Homeoffice, hybride Arbeit und virtuelle Meetings – Begriffe, die aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken sind. Die Meinungen über die neue Art zu arbeiten gehen aber auseinander; die Vor- und Nachteile wurden bereits in Studien untersucht. Eine davon ist „social health@work“ der Krankenkasse Barmer und der Universität St. Gallen. Die Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen der digitalen Arbeitswelt und der virtuellen Zusammenarbeit auf die Gesundheit und Produktivität der Arbeitnehmenden.
Die Folgen von Videokonferenzen
Und die Studie zeigt: Während der Pandemie waren die Befragten zwar produktiver (+ 5,9 Prozent), aber auch gestresster (+ 4,8 Prozent). Zudem nahmen Konflikte zwischen Arbeit und Privatem um rund fünf Prozent zu. Für viele Beschäftigte ein Teil des Problems: virtuelle Meetings. Und die haben mit Beginn der Pandemie rapide zugenommen. Die Teilnehmenden an der Studie „social health@work“ verbringen heute 19,6 Prozent ihrer Kommunikationszeit mit Videokonferenzen; zuvor waren es 13,2 Prozent.
Das Institut für Beschäftigung und Employability untersuchte 2020 die sogenannte Zoom-Fatigue, welche die Erschöpfung durch virtuelle Kommunikationsplattformen beschreibt. Von den 422 Befragten gaben knapp 60 Prozent an, unter Zoom-Fatigue zu leiden. 85,6 Prozent von ihnen beklagten sich in der Folge über Konzentrationsstörungen. Auch physische Symptome wie Kopf- (29,6 Prozent) oder Rückenschmerzen (28 Prozent) wurden genannt. Als besonders belastend empfanden die Befragten, keine Möglichkeit zu haben, nonverbale Hinweise ihres Gegenübers wahrzunehmen (69,3 Prozent).
Die Studie zeigt aber auch, dass die Qualität der Audiofrequenz bei virtuellen Meetings eine große Rolle spielen kann. Mehr als die Hälfte der Befragten belastet die erhöhte Anstrengung bei der Konzentration aufgrund schlechter Tonqualität.
Besonders herausfordernd sind hybride Meetings
Das Unternehmen EPOS, spezialisiert auf High-End-Audio- und Videolösungen für Unternehmen, befasst sich ebenfalls mit dem globalen hybriden Arbeitsumfeld. Wieso also hat Audio so einen großen Einfluss auf die Stress- und Energielevel? Das Problem: Die Audiofrequenzen in virtuellen Gesprächen unterscheiden sich grundlegend von natürlichen Tonwellen, die bei einem persönlichen Gespräch entstehen. Das Gehirn ist in seinem Ursprung nicht für diese digitalen Geräusche geschaffen. Und daher ist es größeren Anstrengungen ausgesetzt, um die Inhalte zu verstehen.
Besonders schwierig für das Gehirn sind hybride Meetings: Die Kombination von Stimmen der Personen im Raum sowie von Lautsprechern kann die kognitive Anstrengung auf beiden Seiten des Meetings erhöhen.
Audio für das Gehirn
Torben Christiansen, Director of Technology bei EPOS, erklärt, dass diese Erkenntnisse die Grundlage für die Produktentwicklungsstrategie des Unternehmens bilden. „Unsere Lösungen für Meetingräume sind ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für EPOS. Sie bieten Mitarbeitenden und Unternehmen Produkte, welche die Gehirnleistung verbessern und gleichzeitig nutzerfreundlich, zuverlässig und langlebig sind“, so Christiansen.
EPOS’ Weg, Erschöpfung durch optimale Tonqualität zu mindern, heißt BrainAdapt. Das Konzept wurde basierend auf Untersuchungen unter anderem in Kooperation mit dem Eriksholm Research Centre – der größten psychoakustischen Forschungseinrichtung der Welt – entwickelt.
Um zu messen, wie stark sich das Gehirn bei verschiedenen Audioquellen anstrengen muss, wurden die Reaktionen der Pupillen beobachtet. Je größer die Pupille, desto schwieriger ist es für das Gehirn, Ton zu verarbeiten. Das Unternehmen hat dabei erkannt, dass Menschen zwar mit den Ohren hören, aber mit dem Gehirn verstehen – und welche Tonfrequenzen dafür besser geeignet sind als andere.
Sie entwickelten anschließend einen technologischen Ansatz, um die Konzentration zu verbessern, Stress zu reduzieren und die Produktivität der Nutzerinnen und Nutzer zu steigern. Wie das funktionieren kann? Mithilfe von Algorithmen und Veränderungen der Akustik in Headsets, Speakerphones und Videobars wird das menschliche Gehirn bei der Verarbeitung von Klängen unterstützt. Die Meeting-Teilnehmenden können sich in der Folge leichter an eine hybride Klangumgebung anpassen; die kognitive Belastung wird reduziert. Langfristig profitieren auch Arbeitgeber, denn Beschäftigte sollen mit der Technologie effizienter arbeiten.
Verantwortung liegt bei Führungskräften
Für Christiansen ist Audio Chefsache. Die Führungskräfte müssten berücksichtigen, inwieweit die technische Ausstattung das Wohlbefinden und die Produktivität ihrer Mitarbeitenden bei der Arbeit unterstützt: „Wenn ein Großteil der Beschäftigten weltweit zum physischen oder hybriden Arbeitsplatz zurückkehrt, ist es heute eine Frage der Arbeitsplatzhygiene, sicherzustellen, dass die Audio- und Videotechnologie einfach einzurichten und zu verwenden ist. IT-Manager und Führungskräfte auf Vorstandsebene werden in hybriden Meetings oft mit technikbezogenen Themen überhäuft, was zu Stress und Zeitverschwendung führt. Darüber hinaus müssen wir dafür sorgen, dass Beschäftigte, die täglich stundenlang in Meetings sitzen, mit den notwendigen Mitteln ausgestattet sind, um kognitive Überlastung zu verhindern.“