Der 7. Oktober 2023 geht in die Geschichte ein. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf israelische Zivilisten tobt im Nahen Osten ein blutiger Krieg. In Israels Unternehmen geht hingegen das Tagesgeschäft weiter. So gut das möglich ist. „Eine Woche nach dem 7. Oktober sollten wir ein globales IT-Sicherheitstreffen für Autos abhalten“, so Adi Ofek, CEO des Mercedes-Benz Techcenters in Tel Aviv, bei einer digitalen Wirtschaftskonferenz Anfang Dezember. „Wir Israelis sagen nichts ab, also haben wir vorgeschlagen, auf Remote zu wechseln.“
Solidarität und Rücksichtsnahme
Bei ihren Kollegen von Mercedes-Benz Deutschland rief das Erstaunen hervor. „Adi, bist du verrückt? Die Menschen in Deutschland können nicht glauben, dass du unter diesen Umständen einen Workshop leiten willst“, schilderte sie die Reaktion. Für Ofek zeigt das die Fürsorglichkeit ihrer Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten sowie die Unterstützung, die das israelische Research and Development (R&D) Center aus der Bundesrepublik seit Ausbruch des Kriegs erhält. Zu Letzterem zählten Solidaritätsbotschaften sowie Spenden in Millionen-Euro-Höhe. Und die Veranstaltung zur IT-Sicherheit? Die wurde aus Rücksichtnahme auf das israelische Team verschoben. „Es wäre nicht richtig gewesen, einen solchen strategischen Workshop abzuhalten“, gesteht sich Ofek rückblickend ein.
Israels Wirtschaft braucht Unterstützung
Vor der Herausforderung, israelische Kolleginnen und Kollegen oder Geschäftspartner im Nahostkonflikt zu unterstützen, steht nicht nur Mercedes-Benz. „Deutschland ist einer der bedeutendsten Partner in Europa“, beschrieb Dr. Ron Tomer von der Manufacturers’ Association of Israel die Rolle hiesiger Unternehmen und Wirtschaftstreibender. Die Bundesrepublik hätte sich als „toller Partner“ unter anderem in den Bereichen Biosicherheit und Bio- sowie Lebensmitteltechnologie etabliert. Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder BMW haben Joint Ventures gebildet. Global gesehen belegt Deutschland in dieser Rolle den dritten Platz nach China und den USA.
Die Beziehung zu Deutschland
Geht es nach Nir Barkat, Israels Minister für Wirtschaft und Industrie, könnte die Bundesrepublik Deutschland künftig weiter an Bedeutung gewinnen. „Die Beziehung zu Deutschland ist eine der wichtigsten. Denn es handelt sich potenziell um die größte Drehscheibe für israelische Unternehmer“, betonte er. Insbesondere die Exportcluster Hightech, Industrie 4.0, Gesundheitstechnologie und Biowissenschaften stehen im Fokus der bilateralen Zusammenarbeit. Ebenso sind Agro- und Lebensmitteltechnologie, Klimatechnologie sowie innere Sicherheit von Bedeutung. Er bezeichnete es als beidseitige „Win-win-Strategie“, Deutschland als Zentrum für junge israelische Unternehmen zu fördern.
Beide Seiten profitieren: "Gemeinsam stärker"
Davon würde auch die deutsche Seite profitieren, denn „israelische Unternehmen gelten als starke Partner“, so Dr. Claudius da Costa Gomez, Co-Geschäftsführer vom Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE). „Die ehrgeizige Strategie für die Entwicklung und den Ausbau erneuerbarer Energien kann den Kern der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern bilden“, ist er überzeugt und fügt hinzu: „Die weitere Zusammenarbeit zwischen der israelischen und deutschen Start-up-Szene wird neuen Wohlstand, Exzellenz und Unabhängigkeit schaffen.“
Die ungebrochene Unterstützung Deutschlands sowie multinationaler Unternehmen zeige das Vertrauen in den israelischen Technologiesektor, freute sich auch Avi Hasson, CEO von „Startup Nation Central“ (SNC): „Es gibt uns viel Hoffnung.“