meist nicht mehr zu trennen. Stress ist vorprogrammiert. „Es liegt in unserer Natur, dass wir uns bewegen müssen, wenn wir gestresst sind“, so Hinrichsmeyer. „Nachdem man sich bewegt hat, fühlt man sich immer besser.“ Dieses gute Gefühl nach dem Sport kennt wohl jeder. Dennoch fällt es oft schwer, eine Routine aufzubauen.
Für Böckel ist das morgendliche Training jedoch fast schon zum Muss geworden – und das bei jedem Wetter. Ihn beflügle dieser erste Erfolg noch vor dem Start des Arbeitstages. Auch André Moll, Co-Gründer von Utry.me, einem Online-Probiermarkt, nutzt dieses Phänomen: „Jeden Morgen stehe ich früh auf, gehe im Wald laufen, mache meine positiven Affirmationen und bereite mich so auf den Tag vor.“ Und: „Ich komme dadurch körperlich viel besser in den Tag und bin vorbereiteter, wenn ich dann den ganzen Tag im Büro sitze oder stehe.“ Ganz anders integriert Wildemann Bewegung in ihren Alltag: „Ich habe keine klare Routine, sondern ich mache Sport sehr nach Gefühl. Ich versuche, mir keinen festen Termin zu setzen, weil ich nicht noch einen Termin im Kopf haben möchte.“ Ganz ohne entsprechenden Termin im Kalender kommt Jonas Stolzke, Co-Gründer von my Boo, nicht aus. Sein Start-up stellt Fahrräder aus Bambus her, und zwar in einer fairen Produktion in Ghana. Neben dem Radfahren spielt er auch Beachvolleyball – ein Teamsport. Feste Verabredungen helfen ihm, aus Sport eine Gewohnheit zu machen. „Der Tag hat 24 Stunden, und 24 Stunden lang arbeitet man nicht. Wenn man sich Sport also wirklich fest vornimmt, klappt das auch“, so Stolzke.
3. Disziplin und Ausdauer fördern
„Ein Start-up zu gründen ist schwierig. Man geht durch wirklich intensive Phasen“, berichtet Christophe Hocquet, Co-Gründer von natif.ai, einem Deep-Tech-Start-up mit Fokus auf intelligenter Dokumentenverarbeitung. Er vergleicht das Gründen mit einer Joggingrunde im Winter: Wenn es ungemütlich werde, könne man entweder umdrehen und nach Hause gehen oder es einfach durchziehen. Ausdauer muss trainiert werden, wenn man seine Ziele erreichen möchte – und das gilt für den Sport und den Aufbau der eigenen Firma gleichermaßen. Für Wildemann war die sportlich leistungsorientierte Kindheit prägend: „Das, was ich in meiner Jugend gelernt habe, hilft enorm bei dem, was ich im Start-up-Alltag schaffen muss.“
Bewegung an der frischen Luft unterstützt allerdings nicht nur das Durchhalten, sondern spendet auch Kraft. „Die Energie, die ich in das Start-up investierte, habe ich zu 90 Prozent aus dem Sport gezogen“, erzählt Hinrichsmeyer. „Ich brauche die Bewegung, um die Energie in der Arbeit einzusetzen. Ich bin dann deutlich kreativer. Die Mischung aus Spaß und gezieltem Trainieren ist maßgeblich für den Erfolg.“
4. Gemeinsamer Sport stärkt das Team
Gründen ist Teamsport – zumindest für die sechs Gründerinnen und Gründer, die im DUP Digital Business Talk zu Gast waren. Und: Zusammen Sport zu treiben kann Konflikte lösen, die gemeinsame Ideenfindung anregen und den Zusammenhalt stärken. Wie sehr Unternehmen von Sportangeboten für Mitarbeitende profitieren, hat Stolzke bei my Boo erlebt. In einer Betriebssportgruppe spielen der Geschäftsführer und einige der Angestellten zusammen Beachvolleyball. „Alle haben beim Spielen zusammen Spaß, und das sorgt für eine ganz andere Ebene in der Zusammenarbeit. Für mich als Geschäftsführer ist es ein riesiger Vorteil, Sport im Unternehmen zu etablieren, um so den Zusammenhalt zu stärken.“
Dass gemeinsamer Sport auch funktioniert, wenn das Team remote arbeitet, zeigt sich bei Utry.me. Einmal im Jahr veranstaltet Moll eine Workation-Woche am Hauptstandort in Bayern und ruft dafür alle seine Mitarbeitenden zusammen. Auch hier spielt Outdoorsport eine Rolle. „Das Wir-Gefühl, welches beim Sport entsteht, ist einfach Gold wert“, sagt Moll. Das Gründerteam von natif.ai nutzt dagegen gemeinsamen Sport, um Konflikte untereinander zu lösen. „Während schwieriger Phasen kann es zwischen den Gründern mal etwas reiben, was völlig normal und gesund für ein Unternehmen ist“, erzählt Hocquet. „Einmal im Monat gehen wir deshalb klettern. Das bringt uns dann immer wieder zusammen.“
5. Fit für die Zukunft werden
Beim Sport geht es um Spaß, um das Erreichen von Zielen, aber auch darum, gesund zu bleiben. Fit für die Zukunft sein – das ist zudem ein wichtiges unternehmerisches Ziel. Stolzke ist überzeugt: „Am Ende ist der größte Erfolgsfaktor für ein Unternehmen immer der Mensch. Man braucht gute Leute und ein tolles Team, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.“ Umso wichtiger sei es, Mitarbeitende dabei zu unterstützen, körperlich und mental fit zu bleiben. „Wir machen regelmäßig Teamevents, bei denen wir sportlich aktiv sind, und wir kochen bei uns jeden Tag gesund. Künftig wäre es schön, wenn wir Mobilität fördern könnten, zum Beispiel in Form von Lastenfahrrädern. Auch höhenverstellbare Tische für alle Mitarbeitenden sind für mich ein Must-have“, sagt Hinrichsmeyer zu den Plänen bei 4 people who care.
Im Start-up vermischt sich häufig Privates mit Beruflichem. Für Wildemann sind deshalb die Rahmenbedingungen wichtig: „Wir legen einen Fokus darauf, was jeder Mitarbeitende braucht, um sich bei der Arbeit wohlzufühlen. Dazu gehört auch die Work-Life-Balance. Wir geben unseren Mitarbeitenden Raum, indem wir flexible Arbeit ermöglichen. Und das ist ja auch das Ziel von KidsCircle: Eltern durch flexible Kinderbetreuung zu unterstützen.“ Eines haben alle sechs Gründerinnen und Gründer gemeinsam: Sie wollen in eine gesunde und erfolgreiche Zukunft investieren – für sich selbst, ihre Mitarbeitenden und ihr Start-up.