Unternehmensaufbau
Mymuesli: Gründen für den Genuss
Philipp Kraiss, Hubertus Bessau und Max Wittrock gründeten 2007 das Unternehmen Mymuesli. Als Pionier für individualisierbare Bio-Lebensmittel wie Cerealien, Tee und Snacks steht das Passauer Unternehmen heute für ein hochwertiges Sortiment. Kraiss erinnert sich an die Höhen und Tiefen beim Unternehmensaufbau.
Philipp Kraiss
ist Co-Founder und Vorstand der Mymuesli AG
Wie haben Sie die Gründungsphase von Mymuesli erlebt?
Philipp Kraiss: Unsere Gründungsphase war sehr aufregend. Die Nachfrage war von Tag eins an riesig, sodass wir 14 Tage später schon ausverkauft waren. Allerdings waren unser selbst programmierter Webshop und das Bestellsystem noch nicht miteinander verbunden, sodass wir erst einige Hundert Bestellungen später gemerkt haben, dass wir zu viel verkauft hatten. Wenig später gab es zudem Lieferverzögerungen bei einzelnen Zutaten. Das hat für Spannungen gesorgt. Aber wir haben von Anfang an offen mit unseren Kundinnen und Kunden kommuniziert. Dafür haben wir unseren Blog genutzt und dort unsere Herausforderungen geteilt. Damit haben wir immer sehr gute Erfahrungen gemacht.
Zu welchem Zeitpunkt Ihrer Selbstständigkeit mussten Sie mutig sein?
Kraiss: Eigentlich ständig. Gerade in kleinen Gründerteams trifft man alle Entscheidungen selbst. Meine Mitgründer und ich haben Mymuesli.com direkt nach dem Studium gegründet. Keiner von uns hatte Erfahrungen in der Lebensmittelbranche. Und da sind jede Menge Bestimmungen für die Lebensmittelsicherheit einzuhalten. Anfangs hatten wir auch keinen Businessplan und nur ein überschaubares Startkapital von 3.500 Euro. Natürlich wollten wir vor dem Start unsere Erfolgschancen einschätzen und haben eine Online-Umfrage gemacht. Auf die Frage „Würdest Du Müsli online kaufen?” haben 100 Prozent mit „Nein“ geantwortet. Wir haben es zum Glück trotzdem gemacht.
Warum lohnt es sich, beim Gründen Risiken einzugehen, und wie profitieren Sie von diesen Erfahrungen?
Kraiss: Gleich vorweg, Gründen funktioniert nicht ohne Risiko; beides gehört zusammen. Und nicht jede Entscheidung, die man als Gründerin oder Gründer trifft, wird immer perfekt laufen. Aber wir sind in der Anfangszeit in der Regel gut damit gefahren, Dinge zu wagen und auszuprobieren. Fehler bringen schließlich wichtige Learnings für die nächsten Projekte oder die Weiterentwicklung des Start-ups mit sich.
Haben Sie im Verlauf Ihrer Tätigkeit falsche Entscheidungen getroffen, und falls ja, wie sind Sie mit diesen Erfahrungen umgegangen?
Kraiss: Das kommt auf die Perspektive an. Mit dem Wissen von heute würde ich vielleicht andere Entscheidungen treffen als vor einigen Jahren. Gerade unternehmerische Entscheidungen werden stark von makroökonomischen Faktoren mitgeprägt. Allein die zurückliegenden drei Jahre haben mit der Coronapandemie, dem Ukraine-Krieg und der Inflation das Konsumverhalten stark beeinflusst. Vom Online-Boom während der Lockdowns ging es direkt in eine starke Konsumzurückhaltung. Das sind vollkommen andere Herausforderungen als während unserer Gründungsphase, in der wir als Unternehmen direkt von der einen Lernphase in die nächste gingen.
Redakteurin
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