Gastbeitrag

Chaos bei CSRD-Einführung?

Mittelstand muss fit fürs Klima-Reporting werden

2025 wird Nachhaltigkeitsberichterstattung zu einem Muss für Tausende kleine und mittelgroße Unternehmen. Die wenigsten sind darauf vorbereitet; das Chaos bei der Einführung der neuen EU-Richtlinie scheint vorprogrammiert. Colin MacLeod, CEO von Klima.Metrix, erklärt, wie Unternehmen heute schon die richtigen Weichen fürs Klima-Reporting stellen können.

27.06.2023

Nichts anderes als das Ende des Greenwashing erwartet die EU von der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).

Der sperrige Titel verschleiert die enormen Konsequenzen der Direktive: Nachhaltigkeitsberichte sind damit kein nettes Extra mehr, sondern fester Bestandteil des Geschäftsberichts – finden also auf demselben Level wie die finanzielle Berichterstattung statt.

Bereits ab 2025 müssen in mehreren Schritten insgesamt knapp 50.000 europäische Unternehmen umfangreiche Klima-Reportings abgeben, rund 15.000 allein in Deutschland. Auch börsennotierte kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) mit weniger als 250 Mitarbeitenden werden künftig ihre Zahlen melden müssen.

Excel ist bisher das gebräuchlichste Tool fürs Klima-Reporting

Vorbereitet auf den Wandel sind bislang allerdings die wenigsten. Sogar in der bereits seit Längerem berichtspflichtigen Finanzbranche verfügt gerade mal ein Viertel der Institute über einen Nachhaltigkeitsbeauftragten – den Chief Sustainability Officer. In anderen Sektoren ist der Jobtitel fast völliges Neuland.

Tatsächlich kommen viele Neukunden bei Klima.Metrix noch mit per Hand befüllten Excel-Tabellen in die ersten Termine. Das Chaos, das entstehen wird, wenn plötzlich Tausende Unternehmen in letzter Minute gleichzeitig um die Implementierung der CSRD-Richtlinie kämpfen, ist Stand heute vorprogrammiert. Das zeigt auch ein Blick zurück auf das Chaos bei der Einführung von anderen EU-Richtlinien in der jüngeren Vergangenheit, etwa bei der EU-Fluggastrechte-Verordnung oder bei Open Banking.

Chaos, das sich vermeiden lässt: Je früher sich Unternehmen um gute Daten und sauberes Reporting bemühen, desto einfacher wird es im Nachgang. Und dafür brauchen sie eine verlässliche Software zur Erfassung von CO2-Daten.

Fokus auf die Scope-3-Emissionen legen

Neben der Berechnung von Scope-1- (direkt verursachte Emissionen, etwa durch den Fuhrpark et cetera) und Scope-2-Emissionen (indirekt verursachte Emissionen, etwa durch Strom, Fernwärme et cetera) geht es vor allem um die datengestützte Kalkulation der hoch komplexen Scope-3-Emissionen. Sie beziehen die gesamte Wertschöpfungskette ein. Und sie werden in den kommenden Jahren zur Bewährungsprobe für die Vielzahl an Akteuren auf dem jungen ClimateTech-Markt werden.

Bei Klima.Metrix berechnen wir bereits seit 2020 CO2-Fußabdrücke für Unternehmen, darunter Großkunden aus der Bau- und Finanzbranche. Saubere Kalkulationen, ein starker Algorithmus und ein datengestützter Fokus auf die hoch komplexen Scope-3-Emissionen sind die Säulen unserer Arbeit.

Schluss mit irreführenden „Klimaneutral“-Labels

Eines der größten Probleme der Branche ist die One-Stop-Mentalität. Denn viele Akteure auf dem Markt bieten nicht nur die CO2-Berechnung selbst an, sondern in der Folge auch noch die Evaluierung der eigenen Daten und eine entsprechende Beratung. Das ist ein klassischer Interessenskonflikt und in vielen Fällen eine Mogelpackung, die über kurz oder lang auffliegt: Nur seriöse Anbieter werden eine Zukunft haben.

Wie wichtig Transparenz und Vergleichbarkeit sind, zeigen die Erfahrungen von Klima.Metrix in der Finanzbranche, die bereits seit einigen Jahren berichtspflichtig ist: Privatanlegerinnen und -anleger fragen gezielt grüne Finanzprodukte nach, öffentliche Einrichtungen setzen auf nachhaltige Investments.

Aber dafür braucht es verlässliche ESG-Informationen. Und die waren bislang schwer zu finden und noch schwerer miteinander zu vergleichen, weil eine einheitliche Regelung fehlte. Die Folge sind undurchsichtige ESG-Ratings, irreführende Labels – allein in der EU gibt es 230 Umweltlabel – und daraus resultierend massive Unsicherheit in den Unternehmen. Mit der Einführung von CSRD soll damit Schluss sein.

Colin MacLeod

ist erfahrener Softwareunternehmer mit einem Faible für Nachhaltigkeit – und fest davon überzeugt, dass Technologie den Übergang zu einer Netto-Null-Zukunft gestalten kann. Als CEO von Klima.Metrix hilft er Unternehmenskunden dabei, ihren CO2-Fußabdruck zu ermitteln und zu reduzieren