Heute sollten Frauen in allen Bereichen des Lebens gleichberechtigt sein. Doch es gibt noch Luft nach oben: Besonders in Bereichen wie der Entlohnung oder der Verteilung von familiären Pflichten. Deshalb hat der Weltfrauentag, der seit 1911 auf Missstände bei der Gleichbehandlung der Geschlechter hinweist, immer noch eine zentrale Bedeutung. Längst ist dieser Tag zu einem internationalen Tag für die Rechte von Frauen geworden.
Aber wie gleichberechtigt geht es etwa an der Wirtschafts-Spitze wirklich zu? Wir haben deshalb mit sieben Frauen in Führungspositionen über ihre Perspektiven und Ansichten zum Weltfrauentag gesprochen. Ihre Stimmen bieten nicht nur Einblicke in ihre Erfahrungen, sondern auch in die größeren Herausforderungen und Erfolge, mit denen Frauen auf der ganzen Welt konfrontiert sind.
Stephanie Mayfield über Entscheidungsgewalt im Ehrenamt:
„In meiner täglichen Arbeit mit Vereinen sehe ich immer noch zu häufig, dass die Männer die Entscheider-Positionen bekleiden und Frauen die eigentliche Arbeit machen. Wenn es um Entlastung im Ehrenamt geht, hat das fatale Konsequenzen: Die, die entscheiden, wissen nicht, worauf es ankommt. Das macht auch Software schlechter. Richte ich die Entwicklung der Software an Entscheidern aus, kommt dabei eine völlig dysfunktionale Lösung raus. Nur wer die Arbeit macht, sollte entscheiden. Nur so können wir den Brennpunkt ‚Care-Arbeit‘ durch Digitalisierung effektiv entlasten.“
Nina Koch über Förderung von Frauen im Zeitalter von KI:
„In einer Zeit, in der die transformative Kraft von KI auf die Belegschaft im Mittelpunkt steht, sollten wir auch erkennen, dass Investitionen in Frauen nicht nur ein Bekenntnis zur Gleichstellung sind, sondern eine strategische Entscheidung zur Förderung von Innovation, Kreativität und Erfolg. Da die Zahl der weiblichen Führungskräfte in der Technologiebranche zunimmt, ist es wichtig, sich mit den besonderen Herausforderungen auseinanderzusetzen, mit denen sie konfrontiert sind. Investitionen in Initiativen, die das Wohlbefinden von Frauen unterstützen und sich mit Problemen am Arbeitsplatz befassen, tragen dazu bei, ein integratives Umfeld zu schaffen.“
Camille Richard über individuelle Expertise:
“Ich empfehle jungen Frauen am Anfang ihrer beruflichen Karriere, ihre Arbeit sichtbar zu machen und sich Gehör zu verschaffen. Warten Sie nicht darauf, dass Führungskräfte Ihre Errungenschaften wahrnehmen, sondern kommunizieren Sie sie proaktiv. In meinem Berufsfeld, der Nachhaltigkeit, verhält es sich zudem in den meisten Meetings so, dass viele Leute eine Meinung zu Ihren Beiträgen haben werden. Machen Sie sich und anderen bewusst, dass Sie diejenige sind, die auf diesem Feld tatsächlich Expertise hat. Letztlich zählt die fachliche Kompetenz, es ist Ihre Aufgabe, dies einzufordern.”
Kerstin Bock und Carolin Lessoued über weiblich geführte Teamkultur:
“Im Rahmen von Female Empowerment beschäftigt uns als Agentur mit weiblicher Doppelspitze vor allem das Thema Female Leadership oder – wie wir es lieber weit gefasster definieren, denn ehrlich gesagt sollte das nicht nur Female Leaders angehen – Vulnerable Leadership. Bei diesem Führungsstil setzen wir vor allem auf Transparenz und Respekt am Arbeitsplatz, aber auch ganz speziell auf Menschlichkeit und Empathie.
Folgende Eckpunkte halten sie dabei für wichtig:
- Vertrauenskultur und Empathie: Verletzlichkeit zeigen, fordern und fördern
- Offene Ideenkultur: Frühzeitig neue Ideen, Überlegungen und Ansätze teilen und gemeinsam ausprobieren – und evaluieren
- No one is perfect: Offene Fehlerkultur vorleben und das Team ermutigen und befähigen, selbiges zu tun
- Human Relations statt Human Resources: sei nahbar und interessiert am Team, aber kenne und setze auch Grenzen“
Annett Polaszewski-Plath über strategische Notwendigkeiten:
„In puncto Vielfältigkeit hat gerade die Fintech- und Bankenbranche Aufholbedarf. Um einen Wandel herbeizuführen, bedarf es in allererster Linie einer integrativen Kultur. Maßnahmen zur Bekämpfung von Vorurteilen müssen von Unternehmen genauso getroffen werden, wie die Implementierung unterschiedlicher Frauenförderungsinitiativen. Darüber hinaus müssen wir ein Ökosystem fördern, in dem Frauen Zugang zu Kapital, Mentoring und einem breiten Netzwerk gestellt bekommen. Abgerundet werden diese Schritte durch belastbare Kennzahlen und Rechenschaftspflichten. Die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur ein moralisches Gebot, sondern eine strategische Notwendigkeit, um auf dem heutigen Markt erfolgreich zu agieren.“
Leila Pourhashemi über globale Unternehmen als Treiber vielfältiger Karrierewege:
„Insbesondere in der Tech-Branche können weibliche Vorbilder Mädchen inspirieren, einen MINT-Beruf zu ergreifen, und somit einen wichtigen Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit leisten. Bei G-P habe ich persönlich erlebt, wie wichtig es ist, Chancengleichheit zu schaffen und Talente weltweit zu fördern. In einem hart umkämpften internationalen Markt - vor allem in kleineren Wirtschaftsregionen mit begrenztem Angebot - eröffnet die Chance, für ein globales Unternehmen zu arbeiten, Menschen vielfältigere Karrierewege, die womöglich besser zu ihnen passen. Insbesondere Frauen profitieren davon, da sie sich in Märkten mit besseren Gehaltsstrukturen und Aufstiegschancen bewerben können, ohne Kompromisse hinsichtlich ihrer persönlichen Lebensplanung eingehen zu müssen.“