Frauen investieren seltener in Wertpapiere und gründen auch seltener Start-ups im Finanzbereich als Männer. Doch es gibt sie, die Frauen, die die gläserne Decke durchbrechen. Was Gründerinnen im Finanzbereich beachten sollten und in welchen Ländern es bereits deutlich besser läuft als hierzulande, erklärt Lena Hackelöer, Gründerin und CEO des schwedischen Zahlungsdienstleisters Brite Payments, im Interview.
Gründung
FinTech-Szene: Eine reine Männersache?
Die FinTech-Szene ist eine Männerdomäne – zumindest in Deutschland. Lena Hackelöer, Chefin von Brite Payments, gibt Gründerinnen Tipps und zeigt auf, was anderswo besser läuft als hierzulande.
14.07.2022
Lena Hackelöer
ist Gründerin und CEO des schwedischen Zahlungsdienstleisters Brite Payments
Welche Tipps haben Sie für junge Frauen, die ein FinTech gründen wollen?
Lena Hackelöer: Einfach machen! Wer eine gute Idee hat, sollte daran glauben und sich nicht davon abbringen lassen. Gerade am Anfang einer Gründung erlebt man häufig ein Auf und Ab; hier gilt es durchzuhalten. Außerdem sollten sich Frauen nicht zurücknehmen – vor allem nicht in vermeintlich männerdominierten Branchen. Seid selbstbewusst, laut und hartnäckig, auch wenn das von eurem Gegenüber oft nicht honoriert wird.
Fehlt der FinTech-Branche Female Leadership?
Hackelöer: Grundsätzlich weisen fast alle technischen Berufe nach wie vor einen erheblichen Frauenmangel auf. Da ist die FinTech-Branche keine Ausnahme. Umso wichtiger ist es, dass wir mehr Frauen ermutigen, auf diesem Feld zu gründen oder Verantwortung zu übernehmen.
Sind andere Länder bei diesem Thema schon weiter als Deutschland?
Hackelöer: Wer definitiv weiter ist, sind die skandinavischen Länder. Dort gibt es grundsätzlich mehr Frauen in Führungspositionen, darunter auch in Start-ups. Das hat mit der Gesellschaftsstruktur und der Arbeitskultur zu tun. Der Arbeitgeber mosert nicht, wenn man zum Beispiel nachmittags die Kinder abholen muss. Oder wenn der Mann länger Elternzeit nimmt als die Frau. In meinem Unternehmen Brite Payments nehmen dieses Angebot alle Väter ohne Ausnahme an, weil es eine Lobby dafür gibt. Das ist in Deutschland noch anders. Auch steigen Frauen in Deutschland nach der Geburt eher mit einer Halbtagsstelle wieder in den Job ein. Durch flexible Arbeitszeitmodelle und umfassende Kinderbetreuung wird es Frauen dagegen in Skandinavien erleichtert, den Job auch in Vollzeit auszufüllen.
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