Premiummarke

Leica: Zu Hause in Deutschland, weltweit begehrt

Leica, der deutsche Hersteller für Premiumkameras mit Weltruf, feiert 2025 das 100-jährige Bestehen der ersten Kleinbildkamera – und legte zuletzt das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte hin. Dabei findet das Hauptgeschäft vor allem im Ausland statt und wird nicht zuletzt durch Smartphone Fotografie befeuert.

Bei der Montage einer Leica-Kamera wird das Leica-Logo mit einer Pinzette auf die Kamera gesetzt.

28.04.2025

Matthias Harsch ist seit acht Jahren CEO des Traditionsunternehmens Leica aus Wetzlar, das für technologische Meisterleistungen und präzise Handwerkskunst berühmt ist. Im Interview mit DUP UNTERNEHMER spricht er über die globalen Erfolge des Premiumherstellers, digitale Wachstumschancen und die Bedeutung der „Leica Experience“ für eine äußerst loyale und kaufkräftige Kundschaft.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Leica verzeichnete im Geschäftsjahr 2023/24 das beste Ergebnis der Firmengeschichte. Was sind die Gründe für diesen Erfolg?

Matthias Harsch: Es sind zwei Säulen – einmal Produktinnovationen, in der Fotografie und Sport-Optik, aber auch die Erweiterung des Portfolios im Home-Entertainment-Bereich, bei Brillengläsern und hochwertigen Uhren, sowie die konsequente Ausweitung unseres Vertriebsnetzes mit mittlerweile über 120 Leica Stores weltweit. Dort erleben Menschen unsere Marke nicht nur, sie fühlen sie. Wir schaffen Orte, an denen die Faszination Marke spürbar wird – mit kompetenter Beratung und dem Erlebnis, ein Meisterwerk der Ingenieurskunst in den Händen zu halten. Hinzu kommt eine unglaubliche Loyalität unserer Kundinnen und Kunden. Die Kompaktkamera „Leica Q“ ist ein Paradebeispiel: Sie erfordert keine großen fotografischen Vorkenntnisse, liefert aber Ergebnisse, die Menschen rund um den Globus begeistern.

Sie setzen stark auf eigene Stores. Warum ist der physische Vertrieb für Leica so wichtig?

Harsch: Er ist das Herzstück unserer Markenbindung. Menschen müssen unsere Produkte in die Hand nehmen können. Unsere Stores sind keine reinen Verkaufsstellen, sondern Erlebnisräume, in denen Fotografie gelebt wird. In Zürich beispielsweise sind wir mittler­weile der letzte Fotohändler – das zeigt, dass unser Konzept aufgeht. Auch der Vintage-Bereich wächst stark. Von Studenten bis hin zu Sammlern nutzen viele dieses Angebot.

Viele hatten befürchtet, dass Smartphones dem Kameramarkt schaden würden. Wie sehen Sie das?

Harsch: Die Smartphonefotografie hat das Interesse an Bildern eher befeuert. Milliarden Menschen fotografieren täglich. Ein Teil davon will irgendwann mehr – und landet bei Leica. Die tiefe Auseinandersetzung mit Bildkomposition und Qualität entsteht oft erst durch die alltägliche Smartphonenutzung. Wir sehen Smartphones nicht als Bedrohung, sondern als Einstieg in die Fotografie. Außerdem sind wir durch unsere Partnerschaft mit dem chinesischen Smartphonehersteller Xiaomi technologisch hautnah dabei und profitieren enorm von dem Austausch.

Ihr Wachstum in Asien ist beeindruckend. Was steckt dahinter?

Harsch: Asien ist schon immer sehr Kultur- und Fotografieaffin. Wir bauen dort nicht nur Stores, sondern auch Galerien und Veranstaltungsräume. Die Kombination aus kulturellem Engagement, handwerklicher Qualität made in Germany und kompromissloser Bildqualität ist dort ein enormes Asset. Vor allem junge Menschen in China und Japan schätzen die Verbindung von Tradition und High-End-Technologie.

Welche Rolle spielt China, auch angesichts wirtschaftlicher und geopolitischer Risiken?

