Illustration Vordenker 2022
17.02.2022
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Materna IPS liefert Anlagen zur Passagierabfertigung an Flughäfen. Dabei sind immer wieder Innovationen gefragt, wie zum Beispiel Stereoskopie-Kameras, um Gepäckstücke sowie Bag Tags mit Hilfe von neuester Deep Learning Technologie zu erkennen, erläutert der Geschäftsführer des Unternehmens, Georg Oschmann.

Zur Person

Georg Oschmann

ist Geschäftsführer der Materna IPS GmbH und früher Prokurist der Materna Information & Communications SE. Das Unternehmen liefert für Flughäfen und Fluggesellschaften Lösungen für die automatisierte Passagierabfertigung

Wie fällt Ihr Fazit für 2021 aus und welches große Ziel setzen Sie sich für 2022?

Georg Oschmann: Während sich unsere Branche – die Luftfahrt-Industrie – noch 2020 den plötzlichen Herausforderungen der Pandemie samt ihren Auswirkungen stellen musste, waren wir ein Jahr später gut gerüstet und konnten schnell reagieren. Das erworbene Wissen konnten wir nutzen, um schon 2021 einen Schritt Richtung Normalität zu gehen. Materna IPS hat es so geschafft, sich weiterzuentwickeln, Personal für nahezu alle internationalen Büros zu gewinnen und trotz der erschwerten Bedingungen eine klare Linie beizubehalten. Für dieses Jahr haben wir eindeutige Ziele vor Augen: Weiter wachsen in unseren Hauptmärkten in Europa und Nordamerika und krisensicher weitermachen.

Was macht künftig den Erfolg Ihres Unternehmens aus?

Oschmann: Der Einsatz von Self-Service ist seit Jahrzehnten Teil der Modernisierungsprozesse von Flughäfen. Gerade der Ausbruch der Pandemie hat aber auch gezeigt, dass diese Technologien Zukunft haben. Komplexe Prozesse werden durch Self-Service-Systeme wie Self Bag Drops für die Passagiere am Flughafen vereinfacht und der zeitliche Aufwand wird minimiert. Wir konnten durch die Pandemie zeigen, dass diese Systeme sicher sind, Menschenansammlungen und Kontakte vermeiden. Es ist zu erwarten, dass sich diese Lösungen weiterentwickeln und so die Reiseerfahrung in Zukunft maßgeblich mitbestimmen werden.

An welchen Stellen wird die Technologie künftig noch eine Rolle am Flughafen spielen?

Oschmann: Ein wichtiger Erfolgsfaktor für uns wird die Integration neuer Technologien wie biometrische Gesichtserkennung in die Abfertigungsprozesse sein. Gerade in den USA ist man hier schon um einige Schritte weiter. Anhand von biometrischem Abgleich lassen sich Prozesse für Passagiere noch stärker vereinfachen und noch sicherer machen. Die Idee ist, dass der Reisegast nur mit seiner biometrischen Identität an verschiedenen Touchpoints im Flughafen-Terminal erkannt wird, statt immer wieder verschiedene Reisedokumente vorzeigen zu müssen.

Welche Rolle spielen Innovationen in Ihrem Geschäft?

Oschmann: Innovationen, die unserem Team die Installationen an den Flughäfen erleichtern, werden immer wichtiger. Damit können wir Aufwände reduzieren und unsere Produktivität steigern. Eine sehr gute Möglichkeit bietet sich uns mit dem Einsatz der Microsoft Hololens, der Mixed-Reality-Smartglasses. Mithilfe der vier „Environment Understanding Cameras” sowie einer Tiefenkamera legt die Hololens eine virtuelle Repräsentation der Umgebung an und stellt interaktive 3D-Projektionen in einem realen Kontext dar. Mit dieser Methode können wir gezielt unsere Automaten in Flughafenumgebungen darstellen und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Aufbau und der Wartung anlernen. Solche Innovationen steigern sowohl die Motivation als auch die Effizienz. Ziel ist, auf Marktanforderungen im Bereich Sicherheit, Flexibilität und Schnelligkeit professionell zu reagieren. Unsere Self Bag Drop Produkte haben wir im letzten Jahr mit einer neuen Kameratechnologie ausgestattet. Diese arbeitet im Bereich der digitalen Bildverarbeitung mit Stereoskopie-Kameras, um Gepäckstücke sowie Bag Tags mit Hilfe von neuester Deep Learning Technologie zu erkennen. Damit bieten unsere Lösungen einen enormen Wettbewerbsvorteil bei der Gepäckaufgabe.

Wie steht es um die digitale Transformation in Ihrem Unternehmen?

