Unscheinbar – und doch unverzichtbar für die Vielfalt der Pflanzen, die Tierwelt und die Agrarwirtschaft: Bienen nehmen eine wichtige Rolle im Ökosystem ein, denn sie bestäuben rund 80 Prozent aller Nutz- und Wildpflanzen und sichern dadurch das Überleben der Menschheit.
2020 gab es in Westeuropa laut dem Statistischen Bundesamt allerdings 37 Prozent weniger Bienenvölker als noch im Jahr 1990. Gefahren wie milde Winter, Monokulturen in der Landwirtschaft oder Schädlinge schwächen die Bienen weiter.
3Bee kämpft mit KI gegen das Bienensterben
Das Agrartechnologie-Start-up 3Bee möchte genau das verhindern und startet nun mit einem Team aus vier Fachleuten in Deutschland. „Um beim Schutz der Biodiversität wirklich etwas bewirken zu können, werden wir 1,5 Millionen Euro innerhalb der kommenden 18 Monate in Deutschland investieren“, sagt CEO Niccolò Calandri.
Das italienische Start-up nutzt Internet of Things (IoT)-Sensoren, Künstliche Intelligenz (KI) und Satellitenüberwachung, um Imkern beim Schutz ihrer Bienenkolonien unter die Arme zu greifen. Rund fünf Millionen Euro hatten die beiden Gründer – Riccardo Balzaretti und Niccolò Calandri – zuvor unter anderem von AGfunder, einem im Agrartechnologiesektor namhaften Investmentfonds, und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) erhalten.
Unterstützung für Imker durch Technologie
Wie Bienen und moderne Technologie zusammenpassen, zeigt das Start-up mit seinem Bienenstock 4.0 „HiveTech“. Dieser besteht aus IoT-Sensoren, die den Gesundheitszustand der Bienen ständig überwachen und es Imkern ermöglichen, Behandlungen am Bienenstock gezielter einzusetzen. Laut 3Bee kann die Bienensterblichkeit so um 20 Prozent verringert und die Honigproduktion um 30 Prozent optimiert werden.
Außerdem können zahlreiche Daten – etwa GPS, Feuchtigkeit, Temperatur, Schall und Gewicht – über den Bienenstock gesammelt werden. Gleichzeitig stattet das Start-up Felder und Wälder mit dem „BioScan“ aus, der KI zur Erkennung von Tierarten nutzt und die biologische Vielfalt in Echtzeit überwacht.
Bienenstock adoptieren
Doch damit nicht genug: Auch die Pflanzenwelt wird analysiert. In Zusammenarbeit mit der ESA untersucht 3Bee Satellitenbilder, analysiert die Daten und erstellt mittels IoT-Technologien Blühkarten. Diese helfen Imkern zu verstehen, in welcher Region und zu welchem Zeitpunkt die Blüte stattfindet. Das gemeinsame Ziel aller drei Technologien: die Erhaltung der Biodiversität in Europa.
Rund 3.000 Imker sind derzeit im Netzwerk und nutzen die Überwachungssysteme des Start-ups. Darüber hinaus hat 3Bee die Initiative „Adopt a Beehive“ ins Leben gerufen: Privatpersonen und Firmen können lokale Imker unterstützen, dabei mehr über Bienen erfahren und von Hand hergestellten und zurückverfolgbaren Honig testen. Inzwischen hat 3Bee mehr als 200.000 Paten davon überzeugt, Bienen zu schützen, und über 1.000 Projekte mit Unternehmen ins Leben gerufen. Das Ergebnis: Mehr als 150 Millionen Bienen werden geschützt.