Büroangestellte mit Fahrrad, die von Benefits ihres Arbeitgebers profitieren
17.04.2023    Nadine Schmidt
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Benefits für Arbeitnehmende haben sich mittlerweile in vielen Branchen etabliert. Zur Auswahl stehen vielfältige Angebote wie Zuschüsse zum Nahverkehr, Gesundheitsangebote oder Ausgleichszahlungen zum Lunch. Sabine Hammes, CEO beim Start-up Lofino, berichtet, wie Benefits auch Anreize bieten können, um die Mobilität zu überdenken.

Zur Person

Sabine Hammes

ist Geschäftsführerin des Start-ups Lofino

Warum ist es sinnvoll, dass Arbeitgebende insbesondere im Bereich der Mobilität ihre Angestellten unterstützen?

Sabine Hammes: Ein wichtiger Punkt ist der Klimawandel und die daraus resultierende Reflexion, wie wir uns fortbewegen. Viele erkennen, dass unsere Infrastruktur noch zu sehr auf Autos ausgelegt ist, obwohl mittlerweile vielfältige Mobilitätsarten zur Verfügung stehen. Nur ist dieser Mix oft noch nicht genug sichtbar, komfortabel nutzbar oder anderweitig ausreichend attraktiv. Deshalb können Unternehmen viel bewegen, indem sie durch Mitarbeiter-Benefits die Möglichkeiten aufzeigen und finanzielle Anreize schaffen, um das Mobilitätsverhalten zu überdenken. Zudem geht dies bei passgenauer Umsetzung mit steuerlichen Vorteilen für Unternehmen und Mitarbeitende einher.

Anfang Mai kommt das Deutschlandticket. Warum sind Mobilitätszuschüsse dann überhaupt noch sinnvoll?

Hammes: Aus unserer Sicht unterstreicht das Ticket den Wert von Mobilitätszuschüssen. Gerade wenn man bedenkt, dass viele sich über die Vorteile des Tickets bewusst sind, aber den Preis dennoch nicht bezahlen können oder wollen. Ein Zuschuss vom Arbeitgeber, der sich obendrein positiv auf ihr Nettoeinkommen auswirkt, ist genau die Form von Unterstützung, die für eine Kaufentscheidung sorgen kann. Für Unternehmen, die dies über ein Mobilitätsbudget ermöglichen, ergibt sich eine weitere Perspektive: Sie können mehr Mitarbeitenden Zugang zu Mobilität bezuschussen und gleichzeitig administrative Aufwände minimieren, indem sie die Beschaffung dezentralisieren.

Welche Chancen eröffnen sich für Unternehmen und Mitarbeitende durch das Deutschlandticket?

Hammes: Für viele Mitarbeitende bietet das Ticket eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den bisherigen (Jobticket-)Angeboten. Unternehmen stellt es hingegen vor neue Herausforderungen – insbesondere bezogen auf organisatorische Fragen zu den Themen Kosten und Umsetzung. Wir setzen in erster Linie beim Verwaltungsaufwand an. Der entsteht dezentral, indem Mitarbeitende ihre Tickets über ein Budget abrechnen. Egal ob reines Deutschlandticket oder die Kombination mit Zusatzangeboten – Mitarbeitende reichen ihre Tickets digital ein und Lofino automatisiert den gesamten Prozess in einem Workflow bis zur Gehaltsabrechnung. Somit entsteht kein organisatorischer Aufwand im Unternehmen.

Lofino kann für das Deutschlandticket alle gesetzlich zulässigen Steuervorteile nutzbar machen. Hier gibt es für Unternehmen zwei Möglichkeiten der Umsetzung, die an dieser Stelle allerdings zu weit ins Detail führen. Es lässt sich aber sagen: Optimal umgesetzt und ohne zusätzlichen Arbeitgeberaufwand kostet Mitarbeitende das Deutschlandticket in der Regel netto maximal 25 Euro monatlich. Unsere Steuerexperten sind aktuell der Auffassung, dass – mit der Addition von weiteren Vorteilen durch den Arbeitgeber – der Nettoaufwand für Mitarbeitende sogar bis auf null Euro gesenkt werden kann. All das sollte mehr als nur ein Anreiz sein, wie Unternehmen ihren Mitarbeitenden etwas Gutes tun können.