Oschmann: Aufgrund unserer verschiedenen internationalen Niederlassungen in unterschiedlichen Zeitzonen sind wir gezwungen, digitale Kommunikationstools zu nutzen. So konnten wir in 2021 unsere interne Kommunikation komplett auf MS Office 365 umstellen und diverse Applikationen einsetzen. Ebenso konnten wir im letzten Jahr ein Unternehmens-Intranet auf Confluence-Basis aufbauen. Diese ist für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit abrufbar und bietet als Wiki-Tool die Möglichkeit, alle auf dem aktuellsten Stand zu halten. Um flexibel zu bleiben, geht unsere Strategie ganz klar in Richtung Cloud Services in allen Bereichen. Das betrifft sowohl die internen Prozesse im Unternehmen sowie auch unser Angebot für Kunden. Wir bieten etwa für unsere Lösungen auch Cloud-basiertes Hosting an und übernehmen beispielsweise für Airlines komplexe Aufgaben. Bei vielen unserer Projekte arbeiten wir inzwischen auch mit der AWS Cloud. Das Backend für das Self Bag Drop System am Flughafen Mailand Malpensa etwa wird in der AWS Cloud betrieben. Dort werden die Verfügbarkeit und Funktion der Automaten am Flughafen überwacht. Die Cloud-Dienste liefern Statistiken und Berichte für die Systemverwaltung. Für 2022 steht für uns der Einsatz eines Cloud-basierten ERP-Systems an. Wir reagieren damit auf die stetig wachsenden Anforderungen in unserer Supply-Chain. Durch unser internationales Geschäft mit Lieferanten und Kunden auf verschiedenen Kontinenten und abweichenden Steuersystemen, sehen wir großen Handlungsbedarf, in ein professionelles Warenwirtschaftssystem zu investieren.

In welchem Bereich haben Sie den größten Bedarf an Mitarbeitern?

Oschmann: Damit wir unseren Kurs weiterfahren können, sind gute Developer und IT-Spezialisten für uns die Basis des Erfolgs. Um Projekte erfolgreich abwickeln zu können, haben wir in den letzten Jahren unser internationales Projektmanagement-Team verstärkt. Dabei sind Stärken wie Sprachkenntnisse und IT-Know-how von großer Bedeutung. Die Vielfalt hilft enorm: Wir sind nicht nur auf verschiedenen Jobmessen präsent, sondern auch in den sozialen Medien aktiv auf der Suche. Durch unseren Mutterkonzern Materna Information & Communications haben wir den Vorteil, auch in anderen Branchen gut vernetzt zu sein und von diesem Portfolio zu profitieren. In diesem Zusammenhang spielen auch die persönlichen Kontakte für uns eine Rolle.

Nennen Sie uns drei Gründe, warum im „War for Talents“ die Besten zu Ihnen kommen sollten.

Oschmann: Zu unserem IT-Geschäft gehört neben dem Einsatz von verschiedenen Hardware-Lösungen für Flughäfen und Airlines auch die Realisierung entsprechender Software. Hier entwickeln wir ganzheitliche Projekte für eine reibungslose Passagierabfertigung. Unsere Entwicklerinnen und Entwickler, Projektmanagerinnen und -manager sowie Sales- und Marketing-Spezialistinnen und -Spezialisten arbeiten daran mit, die „Passenger Journey“ so angenehm wie möglich zu machen. Unsere Projekte realisieren wir nahezu auf allen Kontinenten und arbeiten mit unterschiedlichen kulturellen Anforderungen von Indien über Japan sowie Europa und Amerika. Daher gehören Einsätze in den verschiedenen Ländern für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Arbeitsalltag. Teamwork und Teamzugehörigkeit sind demnach für uns ein wesentlicher Faktor. Wir setzen auf Diversität und sprechen sowohl vor Ort beim Kunden als auch miteinander im Büro verschiedene Sprachen. Dazu gehört auch eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Mitarbeitende können ihren Arbeitsrhythmus oft individuell gestalten. Dazu zählen der Einsatz von Home Office, ein flexibles Arbeitszeitsystem sowie die Ausstattung mit moderner Technologie.

Auf welche Maßnahmen zur Mitarbeiterentwicklung und zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit setzen Sie?

Oschmann:  Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Möglichkeit, regelmäßig an anonymen Umfragen teilzunehmen, so messen wir die generelle Zufriedenheit und können auf eventuelle Schwachstellen reagieren. Die Mitarbeitermotivation ist bei uns fest im internen Businessplan verankert. Zudem nutzen wir ein Programm zur Förderung der Fachkarrieren unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit eindeutigen Karrierestufen. Damit erhält jeder die Chance, sich individuell zu verbessern und eine höhere Stufe zu erreichen. Dazu gehören sowohl die Definition persönlicher als auch projektspezifischer Ziele, mit denen sie ihre Kompetenzen weiterentwickeln können. Wir setzen mit unserem Mutterunternehmen außerdem auf ein umfangreiches Schulungsangebot. Eine unserer wichtigsten Maßnahmen zur Zufriedenheit und Stärkung des Gemeinschaftsgefühls sind unsere internen Firmen- sowie Teamevents. Ob sportliche Aktivitäten, Grill-Events oder gemeinsame Feiern.

17.02.2022
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