Eine Binsenweisheit hält sich hartnäckig: Glücklich wird derjenige, der Arbeit und Privatleben trennen kann. Der Kern dieser Aussage mag nicht gänzlich falsch sein, greift dennoch viel zu kurz. Denn Arbeit und Privatleben lassen sich für die allermeisten von uns nicht strikt separieren. Immerhin arbeiten wir im Schnitt acht Stunden am Tag, nehmen jobbezogene Gedanken mit in den Feierabend und sprechen mit Freunden und Familie über die Karriere.
Hinzu kommen Herausforderungen auf aktuellen Projekten, Unstimmigkeiten mit den Kolleginnen und Kollegen und Gehaltsverhandlungen mit den Vorgesetzten – allesamt potenzielle Stressfaktoren, die unser mentales Wohlergehen beeinflussen können. Hier besteht Aufholdbedarf. Laut der “People at Work” Studie des Anbieters von HR-Services ADP verspürt jeder vierte Deutsche jeden einzelnen Arbeitstag Stress.
Was Unternehmen damit zu tun haben? Lange – leider – überhaupt nichts. Die mentale Gesundheit wurde als Privatsache abgetan und sollte entsprechend auch nur im privaten Raum adressiert werden. Ein Trugschluss mit Folgen.
Mentale Gesundheit: Zufriedene Mitarbeitende sind produktiver
Denn Unternehmen erwarten, naturgemäß, ein hohes Maß an Produktivität ihrer Belegschaft. Dabei wird jedoch häufig unterschätzt, wie eng das psychische Befinden der Mitarbeitenden mit der eigenen Leistungsfähigkeit zusammenhängt. Einige Studien, darunter eine umfangreiche Analyse der Oxford Universität, belegen: Glückliche Mitarbeitende sind eindeutig produktiver.
Im Umkehrschluss sollte wirtschaftlich denkenden Unternehmen an der mentalen Gesundheit ihrer Belegschaft gelegen sein. Schließlich trägt jeder glückliche Mitarbeitende zu einem positiven Betriebsergebnis bei. Eine großangelegte Untersuchung von The Lancet Global Health schätzt beispielsweise, dass der Mangel an mentaler Gesundheit die Weltwirtschaft jährlich circa 2,5 Billionen US-Dollar kostet.
Doch sollten Unternehmen die Privatsphäre “Gesundheit” wirklich betreten?
Unternehmensangebote von Mitarbeitenden gewünscht
Die kurze und klare Antwort: ja. Der “2023 Workplace Mental Health Trends Report” von Calm Business stellte fest, dass sich alleine in den Generationen Gen Z und Millennials (also den unter 35-Jährigen) 69 Prozent der Befragten eine stärkere Rolle ihres Arbeitgebers bei der Bewältigung von Stress und Ängsten wünschen. Laut einer Studie der Personalentwicklungsplattform Leapsome geben 94 Prozent der 2.000 Befragten an, dass ihre mentale Gesundheit eng mit angebotenen Initiativen des eigenen Arbeitgebers verknüpft ist.
Führungskräfte sollten derartige Initiativen, je nach Größe des Betriebes, also fest in der Unternehmensstrategie verankern. Ein vielversprechendes Unternehmensangebot, das gerade in Deutschland (noch) nicht weitverbreitet ist, ist das Angebot für persönliche Coachings.
Coaching Sessions – Von Career Counselling bis Performance Verbesserung
Die Zusammenarbeit mit externen oder internen Coaches kann an unterschiedlichen Stellen zu Verbesserungen führen und unterstützen die Mitarbeitenden und das gesamte Unternehmen gleichermaßen. Drei Beispiele:
- Mentale Gesundheit: Coaches mit einer psychologischen Ausbildung kennen die unterschiedlichen Stressfaktoren, denen Mitarbeitenden ausgesetzt sind. In dedizierten Sitzungen können diese gezielt adressiert und so nachhaltig gelöst werden. Durch ihre fundierte Expertise können Coaches dabei zwischen arbeitsbezogenen Herausforderungen und solcher privaten Natur unterscheiden und der Person helfen, die richtigen Schlüsse zu ziehen.
- Persönliche Weiterentwicklung: Durch sogenanntes Career Counselling erhalten Mitarbeitende in Einzel- oder Gruppengesprächen wertvolle Insights, um Karriereziele nicht nur zu definieren, sondern diese auch zu erreichen. In enger Abstimmung zwischen Coach und Mitarbeitendem werden Potenziale zur Weiterentwicklung, beispielsweise bei Soft Skills wie der Teamfähigkeit, Schritt für Schritt mit individuellen Übungen verbessert.
- Performanceverbesserung: Einige Mitarbeitende suchen konkret nach Ratschlägen, um die Performance in unterschiedlichen Bereichen, wie der Verhandlungsführung oder dem Zeitmanagement, zu optimieren. Auch hier können Coaches die Weichen stellen, um im Sinne des Individuums und des Unternehmens eine höhere Leistungsfähigkeit zu erzielen.
Bei Pipedrive arbeiten wir seit über fünf Jahren mit festangestellten Coaches und können ein durchweg positives Zwischenfazit ziehen: Im vergangenen Jahr hat jede und jeder vierte Pipedrive Mitarbeitende auf solche Sessions zurückgegriffen; 90 Prozent davon mehr als einmal. Die Durchschnittsbewertung der Sessions liegen bei über neun von möglichen zehn Punkten.
Es ist an der Zeit, dass Unternehmen die Notwendigkeit von solchen Initiativen erkennen und damit nicht nur in die Zukunft der Mitarbeitenden, sondern das Wohlergehen des Unternehmens investieren.