Harsch: China ist nach den USA unser zweitgrößter Markt. Natürlich gibt es Abhängigkeiten, aber wir setzen dort genauso wie in anderen Märkten auf Qualität statt Preiskampf. Unsere Kooperation mit Xiaomi ist für beide Seiten strategisch. Ohne unser Know-how gäbe es die Smartphones mit dieser Bildqualität nicht. Wir bleiben unabhängig, weil wir auf Exklusivität und Beständigkeit setzen – das gilt nicht nur für die USA und China, sondern für jeden Markt.

In welchen Geschäftsbereichen soll Ihr Unternehmen künftig wachsen?

Harsch: Die Sportoptik ist für uns ein sehr spannendes Feld. Hier verschmelzen wir klassische Optik mit smarten, digitalen Funktionen. Stellen Sie sich vor, Sie blicken durch ein Fernglas und erhalten gleichzeitig Informationen zu dem, was Sie sehen – Höhe, Distanz, Temperatur. Außerdem setzen wir stark auf Home Cinema. Unsere Projektionstechnologie bringt Erlebnisse ins Wohnzimmer, die mit klassischen Fernsehern nicht vergleichbar sind. Der Markt ist riesig, aber auch anspruchsvoll – hier punkten wir mit unserer optischen Kompetenz.

Leica hat sich zudem digital neu aufgestellt. Welche Vision verfolgen Sie hier?

Harsch: Wir haben in das digitale Ökosystem investiert. Das iPhone ist für viele unserer Kundinnen und Kunden das Hauptwerkzeug für spontane Fotografie. Mit unserer „Lux“-App für Smartphones und einem passenden Kamera-Grip bringen wir unsere Philosophie in dieses Umfeld – hohe Bildqualität, einfache Bedienbarkeit und ein einzigartiger Look. Das Feedback unserer Kundinnen und Kunden sowie die ausgezeichneten App-Bewertungen bestätigen: Wir treffen damit den Nerv der Zeit.

Mit der „M11-P“ hat Leica die weltweit erste Kamera mit „Content Credentials“ eingeführt. Was versprechen Sie sich von der neuen Technologie zur Bild­authentifizierung?

Harsch: In Zeiten von Deepfakes und KI-generierten Bildern wird Authentizität immer wichtiger. Unsere Zusammenarbeit mit der „Content Authenticity Initiative“ unter Adobe ermöglicht es, die Echtheit eines Bildes transparent und nachvollziehbar zu machen. Vor allem für Profi-Fotografen ist das ein enormer Mehrwert, der ihre Arbeit schützt und gleichzeitig Vertrauen bei den Betrachtenden schafft.

Wie passt die handwerkliche Präzision von Leica in diese digitale Welt?

Harsch: Beides lässt sich wunderbar kombinieren. Unsere Kameras zeichnen sich durch intuitive Bedienbarkeit und hohe Qualität aus. Diese Werte übertragen wir auch in unsere digitalen Produkte. Weniger Knöpfe, klare Funktionen, die Konzentration auf das Wesentliche – das macht Leica aus und gilt für jede Anwendung, analog wie digital.

Was bedeutet die „Leica Experience“ konkret für Ihre Kunden?

Harsch: Es ist die Summe aller Erlebnisse: das intuitive Produkt, der Moment des Fotografierens, das ikonische Design, die Begegnungen in unseren Stores, Events und Workshops. Auch der Austausch zwischen Leica-Fans, oft Fremde, die durch die Kamera ins Gespräch kommen, ist Teil davon. Die „Experience“ umfasst aber auch personalisierte Services und eine passgenaue Kundenansprache, die wir stetig weiterentwickeln.

Und zum Schluss sei noch eine persönliche Frage erlaubt: Wann greifen Sie selbst zur Leica?

Harsch: Ich bin großer Fan unserer Kompaktkamera „Q“. Besonders im Urlaub oder bei Familienfesten nehme ich mir bewusst Zeit für Fotografie. Es geht darum, den Moment festzuhalten und sich selbst eine Erinnerung zu schaffen – das ist für mich der wahre Luxus.

Portraitfoto Matthias Harsch, CEO von Leica

Matthias Harsch

ist seit 2017 CEO der Leica Camera AG aus Wetzlar. Sein Fokus bei Leica liegt auf der Kombination von Präzisionshandwerk, Digitalisierung und globaler Markenpositionierung