Zwei Kollegen geben sich an einem Tisch die Faust
24.09.2021    Kai Makus
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In Kürze:  

  • Reverse Coaching kehrt das Prinzip „Jung lernt von Alt“ um
  • Neulinge können vor allem auf digitalem Gebiet schulen
  • Unternehmen werden zu lernenden Organisationen

Natürlich ist Berufserfahrung gut: Wer im Job unter Zeitdruck innovative Lösungen findet, steigt auf und tut sich später leichter. Allerdings werden neue, beruflich relevante Skills – etwa in sozialen Medien – heute oft nicht am Arbeitsplatz, sondern privat erworben. Heißt: Erfahrung und Wissen kann man nicht unbedingt aus der Länge der Dienstzeit oder der Hierarchiestufe ableiten.

Jüngere Mitarbeiter gehen unbefangener mit Internet-Tools um, das ist normal. Als Digital Natives, aufgewachsen im Zeitalter der Digitalisierung, haben sie bereits zu Hause viel wertvolles Wissen angesammelt, das Arbeitgeber brauchen können und nutzen sollten. Nur: Wie geht das?

Wissenstransfer organisieren

Eine Möglichkeit, die immer mehr Großunternehmen etwa aus dem Finanzbereich erfolgreich nutzen: Reverse Coaching, auch Reverse Mentoring genannt. Es dreht die klassische Logik „Jung lernt von Alt“ um. Junge Mitarbeiter werden Mentoren älterer Kollegen, Vorgesetzter oder ranghoher Manager – und schulen sie in Sachen Digitalisierung.

Vorteile für Unternehmen: Die Fortbildung ist günstig, und die Informationen verbleiben in der Firma. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fahren ebenfalls gut. Young Professionals erarbeiten sich ein Standing in der Firma und bauen Netzwerke auf, die ihrer Karriere helfen. Altgediente eignen sich Wissen an, ohne sich bloßstellen und Unkenntnis offenbaren zu müssen.

Tipps für erfolgreiches Reverse Coaching

Planung: Konkreten Schulungsbedarf klären, etwa für Führungskräfte im digitalen Bereich. Mentor und Mentee finden, die menschlich zusammenpassen – Wissensvermittlung erfolgt bestenfalls unter vier Augen. Unerlässlich sind gegenseitiges Vertrauen und Verschwiegenheit nach außen. Zwischen den Partnern sollten keine Konkurrenz- oder direkten Hierarchieverhältnisse bestehen.

Umsetzung: Kurze Einheiten von etwa einer Stunde über einen festgelegten Zeitraum hinweg. Zum Aufbau von Digitalkompetenz persönliche Treffen in Online-Meetings umwandeln – der Lehrinhalt wird zum Tool fürs Lernen. Mentees können offene Fragen klären, Mentoren gezielt an Defiziten arbeiten.

Nachbereitung: Am Ende einer Runde Ergebnisse checken. Teilnehmerbefragungen helfen, Fehlentwicklungen zu korrigieren. Eine Abschlussveranstaltung ist gut, um den Beteiligten eine Bühne für ihre Lösungen zu bieten. Im Erfolgsfall eine neue Runde zentral planen.

Fit für die Zukunft

Managementexpertin Anne M. Schüller betont zudem die Chancen eines „Streuens von Erfolgsgeschichten“ über Reverse Coaching – in internen wie in externen Medien. Für sie ist diese Schulungsform ein Weg, Unternehmen zu lernenden Organisationen und somit fit für die Zukunft zu machen.

Es würden nicht nur digitale Nachzügler auf einen aktuellen Stand gebracht, sagt Schüller. Der Austausch zwischen Alt und Jung über Hierarchieebenen hinweg könne obendrein die gesamte Unternehmenskultur verbessern, indem das Verständnis zwischen den Generationen vertieft werde.

24.09.2021    Kai Makus
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