Warum können Mitarbeiter-Benefits einerseits die Mobilität fördern und gleichzeitig dazu beitragen, dass die Verkehrswende in Deutschland gelingt?

Hammes: Mitarbeiter-Benefits à la Mobilitätsbudget sorgen natürlich nicht automatisch dafür, dass Deutschland von einem auf den anderen Tag nur noch auf Fahrrad, Schiene und Elektroantriebe setzt. Diese Änderungen benötigen Zeit und neben finanziellen Anreizen auch das persönliche Bewusstsein dafür, welche Auswirkungen Mobilität auf unser Leben hat. Mobilitätsbenefits bieten allerdings das Potenzial, diese Verhaltensänderungen anzustoßen – und sei es nur durch die Vergleichbarkeit von Kosten und Nutzen.

Wer heute noch im urbanen Raum mit dem Auto zur Arbeit pendelt, überdenkt sein Verhalten eventuell eher, wenn gemerkt wird, dass die öffentlichen Verkehrsmittel genauso schnell zum Ziel fahren, jedoch dank des Zuschusses vom Arbeitgeber weniger kosten. Zudem zeigt sich, dass immer mehr Menschen gewillt sind, künftig auf den Besitz von Fahrzeugen zu verzichten, wenn sie im Gegenzug individuelle Fahrzeugnutzung mit weiteren Mobilitätsoptionen kombinieren können. Wenn dieser Trend durch passende Benefits unterstützt wird, kann sich dies schnell sehr positiv auf die Verkehrswende auswirken.

Warum setzen Sie auf nachhaltige Angebote?

Hammes: Für uns steht im Fokus, dass wir Unternehmen dabei unterstützen, ihren Mitarbeitenden möglichst die Benefits zur Verfügung zu stellen, die einem gewissen Zweck dienen und einen Beitrag leisten können. Gedanklich geht das auch einher mit Diskussionen der letzten Jahre, die zeigen, dass Menschen zunehmend Jobs mit Sinnhaftigkeit suchen. Um es an einem Beispiel festzumachen: Ein gutes Gehalt ist wichtig und ohne angemessene Bezahlung macht die Arbeit keinen Spaß. Fehlt jedoch die Sinnhaftigkeit der eigenen Arbeit, kann irgendwann das beste Gehalt keine Erfüllung im Berufsleben mehr bieten.

Ähnlich verhält es sich mit Benefits. Es ist sicherlich schön bei der ein oder anderen Lieblingsmarke vergünstigt einkaufen zu können. Auf Dauer erfüllt das aber weder einen Sinn noch dient es einem übergeordneten Zweck. Anders verhält es sich bei Benefits, deren Vorteile und Auswirkungen regelmäßig zu erleben sind – und wir sind der Überzeugung, dass das Mobilitätsbudget genau in diese Kategorie fällt.

Gibt es Maßnahmen, die sofort umgesetzt werden können, um Mitarbeitenden etwas Gutes zu tun?

Hammes: Ich verweise noch mal auf das Deutschlandticket, da es aufgrund der Aktualität des Themas und der Nachfrage sicherlich für einen großen Teil der Arbeitnehmenden attraktiv ist. Optimal umgesetzt und ohne zusätzlichen Arbeitgeberaufwand kostet Mitarbeitende das Deutschlandticket in der Regel nur netto maximal 25 Euro monatlich.

Darüber hinaus hängt es aber auch stets von Unternehmen und Branchen ab, welche Benefits für die Beschäftigten von größtem Interesse sind. Es ergibt also Sinn, sich als Unternehmen kontinuierlich damit zu beschäftigen, welche Benefits einen Impact für die Mitarbeitenden haben.

Wie werden sich Benefits für Mitarbeitende verändern, und wie sollten Unternehmen darauf reagieren?

Hammes: Unternehmen sind gut beraten, sich künftig noch mehr Gedanken darüber zu machen, wie sie ihren Beschäftigten echte Mehrwerte bieten können. Dabei geht es vor allem darum, Arbeitnehmende nachhaltig zu begeistern und die Arbeitswelt bestmöglich in die Lebensrealität der Menschen zu integrieren. Die Unterstützung bei der Gestaltung des Arbeitswegs und privater Mobilität sowie die Bezuschussung von Homeoffice-Kosten bieten ungleich mehr Benefits im Leben vieler Menschen.

17.04.2023    Nadine Schmidt
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