Europäischen Start-ups geht es immer besser, was die Finanzierung betrifft: Im Vergleich zu vor vier Jahren hat sich das Wagniskapital, das ihnen zufloss, weit mehr als verdoppelt. Und es bestehen noch weitere Gründe für Zuversicht.
Europäische Start-ups bekommen so viel Kapital wie noch nie: Im Vergleich zu 2016 hat sich die Investitionssumme mehr als verdoppelt. Vor vier Jahren flossen rund 15 Milliarden Dollar in europäische Unternehmensgründungen, 2020 waren es bisher schon 34 Milliarden Dollar. Das geht aus einer aktuellen Infografik auf der Finanz- und Blockchain-Website Block-Builders.de hervor.
Der Löwenanteil ging zuletzt nach Großbritannien, gefolgt von Frankreich und Deutschland auf Platz drei, wie der EY-Start-up-Monitor zeigt. Insgesamt erhielten britische Unternehmensgründer sogar mehr Geld als französische und deutsche zusammen.
Die steigenden Investitionssummen bestätigen den Erfolg der europäischen Gründungen und zeigen, dass Geldgeber Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Europa haben – nicht nur heute, sondern auch morgen.
„Vor 10 bis 15 Jahren hatten wir in Europa einen Minderwertigkeitskomplex. Wir glaubten, dass wir zwar in der Grundlagenforschung gut sind, aber nicht in der digitalen Welt“, sagt Adrien Nussenbaum, Gründer von Mirakl, eines französischen Software-Herstellers. „Inzwischen ist dies anders – Erfolgsgeschichten wie Spotify beweisen das Gegenteil.“
Günstigerer Büroraum
Tatsächlich bietet Europa gegenüber den USA auch einige Vorteile. Besonders wichtig: Hier gibt es rund sechs Millionen ausgebildete Software-Entwickler – in den USA sind es lediglich 4,3 Millionen. Auch bei den Mieten liegt Europa vorn, der Alte Kontinent weist günstigeren Büroraum aus als die Start-up-Umgebungen in den USA.
Die Gründer-Welt verändert sich: „Noch sind die meisten großen Tech-Konzerne in den USA oder China angesiedelt“, sagt Raphael Lulay, Analyst bei Block-Builders. Dabei stammen viele erfolgreiche Innovationen aus Europa. Allerdings siedelten aussichtsreiche Start-ups bisher bald nach der Gründung in die USA über, aber dieser Trend ist offenbar bald vorbei.“ Junge Gründer sehen immer stärker ihre Chancen in Europa. Vorbilder dafür sind Unternehmen wie der in Schweden gestartete Streamingdienst Spotify, die Berliner Essensbestellplattform Delivery Hero oder der aus den Niederlanden stammende Zahlungsabwickler Adyen.
Diese drei Unternehmen haben auch den Gang an die Börse gewagt – mit großem Erfolg. Alle drei Aktien sind gleich nach dem Börsengang stark gestiegen, der Trend hält bis heute.
Gründer suchen weiter Mitarbeiter
Dass es lohnt, in Start-ups zu investieren, zeigen nicht nur die enormen Kursentwicklungen, sondern auch die Tatsache, dass Start-ups – ganz anders als etablierte Unternehmen – selbst im Jahr 2020, dem Jahr der Coronapandemie, viele Neueinstellungen planen. Dieses trifft zumindest auf deutsche Neugründungen zu, wie sich am Deutschen Start-up-Monitor des Bundesverbands Deutsche Startups ablesen lässt. Die rund 2000 für diese Studie befragten deutschen Unternehmen gaben an, in den nächsten zwölf Monaten im Schnitt sechs neue Mitarbeitende einstellen zu wollen – und das, während die großen Firmen Kurzarbeit anmelden. Auf die Coronapandemie haben zwar 90 Prozent mit Gegenmaßnahmen reagiert, dazu gehörte aber nicht der Stellenabbau.