Gesundheitswesen

Start-ups im Aufschwung – dank der Pandemie

In einer Krise gibt es immer Gewinner und Verlierer. Wie die Preisträgerinnen und Preisträger des Health-i Awards 2021 in der Coronapandemie Standfestigkeit bewiesen haben und Chancen nutzten.

28.02.2022

Mehr als zwei Jahre dauert die Pandemie ­bereits an – und sie hinterlässt auch in der Gründerszene ihre Spuren. Laut dem „Start-up-Report 2021“ von KfW Research sank 2020 die Zahl der jungen, wachsenden Unternehmen auf 47.000 – im Jahr zuvor lag sie bei 70.000. Eine alarmierende Entwicklung, aber viele Gründerinnen und Gründer lassen sich trotzdem nicht entmutigen und fokussieren sich auf ihre Stärken sowie nachhaltiges Handeln. Von Personalabbau keine Spur. „Damit schaffen sie nicht nur Arbeitsplätze, sondern avancieren zum Wachstumsmotor, um die Wirtschaft aus der Krise zu führen“, sagt Florian Nöll, Head of Digital Ecosystems bei der Beratung PwC Deutschland.

Gründerinnen stärken 

„Frauen sollen ermutigt werden, kreativ über die für sie individuell beste Arbeitsumwelt und über Unterstützungsmöglichkeiten nachzudenken“, sagt Dr. Sophie Lehnerer. Sich nicht an Grenzen orientieren, sondern aus eigener Kraft heraus Lösungen entwickeln – so gelinge es, private Umstände und innovative Projekte ideal zu managen. 

Sie spricht aus eigener Erfahrung: Trotz Mutterschutz, Elternzeit und struktureller Probleme hat Lehnerer zusammen mit ihren Kolleginnen das Projekt MyaLink entwickelt und gewann damit den Health-i Award 2021 in der Kategorie „Junge Talente“. Bei Mya­Link handelt es sich um eine App, die die Behandlung seltener Krankheiten vereinfachen soll. 

Lehnerer möchte Frauen Mut machen. Sie sagt: „Jetzt ist die richtige Zeit zu gründen. Die Gründungsszene der Frauen ist stark, und Unterstützungsprogramme, die sich speziell an Frauen richten, sind vielfältig.“ Der „Start-up-Report 2021“ zeigt aber auch, dass der Anteil von Gründerinnen nur 20 Prozent beträgt und sie dringend stärker gefördert werden müssten.

Finanzierung ermöglichen 

Aus dem aktuellen „Deutschen Start-up Monitor“ geht hervor, dass drei von vier Start-ups durch die Pandemie in ihrer Geschäftstätigkeit beeinflusst werden. Staatliche Unterstützung wie zum Beispiel Corona-Soforthilfen und Kurzarbeitergeld für die Mitarbeitenden nimmt jedoch nur gut jedes zweite Start-up in Anspruch. Dr. Christian Aljoscha Lukas, Gründer der Firma Mentalis und ebenfalls einer der Preisträger des Health-i Awards 2021, ist der Meinung, dass viele Gründerinnen und Gründer eine Anschubfinanzierung bräuchten. „Die beste Idee ist nichts wert, wenn auf dem Weg zur Umsetzung das Geld ausgeht“, mahnt Lukas. Eine finanzielle Unterstützung des Staates würde vielen daher richtig Antrieb geben.

Zudem geht aus dem Bericht hervor, dass knapp 80 Prozent der Gründerinnen und Gründer ihre Ersparnisse nutzen, um ein Geschäft aufzubauen. Nur 19 Prozent der Befragten greifen auf Venturecapital zurück. Den Wunsch nach Finanzspritzen hegen aber 42 Prozent. Laut Nöll sei der Zugriff auf externes Kapital jedoch eine der größten Hürden. Der „Start-up-Report 2021“ hat ermittelt, dass Gründerinnen und Gründer mit Venturecapital weniger entmutigt sind als solche ohne finanzielle Unterstützung.

Chancen in der Krise nutzen

Wenn man sich im realen Leben nicht mehr sehen darf, wird der Kontakt ins Virtuelle verlegt. Lukas konnte von diesem Umstand in der Krise profitieren und die Entwicklung seiner App vorantreiben. Sein Unternehmen Mentalis bietet Menschen mit psychischen Erkrankungen nach der Behandlung im Krankenhaus eine nahtlose digitale Nachsorge an. „Die Kliniken wurden durch die Pandemie vor neue Herausforderungen gestellt. Die Digitalisierung bietet den Behandlern neue Möglichkeiten, die Patientenversorgung trotz Corona optimal zu gestalten“, sagt Lukas. Dies können Start-ups im Gesundheitswesen für sich nutzen und einen unternehmerischen Aufschwung erzielen.