ein Digital Workplace kann beim Klimaschutz unterstützen
27.12.2022    Madeline Sieland
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Digitalisierung und Nachhaltigkeit haben nichts miteinander zu tun. Das sagten 28 Prozent der befragten Angestellten in einer Umfrage von YouGov, dem B.A.U.M. e.V., einem Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften, sowie Hirschtec, einer Agentur für die Digitalisierung der internen Kommunikation und Zusammenarbeit. 18 Prozent der Befragten sind sogar der Meinung, dass die Digitalisierung negative Auswirkungen aufs Klima hat.

Und ganz unrecht haben sie damit auch nicht. Je mehr digitalisiert wird, desto mehr Daten fallen an und desto mehr Server und Rechenzentren werden benötigt. Und die sind wahre Energiefresser – es sei denn, man setzt auf smarte Technologien.

Häuser heizen mit Abwärme von Rechenzentren

In Frankfurt am Main stehen rund 40 Prozent aller deutschen Rechenzentren, die zusammen einen Energieverbrauch von 1,6 Terrawattstunden pro Jahr haben. Zum Vergleich: Zur Versorgung des gesamten Frankfurter Stadtgebiets bedarf es laut Dr. Ralph Hintemann, Senior Researcher beim Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, rund zwei Terrawattstunden.

Im Rahmen des Projekts DC-HEAT hat der Wissenschaftler deshalb getestet, ob die Abwärme der Rechenzentren genutzt werden kann, um Gebäude im Stadtgebiet zu heizen und mit Warmwasser zu versorgen.

Im Abschlussbericht heißt es unter anderem: „Im Rechenzentrumshotspot Frankfurt am Main könnte die Wärmeversorgung der Wohn- und Bürogebäude in Zukunft allein aus der Abwärme der Rechenzentren sichergestellt werden.“ Eines der Probleme dabei ist allerdings die bisher vorhandene Infrastruktur. Im Bericht des Borderstep Instituts heißt es: „So liegen zum Beispiel die Standorte der Rechenzentren zum Teil nicht in den Gebieten, die durch die existierenden Fernwärmenetze erschlossen sind. Außerdem sind die existierenden Dampf- und Heißwasserwärmenetze nur bedingt für die Aufnahme von Niedertemperaturwärme aus Rechenzentren geeignet.“

Effekte von Digitalisierung auf den Klimaschutz in den Fokus rücken

Pilotprojekte wie DC-HEAT bekommen bisher kaum öffentliche Aufmerksamkeit. Dabei helfen hier digitale Technologien dabei, dass neue Energiequellen erschlossen und so Ressourcen geschont und das Klima geschützt werden können.

Laut einer Bitkom-Studie liegt der potenzielle Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele durch eine beschleunigte Digitalisierung bei rund 41 Prozent. Doch in der YouGov-Studie stimmten nur 30 Prozent der Arbeitnehmenden zu, dass Klimaschutz durch Digitalisierung erst wirklich möglich wird.

Daraus folgern die Studienmacher YouGov, Hirschtec und B.A.U.M. e.V.: Es mangele an Kommunikation; mehr öffentliches Storytelling zu Best-Practice-Beispielen sowie unternehmensinterne Aufklärungsarbeit und Kompetenzaufbau seien nötig.

„Es ist wichtig, dass die Komplexität des Themas heruntergebrochen und es dadurch verständlich wird“, betont Yvonne Zwick, Vorsitzende von B.A.U.M. e.V. im Interview mit DUP UNTERNEHMER. „Unternehmen sind schon heute mit knapper werdenden endlichen Ressourcen, stark steigenden Preisen und regulatorischen Vorgaben konfrontiert. Da können sie es sich auch unter rein finanziellen Gesichtspunkten nicht mehr leisten, unökologisch zu wirtschaften.“

Wie hilft ein Digital Workplace beim Klimaschutz?

Doch wie dank eines Digital Workplace das Klima geschützt werden könnte, scheint vielen Beschäftigten nicht klar zu sein. Immerhin 52 Prozent der Befragten glauben nicht, dass ein Digital Workplace zu mehr Nachhaltigkeit beitragen kann. Dabei zeigte eine Bitkom-Auswertung, dass sich der CO2-Ausstoß durch Digitalisierungsmaßnahmen in 77 Prozent der Unternehmen verringert hat.

Dabei liegen potenzielle Maßnahmen auf der Hand:

  • Verzicht auf Geschäftsreisen
  • mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zur Arbeit pendeln
  • auf hybride Arbeitsmodelle setzen, um Fahrtwege auf ein Minimum zu reduzieren
  • überdenken, wie die Fahrzeugflotte des Unternehmens aussieht
  • den Papierverbrauch reduzieren, etwa durch digitales Dokumentenmanagement
  • Prozesse automatisieren
  • die Vernetzung von Geräten forcieren
  • Kollaborationstools nutzen, um die digitale Zusammenarbeit zu verbessern

„Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt durch zum Beispiel Microsoft Teams und digitale Prozesswelten bietet enorme Potenziale für eine ressourcenschonende Informationsarbeit und hybride Arbeitsmodelle“, sagt Lutz Hirsch, CEO von Hirschtec. „Allerdings muss dies nachhaltig im Sinne von beständig und umfassend erfolgen und darf nicht halbherzig umgesetzt werden, da sonst energiefressende Parallelwelten entstehen und wir mehr Ressourcen verbrauchen als einsparen.“

27.12.2022    Madeline Sieland
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